Kobel muss erst mal durchatmen
Bundesliga Der Torhüter des FC Augsburg blickt auf eine Spielzeit mit großen Schwankungen und einer schwachen Bilanz zurück. Nun entscheidet sich, ob der Leihspieler in Augsburg bleibt
Gregor Kobel hätte es seinen Mitspielern gleichtun können. Hätte weitergehen und sich schleunigst in die Kabine zurückziehen können. Doch das widerspricht Kobels Naturell. Wann immer der Fußballprofi des FC Augsburg gefragt wird, ob nun nach Siegen oder Niederlagen, er stellt sich den Medienvertretern. Leicht war das diesmal nicht für den 21-Jährigen, acht Gegentore müssen Torhüter selten kommentieren.
Für Kobel bedeutete das Debakel am letzten Spieltag in Wolfsburg den Tiefpunkt. Selbst der sonst so auskunftsfreudige Schweizer suchte nach Worten. „Totalausfall“treffe es vielleicht ganz gut, meinte er. Kobel gestand: „Ich habe mich geschämt auf dem Platz.“Nicht das erste Mal musste er in der Rückrunde miterleben, wie ihn seine Kollegen mit der gegnerischen Offensive allein ließen. Gegen Bremen, Freiburg, Nürnberg, Leverkusen, erst recht gegen Wolfsburg stellten die Feldspieler jegliche Gegenwehr ein, im Fußballjargon wird derartiges Abwehrverhalten als „Auflösungserscheinung“beschrieben. So aus einer Saison zu gehen, gebe keinem ein gutes Gefühl, merkte Kobel an. „Das ist wirklich schade und tut sehr weh“, betonte er.
Wobei auch der Torhüter selbst seinen Beitrag zur Niederlage geleistet hatte. Vor Wolfsburgs Führungstreffer hatte er den Ball fallen gelassen. Mit Glück und Geschick hätte Kobel ein, zwei Gegentore verhindern können – wie ihm dies kurz vor Schluss gelungen war. So aber steht eine grausige Bilanz zu Buche: Kobel hat in 16 Bundesligapartien mit dem FCA 42 Treffer kassiert, durchschnittlich also knapp 2,6 Tore pro Begegnung.
Dennoch sei er dankbar, dass er in Augsburg die ersten Schritte als Bundesliga-Stammtorwart machen durfte, meint Kobel. „Im Abstiegskampf als junger Keeper Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Das hat mich aber weitergebracht.“Seit der Winterpause hütete der Hüne das FCATor, von der TSG Hoffenheim hatte ihn der FCA ausgeliehen. Ob er die Nummer eins in Augsburg bleibt, soll sich innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden. Das hofft zumindest Kobel selbst. Er hat sich Gedanken gemacht, eine Entscheidung steht aber aus.
Unklar bleibt, wer welche Ansprüche anmeldet und wie sich diese vereinbaren lassen. Kobel macht deutlich: „Es ist noch nicht so weit, dass sich die Vereine geeinigt hätten. Ich kann nur warten, bis etwas auf der Hand liegt.“Offen lässt der 21-Jährige, bei welchem Klub er seine Zukunft sieht. Weit wichtiger ist ihm der Status eines Stammtorwarts. „Ich will unbedingt Bundesliga spielen. Spielen ist das Allerwichtigste“, sagt er.
Mit dem Schweizer standen innerhalb einer Saison drei Torhüter zwischen Augsburgs Gestänge. Weder Fabian Giefer noch Andreas Luthe erfüllten die Erwartungen und so vertraute Augsburgs Sportliche Leitung im Abstiegskampf auf einen unerfahrenen 21-Jährigen ohne Spielpraxis. In Hoffenheim hatte Kobel zuvor am fünften Spieltag gegen Hannover im Tor gestanden, darüber hinaus kam er nicht zum Einsatz. Kobels Leistungen in Augsburg schwankten wie die der gesamten Mannschaft. Gegen Dortmund oder Leipzig half er, Zählbares mitzunehmen; gegen Hannover, Nürnberg oder Wolfsburg zeigte er Unsicherheiten.
Offen scheint, wie sich der FCA auf der Torhüterposition aufstellt. Luthe hatte zweimal das Nachsehen: erst im Sommer, dann im Winter. Ob Giefer bleibt, ist ebenso fraglich. Im Sommer 2017 wechselte der 28-Jährige zum FCA mit dem Anspruch, Nummer eins zu werden.
Und Kobel? Die Transferrechte hält die TSG Hoffenheim (Vertrag bis Sommer 2020), seinen Marktwert taxiert der Branchendienst
auf 2,5 Millionen
Grausige Bilanz als Torhüter des FC Augsburg
Euro.
Womöglich holt der FCA aber auch einen anderen Torhüter. Der Bundesligist soll Gerüchten zufolge am 19-jährigen Christian Früchtl (FC Bayern München) und dem 20-jährigen Markus Schubert (Dynamo Dresden) interessiert sein.