Schwabmünchner Allgemeine

Neue Pläne für zwei alte Gebäude

Stadtbild Wo im Stadtjäger­viertel einst die Post beheimatet war, stehen nun zwei denkmalges­chützte Immobilien leer. In einem Gebäudekom­plex sollen künftig Büros und Praxen ihren Sitz haben – im anderen 100 Wohnungen entstehen

- VON JAN KANDZORA

Draußen hängen noch die Schilder ehemaliger Mieter: der Zoll, eine Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF), die „Kantine für Jedermann“und noch einige mehr. Wer allerdings im beeindruck­end großen Gebäude in der Stadtjäger­straße 10 noch allzu viel Leben vermutet, wird aktuell enttäuscht. In den Innenhof gelangt man nicht, ein Bauzaun versperrt den Weg. Daran hängt ein Hinweis auf den Umzug und neue Adressen der umgezogene­n Ämter. Das frühere „Telegraphe­nund Fernsprech­bezirksgeb­äude der Reichspost“und spätere Fernmeldea­mt, das mit seinen Flügeln bis zur Blumenstra­ße reicht, steht leer.

Es ist ein Schicksal, das die Immobilie mit einem weiteren auffällige­n Bau in unmittelba­rer Nähe teilt, einem gelben Gebäude direkt am Plärrergel­ände. Es gibt weitere Gemeinsamk­eiten. Beim Gebäude am Plärrer handelt sich um das „ehemalige Telegraphe­namt“, wie es in der Denkmallis­te heißt, beide Bauten entstanden in den 1920er-Jahren, und auch in der Langenmant­elstraße war einer der letzten verblieben­en Mieter der Zoll. Dort sieht man ab und an Bauarbeite­r, die Materialie­n abladen, es scheint also etwas zu passieren. Geht man das Gebiet ab oder schaut es sich über GoogleMaps von oben an, erkennt man die Dimensione­n: Mit dem Haus in der Langenmant­elstraße, jenem in der Stadtjäger­straße und dem dazwischen liegenden Parkplatz gibt es ein beachtlich­es Areal ehemaliger Liegenscha­ften der Bundespost, das derzeit weitgehend ungenutzt wird. Warum? Und was passiert dort jeweils?

Immerhin handelt es sich um attraktive Gebiete: zentrumsna­he Lage, gute Verkehrsan­bindung. Das nahe Post-Gebäude in der Holzbachst­raße könnte man dazu nennen, auch wenn der ebenfalls nicht

Die große ehemalige Post-Immobilie in der Stadtjäger­straße 10 steht leer.

gerade kleine Komplex gut vermietet wirkt; hier hat unter anderem ein Fitnessstu­dio seinen Platz. Offenbar ist es aber jeweils eine komplizier­te Angelegenh­eit. Wer bei der Stadt nachfragt, erfährt aus dem Baureferat, dass bezüglich aller drei Gebäude bereits seit über einem Jahr Gespräche zwischen den Eigentümer­n und der Bauverwalt­ung stattfinde­n, wird ansonsten aber nicht viel schlauer. Man habe, teilt die Stadt mit, Vertraulic­hkeit mit den jeweiligen Eigentümer­n vereinbart und könne aktuell keine näheren Auskünfte erteilen. Bei dem großen Gelände, das zuletzt vor allem als Parkplatz während des Plärrers genutzt wurde, bewegt sich jedenfalls seit Längerem nichts. Früher war es der Standort eines Gaswerkes, der Boden ist durch Schadstoff­e belastet. Bereits vor vier Jahren berichtete unsere Zeitung über Pläne, das Areal zu bebauen, passiert ist seither nichts. Es gibt noch nicht einmal ein Baurecht für das Gelände des Parkplatze­s, aber dafür laufende Abstimmung zwischen den Grundstück­seigentüme­rn und der Stadt Augsburg, wie die Immobilien­firma Corpus Sireo auf Anfrage mitteilt, die das Gebiet im Auftrag der Telekom verwaltet. Das hört sich nicht unbedingt an, als würde sich alsbald etwas tun, aber man weiß ja nie.

Immerhin scheinen die Pläne für die zwei markanten Gebäude im Stadtjäger­viertel konkreter zu sein. So gehört das Gelände in der Stadtjäger­straße dem Bau-Unternehme­n Klaus-Bau, wie deren Geschäftsf­ührer Manfred Ruhdorfer auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. Das Unternehme­n will das ehemalige Postareal an der Stadtjäger­straße umbauen, es geht um individuel­le Wohnformen wie City-Apartments, Loftund Atriumwohn­ungen, Townhouses und Atelier-Häuser auf 12500 Quadratmet­er. Rund 100 Einheiten sollen entstehen, sagt Ruhdorfer. Ein Großprojek­t also, das sich eher an Gutverdien­er richten dürfte, und wohl auch deshalb ziemlich komplex ist, weil das ehemalige Telegrafen­amt denkmalges­chützt ist. Eine Baugenehmi­gung gibt es aber noch nicht, auch muss wohl der aktuelle Bebauungsp­lan noch geändert werden. Ruhdorfer sagt aber auch: „Wir gehen davon aus, dass wir spätestens Anfang 2021 mit der Umsetzung der Baumaßnahm­e beginnen.“

Beim früheren Telekom-Gebäude in der Langenmant­elstraße ist die Informatio­nslage allerdings eher dürftig. Wem es gehört? Jedenfalls nicht mehr der Telekom, so viel ist klar. Über die Internetse­ite der „Strabag Property and Facility Services (PFS)“wird das Haus zur Miete angeboten. Strabag PFS, entstanden aus der Liegenscha­fts- und Bauverwalt­ung der ehemaligen Deutschen Bundespost, ist eine Tochter des österreich­ischen Immobilien­konzerns Strabag und hat das Gebäude lediglich im Vermietung­sportal, ist also nicht Eigentümer­in. Aus der Anzeige im Portal wird klar, was im viergescho­ssigen Bau einmal Platz finden könnte: Büros und Praxen sollen im „repräsenta­tiven Altbau in sehr guter Lage in Augsburg“auf insgesamt 6000 Quadratmet­er unterkomme­n. Gut möglich als, dass in die beiden Baudenkmäl­er im Stadtjäger­viertel demnächst wieder Leben einzieht.

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Fotos: Silvio Wyszengrad
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Im Gebäude an der Langenmant­elstraße sollen in Zukunft Büros und Praxen unterkomme­n.

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