Inselhopping für Insekten
Naturschutz Wie engagierte Bürger und Vereine in Großaitingen die Lebensbedingungen für die Tiere verbessern
Spätestens seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ist das Thema Insektensterben in aller Munde. In Großaitingen sind die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins, des Imkervereins, des Bund Naturschutz, der Aitinger Schächervereinigung und viele aktive Bürger schon seit 2016 unterwegs, um Blühflächen für Insekten zu schaffen und das Ortsbild zu verschönern.
Auch heuer gab es wieder eine große Aktion: So wurden in Großaitingen fünf Flächen mit einer Größe von insgesamt etwa 7000 Quadratmetern entsprechend bearbeitet. Mit Unterstützung der Landwirte Christian Hauser und Hans Pfänder, die mit ihren landwirtschaftlichen Großgeräten die Bodenbearbeitung und das Ausbringen des Saatgutes übernahmen, sollen diesen Sommer nach dem Verblühen der Blumenzwiebeln heimische Wiesenkräuter und Blütenpflanzen heranwachsen. Die so vorbereiteten Flächen wurden mit Plaketten gekennzeichnet, damit interessierte Betrachter erkennen können, dass es sich hier nicht um verwilderte, ungepflegte Grasflächen handelt, sondern um ein Areal für die natürlichen Bewohner der Region.
Die Plaketten „Augsburger Land blüht – Insekten willkommen“wurden kreiert von Vertretern mehrerer Verbände. Der Allianz gehören unter anderem an: der Naturparkverein Westliche Wälder, der Landschaftspflegeverband Augsburg Land, die untere Naturschutzbehörde, der Imker Kreisverband Augsburg Land, der Bund Naturschutz, die Bayerischen Staatsforsten, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Vogelschutzbund. Alle arbeiten seit Jahren daran, im Landkreis den Naturschutz zu fördern. In diesem Zusammenschluss „Allianz Augsburger Land blüht“wird speziell das Thema „Blühende Landschaft“aufgegriffen, um durch das Fachwissen der Beteiligten insektenfreundliche Maßnahmen der Kommunen zu unterstützen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Mit diesen blühenden Flächen, verbindet Brigitte Tröndle vom Bund Naturschutz auch die Hoffnung, dass damit Inseln geschaffen werden, in denen sich all die Pflanzen und Tiere wieder ansiedeln, die sie als Kind im elterlichen Garten erleben durfte.
„Wo wachsen heute noch Huflattich, Buschwindröschen und Günzel auf denen sich dann Maikäfer, Schmetterlinge und Wildbienen tummeln können?“fragt sie sich. Sie vertritt dabei die Einstellung, dass nicht alles den Menschen gehört und dass wir teilen müssen, um so auch unseren Enkelkindern diese Erlebnisse zu ermöglichen. Und mit dem Anlegen dieser Flächen sieht Tröndle einen Schritt in die richtige Richtung.
Wie schnell sich dann auch ein Erfolg einstellt, kann man an den Blühflächen leicht erkennen. So wurden auf den Krokussen aus der Pflanzaktion 2017 schon im März danach die ersten Wildbienen gesichtet. Alle Beteiligten hoffen auf möglichst viele Nachahmer, sodass in Zukunft das gesamte Gemeindegebiet von einem Netzwerk an artenreichen Streifen und Flächen durchzogen wird, auf denen Insekten ihr „Inselhopping“vor unserer Haustüre betreiben können. Daran ist auch Großaitingens Bürgermeister Erwin Goßner interessiert, der diese Bürgeraktivitäten unterstützt.
Damit das Wissen und die praktischen Erfahrungen weitergegeben werden und Nachahmer finden, kümmert sich die „Allianz Augsburger Land blüht“darum, dass Kommunen über Möglichkeiten der insektenfreundlichen Bepflanzung auf Wunsch beraten und die realisierten Projekte registriert werden. Um interessierte Bürger gezielt über diese Projekte informieren zu können, steht auch der Schwäbische Imkertag im Juni 2020 genau unter diesem Motto. Dort soll nicht nur Imkern, sondern allen interessierten Bürgern einen Überblick über das Erreichte im Landkreis vermittelt werden.