Erwünschte Katastrophen
Kultur Weil der Fasching immer mehr in Schwung kommt, gab es in der Stadthalle auch ein Konzert mit Spezialeffekten
Schwabmünchen Merkwürdigkeiten, unter anderem Katastrophen, versprach Jürgen Scholz für sein großes Konzert in der Stadthalle in Schwabmünchen.
Kann das wirklich gewollt sein? Natürlich, wenn es sich um ein Faschingskonzert handelt, bei dem den wirklich wichtigen Fragen zur Musikgeschichte nachgegangen wird, die bisher sträflich vernachlässigt worden sind.
Das ging ja schon gut los. Der Chor stand gelangweilt und gleichzeitig irgendwie angespannt auf der Bühne, und Jürgen Scholz, der Chef des Abends, beinahe bis zur Unkenntlichkeit verkleidet, blickte ratlos ins Publikum: Sein Orchester fehlte, war wohl noch bei einem Umtrunk. Na dann muss eben der Chor die Orchesterklänge nachahmen. Wie dieses seltsame Verhalten zu erklären war? Ganz einfach: Es handelte sich um ein Faschingskonzert: Ulk, Spaß, sprachliche Irreführung und musikalische Abnormitäten gewünscht.
Froh war Joachim Storck, als während seiner selbst komponierten Kantate für Instrumente das Orchester doch noch eintraf, lustig, maskiert, dann aber doch voll bei der Sache, wenn auch mit völlig unerwarteten Zwischentönen, Gags und sogar einem spuckenden Lama, das über die Bühne rollte. Späße erlaubten sich aber nicht nur die In- strumentalisten, sondern auch die Chöre, zum Beispiel verkleidet als Sterneköche mit Kücheninstrumenten, Töpfen, Deckeln, Rührbesen und mehr musizierend.
Und weil im Fernsehen Talkshows so beliebt sind, verwandelte sich das Konzert auch in eine. Geboten wurden witzige Einleitungen, Irreführungen, historische, nicht immer ganz ernst gemeinte Hinführungen und die Aufklärung von Missverständnissen. Und immer wieder ging es um Tierkompositionen in scheinbar endlosen Variationen mit bekannten Melodien. Spaß hatte das Publikum vor allem bei einem gesungenen Katzenduett, einem Psychlied, dem zweistündigen Neujahrskonzert, das in fünf Minuten gespielt wurde, der variantenreichen „Kleinen Nachtmusik“, und mit dem ersten vollelektrischen und elektronischen Orchester, das per Fernbedienung zu betreiben ist: der „Radetzky-Marsch“in spannenden Variationen, der sogar zum Mitklatschen anregte.
Es war ein Abend der etwas anderen Art. Und das war auch durchaus so gewünscht. „Ich wollte ein ungewöhnliches humoristisches Konzert mit traditioneller Musik, ungewöhnlichen Instrumenten und überraschenden Elementen, aber keine krachende Unterhaltung“, so Jürgen Scholz, der nicht nur das Programm zusammengestellt, sondern auch so manches musikalisches Arrangement selbst beigesteuert hatte. „Ich habe im Laufe meines Musiklehrerdaseins viele Stücke selbst geschrieben. Sie nur vor einem alle aufzuführen, erscheint mir zu schade. Deshalb habe ich einige davon hier wieder verwertet.“
Er freute sich über die gelungene Zusammenarbeit mit der Musikschule Lechfeld und der Chorgemeinschaft Langerringen, „die zu diesem Faschingsabend viel beigetragen haben“.
Scholz betonte, dass in Zukunft mit weiteren Konzerten in dieser Zusammensetzung zu rechnen sei. „Ich denke zum Beispiel über eine Aufführung im Sommer nach. Das wird dann allerdings ein Kirchenkonzert mit ernster Musik.“ An dem Konzert wirkten mit: das Orchester Divertimento, Chorgemeinschaft Jürgen Scholz, Chorgemeinschaft Langerringen und das Blechbläserensemble der Musikschule Lechfeld unter Leitung von Martin Wiblishauser.