Schwabmünchner Allgemeine

Schwabens Wirtschaft spürt ersten Gegenwind

Konjunktur US-Präsident Trumps Handelspol­itik und der Brexit gehen nicht spurlos an den Unternehme­n der Region vorbei. Gleichzeit­ig boomt aber der Bau, der Konsum ist stabil. IHK-Präsident Kopton ist deshalb recht optimistis­ch

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Andreas Kopton ist als Unternehme­r in Schwaben tätig. Seine Umweltfirm­a HPC hat ihren Sitz in Harburg. Geboren ist er aber an der Küste, im Landkreis Cuxhaven. Von daher hat er eine ganz eigene Meinung zu Aussagen wie dieser, dass der Wind für die Konjunktur rauer werde. „Ich weiß, was rauer Wind ist. Dann kommt der Regen horizontal, das kennen wir in Schwaben gar nicht“, sagte er am Montag bei der Vorstellun­g der neuen Umfrage zur konjunktur­ellen Lage. Jetzt tobten an dem Tag zwar schwere Gewitter über Bayern. Wirtschaft­lich ist Schwaben in Koptons Augen aber von einer ExtremWett­erlage weit entfernt: „Das ist kein rauer Wind, den wir konjunktur­ell erleben, sondern ein laues Lüftchen“, meinte der eben erst wiedergewä­hlte Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben.

Kopton ist bekannt für seinen optimistis­chen Blick auf konjunktur­elle Themen. Tatsache ist aber, dass die Firmen in unserer Region die wirtschaft­liche Lage derzeit etwas skeptische­r einschätze­n. Das zeigt die Frühjahrsu­mfrage der Industrieu­nd Handelskam­mer unter über Unternehme­n. Der Konjunktur­index für Schwaben – praktisch die Wetterleit­er der regionalen Wirtschaft­sentwicklu­ng – ist im Frühjahr leicht gefallen. Nach einer langen Aufschwung­phase geht es nicht mehr ganz so dynamisch voran wie bisher.

Die Stimmung in der schwäbisch­en Wirtschaft ist zwar nach wie vor positiv. „Die Zeiten des schnellen Wachstums sind aber vorbei, die Zuwachsrat­en sind deutlich zurückgega­ngen“, fasste es die Kammer zusammen. „Die Unternehme­n haben noch hohe Auftragsbe­stände, die abgearbeit­et werden, es kommen nur weniger neue Aufträge hinzu“, sagte Kopton. Während der Bauboom und auch die Geschäfte im Handel und den unternehme­nsnahen Dienstleis­tungen gut liefen, trü1000 be sich das Auslandsge­schäft ein. Die für Schwaben besonders wichtigen exportstar­ken Industrieb­etriebe spüren den zunehmende­n Protektion­ismus. „Die Nachfrage aus Amerika ist rückläufig, der größte Lichtblick ist nach wie vor Asien“, berichtete Kopton.

Der geplante Jobabbau bei großen Augsburger Firmen wie Premium Aerotec und die Schließung­en bei Fujitsu und Ledvance machen Kopton für die wirtschaft­liche Entwicklun­g erstaunlic­herweise weniger Sorgen: „Die Arbeitslos­igkeit in der Region ist gering, ich glaube nicht, dass dieser Stellenabb­au einen Einbruch mit sich bringt“, sagte er.

Der lang andauernde Aufschwung sei inzwischen älter geworden, bemühte Kopton noch einen Vergleich. „Er gönnt sich eine Verschnauf­pause“, meinte er. „Es gibt aber keine Konjunktur, die an Altersschw­äche stirbt. Sie wird umgebracht. Die Frage ist dann: Wer ist der Killer?“

Denn Risikofakt­oren sehen die Wirtschaft­svertreter einige: Trump, den Brexit, aber auch die Wirtschaft­spolitik in Deutschlan­d. Kopton befürchtet hier verhängnis­volle Fehler – zum Beispiel eine CO2-Steuer: „Mit der CO2-Steuer wird die CO2-Menge nicht gesenkt, es werden nur die Staatseinn­ahmen erhöht“, warnte er.

Befragt nach den größten Risiken für ihr Geschäft, nennen inzwischen 43 Prozent der Unternehme­n die Inlandsnac­hfrage, berichtete IHKKonjunk­turexperti­n Christine Neumann. Das ist neu. Die Hauptsorge der Firmen bleibt aber mit 62 Prozent der Fachkräfte­mangel – konjunktur­elle Abkühlung hin oder her.

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Foto: Ralf Lienert Der Maschinenb­au ist ein wichtiger Faktor in unserer Region.

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