Eine Wallfahrt für den Frieden
Juiläum Vor 90 Jahren pilgerten erstmals Kriegsteilnehmer zur Kapelle „Mutter im rauen Forst“. Heute machen das Vereine
Reinhartshausen/Großaitingen Die Friedenswallfahrt zur Scheppacher Marienkapelle „Mutter im rauen Forst“feierte ihr 90-jähriges Bestehen. Bei bestem Frühlingswetter zogen 27 Fahnenabordnungen von Soldaten-, Veteranen- und Reservistenvereinen sternförmig aus allen Richtungen zu der idyllisch im Wald zwischen Reinhartshausen und Döpshofen gelegenen kleinen Kapelle, gefolgt von vielen zivilen Teilnehmern.
Die Organisation liegt seit Jahren in den Händen des Großaitinger Soldatenund Veteranenvereins. Dessen Vorsitzender Josef Weber hat die Leitung nun schon im zweiten Jahr von Ludwig Geiger übernommen.
Die Pilger aus Großaitingen marschierten schon um sieben Uhr von der Wertachbrücke aus nach Reinhartshausen. Dort trafen sie auf die Wallfahrer aus dem südlichen Landkreis, um gemeinsam unter Anführung der Musikkapelle „Staudenecho“aus Reinhartshausen die restlichen etwa fünf Kilometer bis zur Kapelle unter Gebet zurückzulegen. Bei der Kapelle vereinigten sich die Wallfahrer mit den Pilgern aus den westlichen Landkreisgemeinden zu einer großen Gemeinschaft von etwa 400 Menschen zu einer prächtigen Kulisse. Die westlichen Teilnehmer wurden von der Musikkapelle Gabelbach hergeführt, die dann auch den feierlichen Gottesdienst musikalisch begleitete. Die Messe wurde von Pfarrer Erwin Fuchs zelebriert, der heuer Priesterjubiläum feiern kann. Seit 50 Jahren ist er im Amt.
Fuchs erinnerte an die erste Veteranenwallfahrt zu der schon seit 1602 existierenden Kapelle, die früher zum Kloster Oberschönenfeld gehörte. Am 28. Juli 1929 pilgerten Kriegsteilnehmer aus dem Ersten Weltkrieg zu diesem Marienheiligtum, um ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken und für den Frieden zu beten. Der Friede hielt aber nur zehn Jahre an, denn schon 1939 wurden deutsche Soldaten wieder in einen Weltkrieg geschickt und die Friedenswallfahrt eingestellt. Es dauerte bis zum 13. Juli 1952, bis der damalige Großaitinger Pfarrer, Dekan Wendelin Geßler, diese Wallfahrt neu ins Leben rief. Seitdem ist sie kein einziges Mal ausgefallen. Der fast 80-jährige Großaitinger Hans Hutter hat seitdem alle Wallfahrten mitgemacht. „Wer weiß, wie lange ich noch mitgehen kann“, sagte er beim Rückmarsch nach dem Gottesdienst.
„Streit und Krieg kommen aus dem egoistischen Habenwollen der Menschen. Die Sehnsucht nach Frieden ist zwar groß, aber in dieser Welt bekommen das die Menschen nicht hin. Nur im Frieden, den uns Jesus schenkt, gibt es keine Sieger und Besiegte, sondern nur Versöhnte“, sagte Pfarrer Fuchs in seiner Predigt. Mit Salutschüssen der Großaitinger Kanoniere und dem Stück „Ich hatt´ einen Kameraden“klang die Wallfahrt feierlich aus.
Der Großaitinger Pfarrgemeinderat wirkte bei der Lesung, Fürbitten und der Austeilung der Kommunion mit. Die Döpshofer Feuerwehr half bei der Einsammlung der Kollekte und die Rot-Kreuz-Bereitschaft Großaitingen versorgte die Teilnehmer mit kühlem Trinkwasser.