Schwabmünchner Allgemeine

Er kann seine Familie ernähren

Basketball Die Karriere von Will Clyburn hat in Ulm begonnen, jetzt hat er mit Moskau die Euroleague gewonnen und ist Großverdie­ner

- VON PIT MEIER

Ulm Einen Spieler wie Will Clyburn hätte Ratiopharm Ulm auch gern. Dann hätte der Basketball-Bundesligi­st wahrschein­lich nicht das erste Spiel der Viertelfin­alserie der Playoffs mit fast 30 Punkten Differenz in Berlin verloren und die Chancen in Spiel zwei gegen Alba am heutigen Dienstag (19 Uhr) in der Ratiopharm-Arena wären ungleich größer. Clyburn hat am Sonntagabe­nd mit ZSKA Moskau vor mehr als 13000 Zuschauern in VitoriaGas­teiz im spanischen Baskenland den Titel in der kontinenta­len Königsklas­se Euroleague gewonnen. Beim 91:83-Finalsieg gegen Efes Istanbul traf der 29-jährige Amerikaner vier Dreier und machte insgesamt 20 Punkte. Beim 95:80 im Halbfinale gegen Real Madrid waren es drei Dreier und 18 Punkte. Hinterher wurde er zum wertvollst­en Spieler des Final-Four-Turniers gewählt. Genau diesen Will Clyburn hatten die Ulmer einmal.

Der zweifache Familienva­ter hat von 2013 bis 2015 in der Bundesliga für Ulm gespielt, ehe seine Karriere gewaltig an Fahrt aufnahm. Sein früherer Trainer Thorsten Leibenath geht davon aus, dass Clyburn nach dem Sieg in der Euroleague spätestens in der kommenden Saison beim mit einem geschätzte­n Jahresetat von mehr als 45 Millionen Euro wahrschein­lich reichsten europäisch­en Verein in Moskau siebenstel­lig verdient. Sein Gehalt wird dann in ähnlichen Dimensione­n liegen wie das von Daniel Theis, der ein Jahr lang in Ulm mit Clyburn zusammenge­spielt hat und inzwischen in der NBA bei den Boston Celtics unter Vertrag steht.

Der zum Ende dieser Saison auf die neu geschaffen­e Position des Sportdirek­tors wechselnde Leibenath hat in acht Jahren als Trainer von Ulm zwar noch keinen Titel gewonnen. Aber er ist stolz auf die Karrieren, die einige seiner ehemaligen Schützling­e gemacht haben und er sieht sie als Chance bei der Anwerbung von Personal: „Wir besetzen gewisserma­ßen eine Nische. Junge Spieler sehen: In Ulm kann man sich entwickeln.“Clyburn sagte bei seiner Auszeichnu­ng als wertvollst­er Spieler: „Ich bin einen langen Weg gegangen.“Die ersten Schritte als Profi hat er in Ulm zurückgele­gt, in seinem ersten Jahr in Deutschlan­d gehörte er in der Regel nicht einmal zur Startforma­tion.

Leibenath hat nach wie vor losen Kontakt zu Clyburn, wahrschein­lich wird er ihm auch noch zum Sieg in der Euroleague gratuliere­n. Dass der sich revanchier­en kann mit Glückwünsc­hen zur deutschen Meistersch­aft oder auch nur zum Einzug in die Halbfinals­erie der Play-offs, ist eher unwahrsche­inlich. Denn derzeit haben die Ulmer keine Kaliber wie Will Clyburn oder Daniel Theis in der Mannschaft. Wohl aber mit dem noch unfertigen Javonte Green den größten Athleten der Bundesliga. Wenn der noch besser wird, wird er ebenso weggehen wie Clyburn und Theis. Er kann dann immerhin noch als Vorbild dienen.

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Foto: Lluis Gene, afp Der lange Weg hat in Ulm begonnen: Will Clyburn mit seiner Familie, dem Euroleague-Pokal und der Auszeichnu­ng als wertvollst­er Spieler.

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