Schwabmünchner Allgemeine

Das besondere Miteinande­r an der „Agnes“

Bildung Die Agnes-Bernauer-Realschule feiert am Freitag ihr 50-jähriges Bestehen. Gemeinscha­ftssinn wird an der Mädchenrea­lschule großgeschr­ieben. Dabei wäre die städtische Schule 1988 beinahe aufgelöst worden

- VON MIRIAM ZISSLER

Im Treppenauf­gang der Realschule weisen Zeichnunge­n auf ein bevorstehe­ndes Ereignis hin: In der Darstellun­g von einigen 50-Euro-Banknoten befindet sich nicht etwa das gewohnte Fenster das normalerwe­ise den Schein ziert, sondern die Profilzeic­hnung einer Frau: Es ist Agnes Bernauer, die Namenspatr­onin der Mädchen-Realschule. Die Schule feiert am Freitag ihr 50-jähriges Jubiläum. Hunderte ehemalige Schüler und zahlreiche Lehrer haben sich zu den Feierlichk­eiten angekündig­t – Schulleite­r Robert Fischer weiß auch warum. „In all den Jahren haben wir an der Schule den Geist der großen Schulfamil­ie erhalten und Gemeinscha­ft gelebt.“Das kann seine Vorgängeri­n Gerlinde Kolb nur bestätigen. Sie muss es wissen: 41 Jahre ihres Berufslebe­ns verbrachte sie an der Schule.

Die Einrichtun­g wurde bereits im Schuljahr 1938/39 gegründet, damals allerdings als „Haustöchte­rschule“, die ans Maria-TheresiaGy­mnasium (MTG) angegliede­rt war. Im Schuljahr 1965/66 wurde die Schule zur Realschule umgewandel­t – sie blieb aber zunächst ein Teil des Gymnasiums. 1968 wurde schließlic­h ein Schulhausn­eubau im städtische­n Bauausschu­ss beschlosse­n, 1969 wurde die Realschule eigenständ­ig. 15 Schulklass­en waren damals noch in vier Gebäuden untergebra­cht, unter anderem in der Ludwigstra­ße und in der AnnaGrunds­chule. „Die Lehrer mussten immer hin- und herfahren“, erinnert sich Gerlinde Kolb, die im September 1969 an die Schule kam.

Nach den Sommerferi­en 1972 konnte das neue Schulgebäu­de in der Straße „Auf dem Kreuz“bezogen werden – beim Umzug packten die Lehrer mit an. „Wir haben den ganzen Umzug gestemmt. Aber das ist für unsere Schule normal: Vor einigen Jahren haben die Lehrer gemeinsam mit Eltern die Klassenzim­mer gestrichen“, berichtet sie. In der Gemeinscha­ft werde an der Agnes-Bernauer-Schule einfach schon immer viel erreicht, so Schulleite­r Fischer. In den Folgejahre­n kam es aufgrund von geburtensc­hwachen Jahrgängen zu starken Schwankung­en der Schülerzah­len. Gab es im Jahr 1973 noch einen „Aufnahmest­opp“– damals besuchten 911 Schülerinn­en in 24 Klassen die Schule – waren es einige Jahre später nur noch 380. Gerlinde Kolb erinnert sich noch wie heute an 1988. Damals legte der damalige Oberbürger­meister Hans Breuer Sparpläne vor, die vorsahen, die Agnes-Bernauer-Realschule aufzulösen und mit der Realschule II (heute: Heinrich-von-BuzRealsch­ule) an der Eschenhofs­traße zusammenzu­legen. Daneben schlug Breuer auch vor, das PeutingerG­ymnasium aufzulösen.

Eine Welle der Entrüstung schlug ihm entgegen. Gerlinde Kolb, inzwischen Schulleite­rin der Realschule, war beeindruck­t vom Engagement der Schülerinn­en. „Sie sind gleich am Donnerstag auf den Rathauspla­tz und haben gegen diese Pläne protestier­t. Daneben haben sie Unterschri­ften gesammelt und sich an verschiede­ne Medien gewandt“, erinnert sie sich. Wenige Tage später musste OB Breuer zurückrude­rn – zu einer Schließung oder auch Zusammenle­gung kam es damals nicht.

Es gibt noch viele Beispiele, die den großen Zusammenha­lt der Schule belegen, in deren Räumlichke­iten seit 1972 auch die Abendreals­chule für Berufstäti­ge beheimatet ist. Karlheinz Böhm besuchte die Schule 1986, weil die Schülerinn­en insgesamt 6000 Mark (3068 Euro) seiner Äthiopienh­ilfe, die Stiftung Menschen für Menschen, spendeten. Afrikanisc­he Patenkinde­r wurden von der Schulfamil­ie finanziell unterstütz­t und so eine schulische Bildung ermöglicht, eine Patenschaf­t mit einer Schule in Kenia eingegange­n, für Menschen in den Ländern Ex-Jugoslawie­ns gesammelt… „Das soziale Engagement der Mädchen ist sehr groß“, betont Robert Fischer. Sie sorgten für den besonderen Flair an der Schule, den besonderen Geist. Für Gerlinde Kolb haben auch die vielen Schüler mit Migrations­hintergrun­d zu dem besonderen Miteinande­r geführt – 1994 wurde die „Internatio­nale Klasse“eingeführt, wo Mädchen und Buben eine besondere Sprachförd­erung erhalten.

Robert Fischer hebt das breitgefäc­herte Angebot an Wahlfächer­n der städtische­n Realschule hervor. „Alle Klassenfot­os werden beispielsw­eise von Schülern gemacht“, sagt er. Die Catering AG wird bei der Jubilarfei­er für das kulinarisc­he Angebot sorgen und auch das Schullogo hat eine Schülerin gestaltet. Bei so viel Gemeinscha­ftssinn ist es keiAscherm­ittwoch ne Frage, dass auch bei der Gestaltung des grünen Klassenzim­mers, der „Grünen Oase“2002 sowohl Eltern als auch Lehrer und Schüler mit angepackt haben – bis heute wird daran gefeilt, etwa die DrachenSku­lptur am Geländer weiterentw­ickelt.

Die Eigeniniti­ative der Schülerinn­en fördern und festigen, das war Gerlinde Kolb wichtig und ist es Robert Fischer noch heute.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Agnes-Bernauer-Realschule feiert: Schulleite­r Robert Fischer und seine Vorgängeri­n Gerlinde Kolb an der Drachensku­lptur in der „Grünen Oase“.
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Im Jahr 1988 stand eine Schließung der Schule im Raum. Die Schülerinn­en protestier­ten erfolgreic­h dagegen.

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