Schwabmünchner Allgemeine

Spitzenins­trumente aus dem kleinen Mindelzell

Unternehme­n aus der Region Engelbert Schmid ist selbst ein begnadeter Musiker. Seine Waldhorn-Werkstatt liefert Instrument­e in rund 70 Länder. Doch der 64-Jährige hat noch eine andere Leidenscha­ft – auch in der ist er ausgezeich­net

- VON PETER BAUER

Mindelzell Engelbert Schmid blickt aus dem Fenster, in Richtung der Hügel, hinter denen Krumbach liegt. Dann beginnt er unvermitte­lt kräftig zu lachen. „Ja, wie hätte ich denn nach Krumbach kommen sollen?“, fragt er. Schmid, Jahrgang, 1954, wächst auf einem kleinen Bauernhof in Mindelzell auf, etwa acht Kilometer von Krumbach entfernt. Er ist der jüngste von drei Söhnen. In der Schule sind seine Leistungen außerorden­tlich und schließlic­h gibt der Vater dem Drängen des Volksschul­lehrers nach, den Sohn aufs Gymnasium gehen zu lassen. Aufs Gymnasium Krumbach? „Wir hatten auf dem Hof Pferde, aber kein Auto, es gab keinen Schulbus“, erinnert sich Schmid. So besucht er das Augsburger Gymnasium St. Stephan – ein Internat. Das sollte seinem Leben eine entscheide­nde Wendung geben. Ein Klassenkam­erad schwärmt ihm vom Klang der Waldhörner vor, den er bei einer Treibjagd hören konnte. Schmid ist fasziniert, noch im Gymnasium lernt er das WaldhornSp­ielen. Heute ist

Schmid mit seiner Werkstatt in Mindelzell einer der weltweit führenden Hornbauer, Spitzenmus­iker aus aller Welt sind regelmäßig zu Gast. Bei einem flüchtigen Gang durch die Räume mag man dies zunächst kaum vermuten. Auf den Tischen liegen Feilen, Hämmer, Schieblehr­en, Zangen, Bohrmaschi­nen. Doch das glänzende, filigrandü­nne Messingble­ch, das in den Regalen steht, deutet an, dass in dieser Werkstatt im südöstlich­en Landkreis Günzburg etwas ganz Besonderes entsteht.

Schmid hat den Instrument­enbau von der Pike auf gelernt. Er ist Metallblas­instrument­enmacherun­d Schlagzeug­macher-Meister. Und er ist Musiker, ein sehr erfolgreic­her. Das Waldhorn beherrscht er virtuos, schon in jungen Jahren wird sein Talent entdeckt. Er gewinnt zweimal den Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“, studiert an Konservato­rien in Augsburg und München, spielt im Alter von 21 Jahren beim Berliner Radiosinfo­nieorchest­er, dann bei den Berliner Philharmon­ikern, er wird Solohornis­t beim Münchner Rundfunkor­chester.

Zugleich zieht ihn die Technik des Instrument­s immer stärker in Schmid baut auch seinen eigenen Wein an. Er heißt Don Angel – von Engel.

ihren Bann. Schon mit 16 Jahren beschäftig­t er sich im Algebra-Unterricht damit, wie er Erkenntnis­se aus Mathematik und Physik in den Instrument­enbau einbringen kann. Mit einem Akustik-Professor aus Braunschwe­ig und mit der physikalis­ch-technische­n Bundesanst­alt tüftelt er seit Ende der 70er Jahre an entspreche­nden Systemen und er findet schließlic­h Firmen, die ihm beim Bau der Prototypen helfen. Lächelnd erzählt er von den ersten

mit sechs Metern Breite und zwei Metern Höhe, die damals zum Einsatz kamen.

Im Jahr 1990 gründet er im kleinen Ort Tiefenried, wenige Kilometer von Mindelzell entfernt, eine Werkstatt mit drei Mitarbeite­rn. Unter den Spitzenmus­ikern sei das „bald herumgegan­gen wie ein Lauffeuer“, denkt Schmid zurück. Es gelingt ihm rasch, sein Unternehme­n auf dem Markt zu etablieren. Seine musikalisc­he Karriere gibt er auf,

um sich dem Instrument­enbau zu widmen. 2005 erfolgt der Umzug nach Mindelzell. Heute sind bei Schmid 16 Mitarbeite­r beschäftig­t, demnächst sollen es 18 sein.

In Sachen musikalisc­her Kontaktpfl­ege ist Schmid weltweit unterwegs, er stellt seine Instrument­e auf Fachsympos­ien einem ausgewählt­en Publikum vor. Viele Musiker besuchen ihn in seiner Werkstatt. Schmid erläutert, wie es ihm gelungen sei, die Ventiltech­nik des InComputer­n struments auf ein neues Niveau zu heben. Die Schmid-Hörner seien schneller und weicher spielbar als vergleichb­are Instrument­e. Außergewöh­nlich sei, dass er neben Messing-Legierunge­n auch Instrument­e aus Sterlingsi­lber fertige.

Wenn der 64-Jährige über seine Instrument­e spricht, dann fällt immer wieder auch das Wort „Romantik“. Ja, er sei „ein Romantiker“, sagt er. Und damit hängt es wohl auch zusammen, dass sich Schmid schon seit einigen Jahren nicht mehr ausschließ­lich auf den Instrument­enbau konzentrie­rt. Zunehmend bekannt ist er auch durch den Weinbau. 1995 kauft Schmid ein Grundstück auf der kanarische­n Insel La Palma. Er beginnt kleine Mengen Wein anzubauen. „Ich bin dann irgendwie in dieses Thema reingeruts­cht“, sagt er. In wenigen Monaten lernt Schmid autodidakt­isch Spanisch und eignet sich ein profundes Wissen über den Weinbau an. 2010 pachtet er 30 Hektar Land nördlich von Valladolid in der kastilisch­en Hochebene. Schmid setzt stark auf die ursprüngli­ch aus dem Raum Bordeaux/Frankreich stammende Rebsorte Cabernet Sauvignon, aber auch die spanischen Sorten Tempranill­o oder Garnacha Tintorera hat er im Sortiment. Seine Weine, die bei einem der größten Weinwettbe­werbe der Welt, der Austrian Wine Challenge (AWC) vielfach ausgezeich­net wurden, nennt er in Anlehnung an seinen Namen „Don Angel“(Angel ist das spanische Wort für Engel).

Vor vier Jahren reifte die Idee, die spanische Weinernte in seine Heimat zu bringen und den Wein zu Hause, in Kellerräum­en in Mindelzell, zu produziere­n. Das Areal nördlich von Valladolid hat er inzwischen abgegeben und etwas weiter östlich 25 Hektar Land gekauft. Diese Fläche möchte er auf 50 Hektar ausweiten. Bei der Organisati­on des Weinbaus spielt seine 34-jährige Tochter Susanne, die in Frankreich Weinbau studiert, eine wichtige Rolle. Rund 15000 Flaschen wurden zuletzt jährlich produziert. Schmid möchte die Menge langfristi­g deutlich erhöhen. In einem Alter, in dem andere an Rente und Ruhe denken, hat Schmid noch einiges vor. Doch irgendwann „später“möchte er in die Geschäftsf­ührung auch seinen Sohn einbinden. Später? „Mein kleiner Sohn ist drei Jahre alt. Mit 30 Jahren wäre er im richtigen Alter“, sagt Schmid mit einem Augenzwink­ern. „Ich habe also noch einige Jahre vor mir.“

 ??  ?? Engelbert Schmid baut Waldhörner. Musiker aus der ganzen Welt reisen zu ihm in den kleinen Ort Mindelzell, um seine Instrument­e zu kaufen. Die Schmid-Hörner, sagt er, seien schneller spielbar als andere. Fotos: Ulrich Wagner
Engelbert Schmid baut Waldhörner. Musiker aus der ganzen Welt reisen zu ihm in den kleinen Ort Mindelzell, um seine Instrument­e zu kaufen. Die Schmid-Hörner, sagt er, seien schneller spielbar als andere. Fotos: Ulrich Wagner
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