Kleine Nachtschwärmer stehen im Mittelpunkt
Auf Gut Morhard soll in den nächsten Jahren ein Zentrum für heimische Fledermäuse entstehen. Neben einer Auffangstation für kranke oder geschwächte Tiere soll es dort auch viel Anschauungsmaterial für Tierfreunde geben
Königsbrunn Die Brunnenstadt hat ein spannendes Nachtleben und wer Lust hat, kann sich ab April persönlich davon überzeugen. Zugegeben, hier ist nicht die Rede von Clubs und Nachtbars, sondern von Fledermäusen. Kai Deutschmann hält einen kleinen schwarzen Kasten in der Hand und es knistert und knack laut und vernehmlich. Das Gerät hilft, Fledermäuse zu hören und dann aufzuspüren.
Deutschmann ist der stellvertretende Vorsitzende des Augsburger Vereins Fledermausschutz und bei dem Kasten handelt es sich um einen Fledermausdetektor. Diese Detektoren wandeln die hohen Ultraschalllaute der Fledermäuse in niedrigere, von Menschen hörbare Frequenzen um. Die Besucher auf Gut Morhard hören interessiert zu. Sie alle kamen zur Auftaktveranstaltung des neuen Bildungsprojektes, das mit einem bunten Informationsprogramm und einer Auffangstation für verletzte Fledermäuse zum Schutz der nachtaktiven Tiere beitragen will (wir berichteten).
Plötzlich kommt Bewegung in die Besuchergruppe und schnell werden die Smartphones rausgeholt, um eilig ein Foto zu machen. Vereinsvorsitzende Claudia Weißschädel hat eigens für diese Veranstaltung einen der kleinen Nachtschwärmer mitgebracht, eine Zweifarbfledermaus. Sie hält das grau-schwarze Tier auf ihrer Hand, und der kleine Batman macht auch ohne Detektor hörbares Gezeter. „Das ist ein Sozialruf, denn die Fledermaus ärgert sich ganz fürchterlich“, erklärt Deutschmann. Verständlich, welche Fledermaus mag schon am helllichten Tag aus dem Schlaf gerissen werden.
Zukünftig wird das nicht mehr passieren: In der geplanten Auffangstation sollen Kameras installiert werden, die das nächtliche Treiben aufzeichnen, damit sich Besucher die Nachtaktivitäten per Monitor am Tag anschauen können und durch ein Fenster dann die schlafenden Tiere beobachten. Dazu sind Informationstafeln und ein umfangreiches Bildungsangebot geplant.
Initiiert wurde das Projekt von Günther Groß, dem Vorsitzenden des Freundeskreises der Dr.-HeinFischer-Sammlung. Groß brachte die Hauptakteure zusammen und sucht weiter händeringend ehrenamtliche Helfer und Sponsoren. Auf Gut Morhard, einer Außenstelle des Augsburger Tierschutzvereins, soll ein sechs auf fünf Meter großes Gebäude mit einem Raum für die ver- letzten Tiere, einem Beobachtungsraum und einer Technikkammer gebaut werden. Zusätzlich benötigen die Naturschützer eine technische Ausrüstung und Bildungsmaterialien.
Rund 100 000 Euro wird das Projekt für die nächsten drei Jahre kosten, so die Kalkulation von Günther Groß: 25000 Euro pro Jahr für das Umweltbildungsprogramm plus 25 000 Euro für die kleine Baumaßnahme. Der Bezirk Schwaben hat bereits einen Zuschuss von 7000 Euro zugesagt und auch der Landkreis wird das Projekt unterstützen. Groß lobte ausdrücklich das Engagement von Landrat Martin Sailer, denn „er hilft, schwierige Klippen zu umschiffen“. Die Stadt Königsbrunn hilft mit einer Anschub-Finanzierung von 13 000 Euro und 5000 Euro für die nächsten drei Jahre, und die Stadt Augsburg steuerte „ganz unkompliziert“10000 Euro bei – es gibt also noch genügend Spielraum für Sponsoren, sich bei dem Projekt zu engagieren.
Auch bei der ehrenamtlichen Hilfe gibt es noch Bedarf, sowohl bei dem Bildungsprojekt als auch im Naturmuseum, einem der drei Partner. Mit wie viel persönlichem Einsatz die Mitglieder des Fledermausvereins ihre Herzensangelegenheit angehen, wird bei einem Gespräch am Rande der Veranstaltung deutlich. Die Vorsitzende Weißschädel hat bei sich zu Hause ein Zimmer ausgeräumt, in dem hängt nun ein Flugzelt für ihre Schützlinge. Aktuell beherbergt sie sieben Zwergfledermäuse, von denen sich fünf im Winterschlaf befinden. Die anderen beiden sind noch so krank, dass sie zwischendurch fressen müssen.
In der Hochzeit im Sommer kann es auch vorkommen, dass die Tiere bei ihr im Wohnzimmer „herumhängen“, besonders, wenn sie BabyFledermäuse aufpäppelt. Aber ihr Ehemann würde das alles geduldig ertragen, freut sich Weißschädel und lacht. Zum Projekt sagt sie: „Es ist eine riesige Chance für die Fledermaus, weil wir damit sehr viele Menschen erreichen und so zum Artenschutz beitragen können.“
OInformationen für alle, die Lust und Interesse haben, sich an dem Projekt zu beteiligen, gibt es bei Günther Groß, E-Mail guenther-gross@maxi-bayern.de, oder am kommenden Wochenende im Rahmen des Weihnachtsmarktes auf Gut Morhard, Landsberger Straße 144. Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag jeweils von 15 bis 19 Uhr. Wer mag, kann dort dann auch einen Fledermauskasten bauen.