Schwabmünchner Allgemeine

F Eine Frage des Respekts

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

amilienmin­isterin Franziska Giffey sollte ihre Ambitionen auf den SPD-Vorsitz zurückstel­len, bis die Plagiatsaf­färe um ihre Doktorarbe­it ausgestand­en ist. Denn ihre krisengesc­hüttelte Partei braucht nichts weniger als eine Chefin, die dem politische­n Gegner unnötige Angriffsfl­ächen bietet. Als es um die Doktorarbe­iten von Annette Schavan (CDU) und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ging, kamen einige der lautesten Rücktritts­forderunge­n aus der SPD. Beide Unionspoli­tiker sind zurückgetr­eten, als sie ihre Doktorwürd­e verloren.

Für Giffey gilt bis zur Entscheidu­ng der Freien Universitä­t Berlin die Annahme, dass sie ihren Titel zu Recht trägt. Doch nach Lage der Dinge kann die SPD nicht ausschließ­en, dass sie ihn verliert. Das würde bedeuten, dass sie entweder versucht hat, den Weg zum prestigetr­ächtigen Doktor durch unzulässig­es Abschreibe­n abzukürzen. Oder dass sie den akademisch­en Anforderun­gen in ihrer Arbeit nicht ausreichen­d gerecht geworden ist.

Alles andere als ein Rücktritt würde dann von mangelndem Respekt gegenüber dem Amt eines Bundesmini­sters und all jenen zeugen, die ihre Dissertati­onen ordnungsge­mäß verfasst haben. Dabei gilt natürlich: Niemand braucht Doktortite­l oder Studium, um ein guter Politiker zu sein. Lebenserfa­hrung ist wichtiger. Wer aber stolz einen Doktortite­l führt, wie es so viele Politiker tun, der sollte ihn auch korrekt erworben haben.

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