Zimmer-Service
Wer den Palazzo Salis erleben möchte, der muß bis Ostern warten, denn dann öffnet das Hotel mit den 14 Zimmern nach der Winterruhe. Gäste hat es bis in den Oktober hinein. In dem berühmten Haus auf 1098 Höhe in Soglio im Schweizer Bergell hat sogar der Dichter Rainer Maria Rilke gewohnt, und der Maler Giovanni Segantini ging ein und aus. Auch heute geben sich Künstler und Kulturfreunde die Klinke in die Hand. Auf der Website des Palazzo steht: „Ankommen. Und die Zeit vergessen.“Ich war grad da, und ich werde nicht vergessen, wieder zu kommen. Ich sehe klar vor mir: Das schöne Haus mit den alten Fußböden und Möbeln, ich höre das Bimmeln der Dorfkirche in der Nacht und das Rinnen des Brunnens vor Fenster. Der duftende Garten mit den blutroten Tischen und Stühlen hat von 11.45 bis 17 Uhr für Spaziergänger geöffnet, danach gehört er allein den Hotelgästen. Steinerne Stiegen führen zu den
Zimmern mit den hölzernen Prunkbetten. Unvergessen das Musikzimmer im Nachmittagslicht, das köstliche Frühstück und das umwerfende Abendessen. Ich kann nur jedem empfehlen, Halbpension zu buchen. Besser wird’s nicht. Wer früh im Jahr kommt, sollte warme Pullover mitnehmen, dann steckt noch der Winter im Gemäuer. Im sonnigen Herbst kommt die Sonne schon zum ersten Cappuccino vors Haus. Der Palazzo Salis wurde 1630 als Wohnhaus für die Adelsfamilie von Salis gebaut, ist aber schon seit mehr als 100 Jahren ein Hotel unter wechselnder Leitung. Monika Müller und ihr Mann Christian Speck setzen Maßstäbe. In allem. Man kommt als Fremdling und geht als Freund. Nein, eigentlich möchte man gar nicht gehen, sondern bleiben. Inge Ahrens