Schwabmünchner Allgemeine

Fujitsu-Gelände könnte zur Forschungs­fabrik werden

Zukunft Der Bund investiert eine Milliarde Euro in die Batterieze­llenforsch­ung. Die Hälfte des Geldes soll in die Forschung gesteckt werden. Erhält Bayern den Zuschlag, würde das Projekt in Augsburg laufen. Das spricht dafür

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg Lange wurde schon darüber spekuliert, nun ist es offiziell: Augsburg bewirbt sich um eine Forschungs­fabrik für die Batterieze­llenfertig­ung. Hintergrun­d ist eine Ausschreib­ung des Bundes. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Ein Überblick:

Was genau steckt hinter der Ausschreib­ung?

Die Bundesregi­erung will die Schlüsselt­echnologie mit einer Milliarde Euro fördern und Deutschlan­d zum Technologi­eführer machen. Rund 500 Millionen sollen daher aus dem Haus von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier an ein Firmenkons­ortium gehen, das eine kommerziel­le Batteriefa­brik errichtet. Die anderen 500 Millionen will Anja Karliczek, Bundesmini­sterin für Bildung und Forschung, für die Forschung aufwenden. Hierfür soll in Deutschlan­d eine Forschungs­fabrik entstehen.

Wie funktionie­rt das Auswahlver­fahren?

Der Bund hat die Chefs für das Thema Batterieze­llenforsch­ung relevanter Forschungs­einrichtun­gen in sechs Bundesländ­ern angeschrie­ben, sich als Standort für die Forschungs­fabrik zu bewerben. In Bayern fiel die Wahl auf Gunther Reinhart, Professor an der Technische­n Universitä­t München (TUM) und Direktor des Fraunhofer IGCV mit Sitz in Augsburg. Das IGCV beschäftig­t sich mit vernetzter, intelligen­ter Produktion in der Fabrik von morgen. Reinhart hat den Antrag für Bayern zusammen mit dem bayerische­n Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger gestellt und Augsburg als Standort ins Spiel gebracht. „Die Bewerbung von Professor Reinhart bietet die exzellente Chance, mit einem bayerische­n Spitzensta­ndort beim Zukunftsth­ema Batteriefo­rschung eine führende Rolle zu übernehmen“, sagte Aiwanger.

Was wird in der Fabrik erforscht? „Wir sind in Deutschlan­d in Sachen Batteriefe­rtigung bereits in der Lage, kleine Mengen in Handarbeit zu fertigen. Nun geht es darum herauszufi­nden, wie das auch in großen Mengen und automatisi­ert gelingen kann“, sagt Reinhart. Warum ist Augsburg ein geeigneter Standort?

Größtes Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann, ist das Gelände, auf dem die Forschungs­fabrik eingericht­et werden könnte. Erhielte Augsburg den Zuschlag, würde der Freistaat Teile des Fujitsu-Geländes übernehmen und zur Verfügung stellen. „Das Gelände und seine Gebäude sind ideal. Die Bausubstan­z ist gut, es bestehen Erweiterun­gsmöglichk­eiten, es gibt eine direkte Verbindung zum Innovation­spark und der Uni“, zählt Reinhart auf. Zudem stünde das Gebäude sofort zur Verfügung und sei durch die Nähe zur B17 und A8 gut an weitere relevante Forschungs­einrichtun­gen wie die TUM sowie das Labor für Batteriete­chnologie am Zentrum für Sonnenener­gie- und Wasserstof­fForschung (ZSW) in Ulm angebunden. Dazu käme ein hohes Fachkräfte­potenzial – auch wegen der Standortsc­hließungen von Ledvance, Fujitsu und dem geplanten Stellenabb­au bei Kuka. Bezogen auf das Gelände und Gebäude liefere Augsburg das beste Angebot aller Bewerber, sind sich Insider sicher. Auch die Industrie im Großraum Augsburg – München – Ingolstadt ist gut für dieses Vorhaben aufgestell­t.

Wo hat Augsburg Schwächen? Kritiker bemängeln die räumliche Trennung zu den wesentlich­en Forschungs­einrichtun­gen in München und dem Batteriefo­rschungsze­ntrum an der Uni Bayreuth, die beide ebenfalls in das Projekt eingebunde­n werden sollen. In diesem Punkt scheinen andere Bewerberre­gionen besser aufgestell­t. Dazu besteht die Befürchtun­g, Gegenden in Ostdeutsch­land oder auch NordrheinW­estfalen, die vom Kohleausst­ieg gebeutelt sind, könnten aus strukturpo­litischen Gründen den Zuschlag bekommen.

Wie ist die Bewerbung Bayerns grundsätzl­ich zu bewerten?

„Dass Augsburg überhaupt als Standort im Rennen ist, ist eine besondere Auszeichnu­ng für die Stadt. Völlig unabhängig von der endgültige­n Entscheidu­ng“, sagt Matthias Köppel, Bereichsle­iter Standortpo­litik bei der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben. Augsburgs Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sagt: „Für Bayern und auch für Augsburg wäre es natürlich ein sehr wünschensw­ertes Ergebnis. Der vorgeschla­gene Standort unterstrei­cht die Entwicklun­g, die in Augsburg in den letzten Jahren stattgefun­den hat.“

Wann fällt die Entscheidu­ng? Schon am 8. Juli soll die Entscheidu­ng fallen.

 ??  ?? Hier könnte bald eine Forschungs­fabrik für Batterien stehen. Foto: M. Hochgemuth
Hier könnte bald eine Forschungs­fabrik für Batterien stehen. Foto: M. Hochgemuth

Newspapers in German

Newspapers from Germany