Wenn Männer älter werden
Was Prinz Philip von Herbert Grönemeyer lernen könnte
Von Ex-Kanzler Helmut Schmidt stammt die Erkenntnis, jeder Politiker sehe auf Dauer so aus, wie er sei. Manch einer sieht bei all dem Stress ziemlich alt aus. So werden Schläfen gefärbt, außer natürlich die des früheren heiratsfreudigen Polit-Zampanos Gerhard Schröder. Und nachdem Männer dank des überbordenden Warenangebots von Discountern in ihrer evolutionär angestammten Rolle als Jäger und Sammler nicht mehr gefragt sind, werden sie – um es existenzphilosophisch zu sagen – auf ihre Rolle als Autofahrer zurückgeworfen. Diese PS-Kompetenz sollte möglichst lange gewahrt werden.
Insofern durfte Prinz Philip das Wohlwollen seiner Geschlechtsgenossen gewiss sein, dass er noch bis 97 am Steuer saß. Schließlich gilt es, einen Rest an Freiheitsgraden zu wahren, wenn zu Hause Queen Elizabeth II. das Lenkrad allumfassend in der Hand hat. Insofern verdient der Prinzgemahl männliche Anteilnahme, seit er seinen Führerschein nach einem Unfall und wegen der Empörung über das Fahren ohne Sicherheitsgurt zurückgeben musste. Jetzt hat er auch zu ertragen, dass seine 92-jährige Gattin ihn in Schottland fährt. Kommen Männer in die
Jahre, fordert ihnen das Leben Großzügigkeit gegenüber sich und anderen ab. Deutschrocker Herbert Grönemeyer, 62, scheint darin Meisterschaft erlangt zu haben: „Wenn ich morgens in den Spiegel gucke, dann denke ich auch: war schon mal schöner.“Dabei beherzigt er die in seinem Lied „Männer“postulierte Erkenntnis: „Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht.“Die Grönemeyer’sche Lockerheit geht so weit, dass er, fällt ihm bei Konzerten der Text nicht ein, abwartet, bis das Publikum weitersingt. Dann steigt er wieder ein. Solch Tiefenentspanntheit könnte Prinz Philip von Grönemeyer
lernen.