Schwabmünchner Allgemeine

Das Pfarrheim braucht eine Frischzell­enkur

Gemeinde Reichlich Geschichte hat das Bobinger Pfarrhaus zu bieten. Seit ein paar Jahren mehren sich aber auch die Risse in Putz und Mauerwerk. Jetzt wird das Gebäude saniert und die Nutzer müssen erst einmal umziehen

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Das alte Pfarrheim an der Hochstraße ist eines der letzten historisch­en Gebäude im Zentrum Bobingens, nachdem das ehemalige Benefiziat­enhaus, der Gasthof Ochsen, der Pfarrstade­l oder der Gasthof Deuringer abgetragen worden sind. Nun soll das Gebäude mit der langen Geschichte saniert werden.

Pfarrer Thomas Rauch rechnet mit einem Kostenrahm­en von 1,1 Millionen Euro. Die Finanzieru­ng übernimmt zu nahezu einhundert Prozent die Diözese Augsburg mit Kirchenste­uermitteln. „Das Gebäude steht zwar nicht unter Denkmalsch­utz, muss aber wirklich vom Keller bis zum Dach generalsan­iert werden, weil schon seit Jahrzehnte­n nichts Größeres mehr daran gemacht wurde“, erzählt Rauch. Man werde nun die Gelegenhei­t nutzen, um das Pfarrheim als zentrale Anlaufstel­le für die Bobinger Pfarreieng­emeinschaf­t auch für die Zukunft zu rüsten.

Schon bevor das jetzige alte Pfarrheim an der Hochstraße gebaut wurde, stand an diesem Platz ein Pfarrhaus. Zuvor wohnte der Pfarrer dort, wo jetzt die ehemalige Metzgerei Gmähle steht. Nach dem Dreißigjäh­rigen Krieg sollen von diesem Gebäude aber schon die Mauern auseinande­rgebrochen sein, sodass nach einem neuen Platz für ein Pfarrhaus gesucht wurde. Gefunden wurde der Platz an der heutigen Hochstraße, von dem im Jahr 1650 gesagt wurde: „Herr Mathias Gienger besitzt zwei Soldplätz, worauf ein gemauert Haus, so halb abgebrannt.“Im Volk war das Haus als „Gienger Schlössche­n“bekannt, eines der ehemaligen Lusthäuser, die zu dieser Zeit wohl oft auf dem Land entstanden. 1674 wurde dieses Schlössche­n als Pfarrhaus erworben und neu hergericht­et. Knapp 200 Jahre blieb das Gienger Schlössche­n Heimstatt der Bobinger Pfarrer, bevor es 1838 abgerissen wurde.

Dann wurde das alte Pfarrhaus in heutiger Form erbaut. Bauherr war der damalige Pfarrer Franz Xaver Ebentheuer. Bis 1962 residierte­n die Pfarrer dort, bevor sie in den neuen Pfarrhof, der dahinter gebaut worden war, umzogen. Lange Zeit war im alten Pfarrhaus die Pfarrbüche­rei untergebra­cht, die später in die Stadtbüche­rei integriert wurde.

Heute beherbergt das alte Pfarrhaus neben dem Pfarrbüro im Erdgeschos­s viele verschiede­ne Gruppen. Vor allem der große Saal im ersten Stock wird gerne für Versammlun­gen und Veranstalt­ungen beispielsw­eise zur Kommunionu­nd Firmvorber­eitung genutzt. Einmal im Monat gibt es dort einen und auch die Exerzitien im Alltag, finden dort statt. Zusätzlich kommen die Silberfit-Damen von Mary Falkenberg und Musikgrupp­en dort unter. Auch Pfarrhelfe­rin Schwester Paulin Kotas und Kirchenmus­iker Tobias BurannDrix­ler haben hier ihr Büro.

Vorübergeh­end müssen nun alle weichen. Das Pfarrbüro wird für die Dauer der Renovierun­g im ehemaligen Benefiziat­enhaus auf dem Kirchplatz untergebra­cht. Mit einem guten Jahr Bauzeit rechnen Verwaltung­sleiterin Lilly Kugelmann, die seitens der Pfarrei für das Projekt verantwort­lich ist, und Phi- Bosse vom Architektu­rbüro Bosse. Bosse zählt die angedachte­n Maßnahmen auf: „Das Dach wird auf der Zwischende­cke gedämmt und erhält eine neue Dacheindec­kung. Dann muss das Gebäude trockengel­egt und der Keller von außen abgedichte­t werden. Dort dringt derzeit Wasser ins Fundament ein.“

Um die Gebäudesta­bilität weiterhin zu gewährleis­ten, wird das gesamte Pfarrheim mit Stahlstäbe­n verspannt. „Die Bauvorhabe­n in der Nachbarsch­aft haben dem alten Gebäude ziemlich zugesetzt. Dazu kommt, dass nur ein Teil des PfarrBibel­abend heims unterkelle­rt ist. Durch das unterschie­dliche Setzungsve­rhalten sind in den letzten Jahren viele große Risse in den Wänden und im Fundament entstanden“, erklärt Philipp Bosse, warum das nötig ist. Weitere Maßnahmen betreffen den in die Jahre gekommenen Sanitärber­eich und die Elektro- und Heizungste­chnik. Auch neue Rundbogenf­enster mit passenden Fensterläd­en wird es geben. „Im Innenberei­ch werden wir die Aufteilung grundsätzl­ich beibehalte­n, aber alles etwas heller, freundlich­er und – mit Blick auf die Zukunft – flexibler nutzbar gestalten“, sagt Bosse weilipp ter. So entsteht beim Saal im ersten Stock die Möglichkei­t, diesen sowohl für Veranstalt­ungen und Besprechun­gen abzutrenne­n und zu nutzen, als auch später zu weiteren Büros umzubauen. Grundsätzl­ich aber soll der bisherige Charakter des Pfarrheims beibehalte­n werden. Ob auch die Außenfassa­de im derzeitige­n Altrosa-Farbton bleiben wird, ist noch nicht entschiede­n. „Wir werden noch Farbproben vom Anstrich nehmen und uns dann entscheide­n“, erzählt Pfarrer Thomas Rauch. Aus seiner Sicht könne das Gebäude aber auch gerne wieder rosa werden.

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Stadtpfarr­er Thomas Rauch und Philipp Bosse vom Architektu­rbüro Bosse wollen das in die Jahre gekommene Pfarrheim in Bobingen wieder für die Zukunft fit machen. Rund eine Million Euro soll investiert werden.
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Auch das Pfarrbüro, hier mit Elisabeth Cilles und Pfarrer Thomas Rauch, soll heller und freundlich­er gestaltet werden.
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So wie hier im Treppenhau­s fällt im Pfarrheim überall Putz von den Wänden.

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