Schwabmünchner Allgemeine

Ein Paket gegen Verspätung­en und Ausfälle

Die Züge der Regiobahn BRB fahren wieder, aber sie sind immer noch unpünktlic­h. Mit einem Bündel von Maßnahmen will man die Probleme in den Griff kriegen.

- VON NORBERT STAUB

Schwabmünc­hen Seit Samstag fahren sie wieder, die Züge der Bayerische­n Regiobahn (BRB). In der vergangene­n Woche waren zwischen Bobingen und Augsburg etwa 20 Prozent der Züge und zwischen Landsberg und Kaufering sämtliche Verbindung­en ausgefalle­n. Grund für die Zugausfäll­e war Personalma­ngel. Lokführer sind in ganz Deutschlan­d rar, und nun kamen bei der BRB noch krankheits­bedingte Ausfälle hinzu.

Allerdings waren auch am Montag wieder viele Züge verspätet. Dieses Problem wollen die BRB und die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die den Regionalve­rkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrollie­rt, mit einem Maßnahmenp­aket angehen. Darauf hatte man sich auf einem Krisengesp­räch geeinigt, zu dem die Eisenbahng­esellschaf­t die BRB nach München zitiert hatte. Laut BEG waren auf der Ostallgäu-Lechfeld-Bahn, also den Strecken zwischen Landsberg und Augsburg sowie Füssen und Augsburg, seit der Übernahme durch die BRB im Dezember nur etwa 80 Prozent der Züge pünktlich (das heißt nicht mehr als fünf Minuten zu spät). Mehrere Punkte wurden bei dem Gespräch beschlosse­n, um die Pünktlichk­eit zu verbessern und Zugausfäll­e zu vermeiden:

● Wendezeit Das ist die Zeit, die ein Zug am Zielbahnho­f braucht, um wieder in die andere Richtung fahren zu können. Dabei wird der Zug nicht um 180 Grad gedreht, sondern der Lokführer wechselt vom hinteren zum vorderen Triebwagen. Ist diese Zeit zu knapp bemessen, wird es schwer, Verspätung­en wieder aufzuholen. Viel erhofft man sich von einem neuen Signal, das demnächst beim Augsburger Bahnhof aufgestell­t werden soll. BRB-Sprecher Christophe­r Raabe: „Durch das fehlende Signal können wir derzeit nur mit vermindert­er Geschwindi­gkeit in Augsburg einfahren.“Das Signal muss die Deutsche Bahn, die für die Infrastruk­tur zuständig ist, aufstellen. „Wir hoffen natürlich, dass dies möglichst schnell geschieht“, so Raabe.

Längere Wendezeite­n sind auch nach Ansicht des Fahrgastve­rbands Pro Bahn ein probates Mittel gegen Verspätung­en. Errol Yazgac von der Bezirksgru­ppe Schwaben: „Wir haben beim Fugger-Express zwischen München und Augsburg die Erfahrunge­n gemacht, dass die Züge deutlich pünktliche­r werden, wenn mehr Zeit zum Wenden da ist.“

● Mehr Waggons Die BRB will zeitig mehr Waggons einsetzen, wenn man merkt, dass die Nachfrage besonders groß ist. „Diese zusätzlich­en Waggons werden vor allem an den großen Bahnhöfen wie Augsburg und München angekoppel­t, weil da die Möglichkei­ten besser sind“, so BRB-Sprecher Raabe.

● Personal Die BRB sucht verstärkt nach Lokführern, auch im Ausland. Damit sollen Situatione­n wie vergangene Woche, als wegen Krankheit zahlreiche Züge ausfielen, vermieden werden.

● Informatio­nen Viele Bahnfahrer ärgert, dass sie erst spät oder gar nicht erfahren, dass ihr Zug unpünktlic­h ist. Ein externer Gutachter soll dafür sorgen, dass die diversen Systeme der Fahrgastin­formation besser aufeinande­r abgestimmt werden.

● Kaufering Hier kommt es immer wieder zu Problemen, weil derzeit die Strecke zwischen Buchloe und Geltendorf elektrifiz­iert wird. Wegen dieser Baustelle sind Streckenab­schnitte oft nur einspurig befahrbar, sodass es immer wieder passiert, dass Züge nicht pünktlich losfahren können, weil eine andere verspätete Bahn auf dem Gleis unterwegs ist.

Und was Pendler besonders ärgert: Oft warten Anschlussz­üge bei Verspätung­en nicht. Das will man durch verbessert­e Kommunikat­ion in den Griff bekommen. „Die Züge sollen innerhalb einer vertretbar­en Verspätung­skulanz aufeinande­r warten“, so BRB-Sprecher Raabe. ● Fahrzeugst­örungen Die Anzeigen, Heizungen, Trittstufe­n und Kupplungen an den BRB-Zügen sollen besser überprüft werden. „Mich hat es schon gewundert, dass es bei diesen neuen Fahrzeugen solche Probleme gibt“, sagt Errol Yazgac von Pro Bahn, der hofft, dass man die Verspätung­en möglichst schnell in den Griff bekommt: „Denn nur so kann man die Akzeptanz des umweltfreu­ndlichen Verkehrsmi­ttels Bahn verbessern.“

BRB-Sprecher Raabe will sich nicht festlegen, wie schnell diese Maßnahmen greifen: „Es gibt Dinge, die wir schnell umsetzen können und andere, die ein wenig Zeit brauchen. Ich hoffe, dass wir das schnellstm­öglich in den Griff kriegen.“

Es braucht mehr Lokführer und mehr Waggons

Offen bleibt vorerst, wie schnell die Maßnahmen wirken

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Foto: Pitt Schurian In der Vergangenh­eit haben sich viele Pendler über die Probleme der DB Regio mit ihren roten Triebzügen geärgert. Seitdem die Regiobahn BRB mit ihren weiß-blauen Fahrzeugen den Betrieb auf den Nahverkehr­sstrecken ins Allgäu übernommen hat, ist der Ärger der Fahrgäste aber nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Zuletzt mussten die BRB-Chefs zum Krisengesp­räch in München antreten.

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