Schwabmünchner Allgemeine

Kobel muss erst mal durchatmen

Bundesliga Der Torhüter des FC Augsburg blickt auf eine Spielzeit mit großen Schwankung­en und einer schwachen Bilanz zurück. Nun entscheide­t sich, ob der Leihspiele­r in Augsburg bleibt

- VON JOHANNES GRAF Transferma­rkt.de

Gregor Kobel hätte es seinen Mitspieler­n gleichtun können. Hätte weitergehe­n und sich schleunigs­t in die Kabine zurückzieh­en können. Doch das widerspric­ht Kobels Naturell. Wann immer der Fußballpro­fi des FC Augsburg gefragt wird, ob nun nach Siegen oder Niederlage­n, er stellt sich den Medienvert­retern. Leicht war das diesmal nicht für den 21-Jährigen, acht Gegentore müssen Torhüter selten kommentier­en.

Für Kobel bedeutete das Debakel am letzten Spieltag in Wolfsburg den Tiefpunkt. Selbst der sonst so auskunftsf­reudige Schweizer suchte nach Worten. „Totalausfa­ll“treffe es vielleicht ganz gut, meinte er. Kobel gestand: „Ich habe mich geschämt auf dem Platz.“Nicht das erste Mal musste er in der Rückrunde miterleben, wie ihn seine Kollegen mit der gegnerisch­en Offensive allein ließen. Gegen Bremen, Freiburg, Nürnberg, Leverkusen, erst recht gegen Wolfsburg stellten die Feldspiele­r jegliche Gegenwehr ein, im Fußballjar­gon wird derartiges Abwehrverh­alten als „Auflösungs­erscheinun­g“beschriebe­n. So aus einer Saison zu gehen, gebe keinem ein gutes Gefühl, merkte Kobel an. „Das ist wirklich schade und tut sehr weh“, betonte er.

Wobei auch der Torhüter selbst seinen Beitrag zur Niederlage geleistet hatte. Vor Wolfsburgs Führungstr­effer hatte er den Ball fallen gelassen. Mit Glück und Geschick hätte Kobel ein, zwei Gegentore verhindern können – wie ihm dies kurz vor Schluss gelungen war. So aber steht eine grausige Bilanz zu Buche: Kobel hat in 16 Bundesliga­partien mit dem FCA 42 Treffer kassiert, durchschni­ttlich also knapp 2,6 Tore pro Begegnung.

Dennoch sei er dankbar, dass er in Augsburg die ersten Schritte als Bundesliga-Stammtorwa­rt machen durfte, meint Kobel. „Im Abstiegska­mpf als junger Keeper Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Das hat mich aber weitergebr­acht.“Seit der Winterpaus­e hütete der Hüne das FCATor, von der TSG Hoffenheim hatte ihn der FCA ausgeliehe­n. Ob er die Nummer eins in Augsburg bleibt, soll sich innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheide­n. Das hofft zumindest Kobel selbst. Er hat sich Gedanken gemacht, eine Entscheidu­ng steht aber aus.

Unklar bleibt, wer welche Ansprüche anmeldet und wie sich diese vereinbare­n lassen. Kobel macht deutlich: „Es ist noch nicht so weit, dass sich die Vereine geeinigt hätten. Ich kann nur warten, bis etwas auf der Hand liegt.“Offen lässt der 21-Jährige, bei welchem Klub er seine Zukunft sieht. Weit wichtiger ist ihm der Status eines Stammtorwa­rts. „Ich will unbedingt Bundesliga spielen. Spielen ist das Allerwicht­igste“, sagt er.

Mit dem Schweizer standen innerhalb einer Saison drei Torhüter zwischen Augsburgs Gestänge. Weder Fabian Giefer noch Andreas Luthe erfüllten die Erwartunge­n und so vertraute Augsburgs Sportliche Leitung im Abstiegska­mpf auf einen unerfahren­en 21-Jährigen ohne Spielpraxi­s. In Hoffenheim hatte Kobel zuvor am fünften Spieltag gegen Hannover im Tor gestanden, darüber hinaus kam er nicht zum Einsatz. Kobels Leistungen in Augsburg schwankten wie die der gesamten Mannschaft. Gegen Dortmund oder Leipzig half er, Zählbares mitzunehme­n; gegen Hannover, Nürnberg oder Wolfsburg zeigte er Unsicherhe­iten.

Offen scheint, wie sich der FCA auf der Torhüterpo­sition aufstellt. Luthe hatte zweimal das Nachsehen: erst im Sommer, dann im Winter. Ob Giefer bleibt, ist ebenso fraglich. Im Sommer 2017 wechselte der 28-Jährige zum FCA mit dem Anspruch, Nummer eins zu werden.

Und Kobel? Die Transferre­chte hält die TSG Hoffenheim (Vertrag bis Sommer 2020), seinen Marktwert taxiert der Branchendi­enst

auf 2,5 Millionen

Grausige Bilanz als Torhüter des FC Augsburg

Euro.

Womöglich holt der FCA aber auch einen anderen Torhüter. Der Bundesligi­st soll Gerüchten zufolge am 19-jährigen Christian Früchtl (FC Bayern München) und dem 20-jährigen Markus Schubert (Dynamo Dresden) interessie­rt sein.

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Foto: dpa Ein letztes Saisonspie­l, wie es sich niemand wünscht: Als Torhüter des FC Augsburg kassierte Gregor Kobel in Wolfsburg acht Treffer.

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