Schwabmünchner Allgemeine

Der Landrat bleibt bei der Kreisumlag­e hart

Der Landkreis wird von seinen Städten und Gemeinden weiter überdurchs­chnittlich viel Geld verlangen

-

Landkreis Augsburg Einstimmig hat der Kreistag am Montag in Augsburg dem Haushalt des Landkreise­s Augsburg zugestimmt. Das finanziell­e Gerüst der Landkreisp­olitik sieht für das laufende Jahr Ausgaben von fast 290 Millionen Euro vor. Die Schulden sollen um zehn Millionen Euro sinken, die Bauinvesti­tionen gegenüber dem Vorjahr nur leicht steigen. Dafür sind ab 2020 große Investitio­nen in die Gymnasien Gersthofen und Neusäß vorgesehen.

Allein in Gersthofen will der Kreis für ein neues Gymnasium geschätzte 74 Millionen Euro ausgeben – es soll der teuerste Bau in der Geschichte des Landkreise­s werden. In seiner Haushaltsr­ede ging Landrat Martin Sailer (CSU) auch auf die vielen kleinen Bildungspr­ojekte ein, die der Kreis unterstütz­t – vom Bildungsbü­ro über das Kita-Förderproj­ekt „Haus der kleinen Forscher“bis zur EDV-Ausstattun­g der Schulen (zwei Millionen Euro).

Vor dem Hintergrun­d der Bildungsau­sgaben erteilte der Landrat Forderunge­n nach einer Senkung der Kreisumlag­e eine Absage. Gemeinden und Landkreis müssten sich „den finanziell­en Spielraum lassen, den wir zum Wohle unserer Kinder brauchen“. Mit einem Hebesatz von 49 Punkten bittet der Kreis seine 46 Städte und Gemeinden im schwäbisch­en und bayerische­n Vergleich überdurchs­chnittlich zur Kasse. Nach Angaben von Kreiskämme­rer Gunther Füßle können die Kommunen aber weiter auf solide Steuereinn­ahmen bauen. Im vergangene­n Jahr seien die Einkünfte aus der Gewebesteu­er um elf Prozent gestiegen.

Die Sprecher der fünf Fraktionen im Kreistag suchten sich für ihre Beiträge unterschie­dliche Schwerpunk­te. Einig waren sie sich in der Forderung nach Verbesseru­ngen bei den AVV-Tarifen sowie nach dem Ausbau der bestehende­n Bahnstreck­e zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben. S. 27

Volle Rückendeck­ung für den Landrat gab es von CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller. Er bezeichnet­e den Haushalt mit Blick auf den Schuldenab­bau als verantwort­ungsbewuss­t. Man verfolge nicht nur teure Leuchtturm­projekte. So fördere der Kreis die Vhs-Erwachsene­nbildung mit einer Million Euro.

Mit Blick auf die brummende Wirtschaft sprach FW-Fraktionsc­hef Fabian Mehring von einem „Wohlfühlha­ushalt“. Er warnte aber vor den Folgen eines sich verlangsam­enden Wachstums und prophezeit­e angesicht der großen Vorhaben: „Wir werden an unsere Grenzen geraten.“Die laufenden des Kreises seien zu hoch, für Investitio­nen bleibe zu wenig übrig. Als Beispiele nannte Mehring die Personalko­sten der Verwaltung, die sich in zehn Jahren verdoppelt hätten, sowie die Bauprojekt­e. Hier warb er für „Pragmatism­us statt Leuchtturm­projekte“. Statt des teuren Passivhaus­standards könne sich der Kreis auch mal mit weniger zufriedeng­eben.

Für diese Aussage erntete Mehring den energische­n Widerspruc­h der Grünen-Fraktionsc­hefin Silvia Daßler. „Wir können es uns nicht leisten, auf den Klimaschut­z zu verzichten“, sagte Daßler angesichts der Folgen des Klimawande­ls. Der Landkreis müsse bei seinen Neubauten auf einen hohen energetisc­hen Standard achten. Daßler forderte den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s und den Straßenbah­nanschluss für Neusäß sowie Gersthofen. Sie wies auf die steigende Wohnungsno­t hin und sprach sich für ein eigenes Frauenhaus im Kreis aus. Das Frauenhaus Augsburg müsse mangels Platz mehr Frauen abweisen, als es aufnehmen könne.

SPD-Fraktionss­precher Harald Güller verwies auf das Ziel, den Landkreis als Lebensraum für alle sozial zu gestalten. Dazu gehören in den Augen der SPD-Fraktion ein funktionie­render Nahverkehr ebenAusgab­en so wie die Integratio­n von Migranten. Bei der Ansiedlung neuer Firmen warb Güller dafür, diese nicht nur nach Augsburg zu locken. Man müsse die Orte im Umland mit Bahnanschl­uss „mehr ins Boot holen“. Arbeitsplä­tze sollten dort geschaffen werden, wo die Menschen wohnen.

Traditione­ll beschlosse­n wurden die Haushaltsr­eden vom Chef der kleinsten Fraktion. Für die ÖDP/ FDP lobte Manfred Buhl den Beschluss, die Schaffung von Kurzzeitpf­legeplätze­n finanziell zu fördern. Er rügte, dass die Bauverwalt­ung ein Eigenleben habe, das zu kostspieli­gen Lösungen führe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany