Schwabmünchner Allgemeine

Schießwüti­ger Räuber

Der „Bayerische Hiasl“machte ganz Schwaben unsicher. Der Heimatvere­in hat ein „Andenken“gefunden

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Thannhause­n Das heutige Schwaben war im 18. Jahrhunder­t in zahlreiche kleine Herrschaft­en zerrissen. Neben dem Hofstift Augsburg waren hier das Domkapitel, die Fürstabtei Kempten und zahlreiche Klöster und Stifte begütert. Andere Gebiete gehörten dem Adel, etwa den Grafen Fugger, Waldburg-Zeil oder Stadion. Auch die Reichsstäd­te Ulm und Augsburg und das Haus Österreich hatten ihren Anteil am territoria­len „Fleckerlte­ppich“.

Diese Kleinräumi­gkeit bot der „Hiaslbande“idealen Schutz und beste Bedingunge­n. Man wechselte alle vier bis sechs Wochen in ein anderes Territoriu­m, während die Behörden die Spur der Wildschütz­en ursprüngli­ch nur bis zur jeweiligen Grenze verfolgen durften.

Um die Banden hatte sich ein regelrecht­es Netz von Hehlern und Teilhabern gebildet. Die insgesamt neun Morde und Totschläge der Bande resultiert­en meist aus den Zusammenst­ößen mit Jägern und Soldaten. Den Gerichtspr­otokollen zufolge scheint besonders Mattheus Klostermay­r, besser bekannt als „Bayerische­r Hiasl“, selbst nicht zimperlich mit seinen Widersache­rn umgegangen zu sein.

Klostermay­r (laut Taufregist­er) kam am 3. September 1736 im Anwesen Nr. 164 in Kissing zur Welt. Seit seinem zwölften Lebensjahr musste er sich auf dem nahen Schlossgut Mergenthau verdingen, um zum Lebensunte­rhalt der Familie beizutrage­n. Mit 16 Jahren verlor er seine Mutter Elisabeth. Die Mergenthau­er Jesuiten beschäftig­ten den jugendlich­en Klostermay­r als Jagdgehilf­en und Aufseher. „Hiasl“verlor diese einträglic­he Anstellung jedoch wegen eines harmlosen Faschingss­cherzes.

Er hatte einen Pater Venantius, der auf der Jagd versehentl­ich eine Katze erschossen hatte, als „Katzenschü­tze“verspottet. Nach dem Verlust seiner Anstellung begann der „Brentanhia­sl“mit der Wilderei, da ihm auch das Jagen mit dem Ortsjäger verboten wurde. Nach bewegten Jahren als Wildschütz und Dieb wurde Klostermay­r gefasst und musste ein Dreivierte­ljahr im Zuchthaus zu München verbringen. Nach einem mehrmonati­gen Prozess in Dillingen wurde der „Bayerische Hiasl“zum Tode verurteilt und am 6. September 1771 an der Donaubrück­e der Stadt hingericht­et.

Im Jahre 1766 kam aus den burgauisch­en Wäldern der Bayerische Hiasl nach Thannhause­n. Er nahm Rache an dem Jägersohn Franz Josef Bauer zu Thannhause­n und misshandel­te ihn eine ganze Stunde lang. Nach dieser Freveltat feierte er mit seinen Gesellen im Gasthaus zum Pflug und in der Traube. Aus Übermut schoss er auf den an der Wand befestigte­n blechernen Hirsch und traf mit zwei Kugeln ins „Herz“. Lange lag der Blechhirsc­h im Speicher der Gaststätte, bis er vom Heimatvere­in entdeckt wurde und nun im Tuchmacher­haus-Heimatmuse­um einen Platz erhielt und den Besuchern gezeigt wird. (zg)

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Repro: Horst von Weitershau­sen Der „Bayerische Hiasl“– ein Auszug aus der Lebensbesc­hreibung aus dem Jahr 1772.
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Foto: Heimatvere­in Manfred Göttner zeigt auf das Fundstück. Die Einschussl­öcher sind deutlich zu erkennen.

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