Leopold ohne Amadé
Ein klug durchdachtes Jubiläumskonzert
Einmal nicht den Vater direkt mit dem genialen Sohn zu konfrontieren – diese kluge Programm-Idee realisierten im Jubiläumsjahr Leopold Mozarts die Deutsche Mozart-Gesellschaft in Verbindung mit der Uni Augsburg. In ev. St. Ulrich wurde Leopold Mozart einem Komponisten gegenübergestellt, dessen Lebensdaten der Generation Amadé entsprechen: Antonio Rosetti (1750 - 1792). Von Leopold Mozart und Rosetti gab es geistliche Werke zu hören – Raritäten, die man genießen konnte. Unter der Leitung von Andreas Becker formten der Kammerchor der Universität, das Vokalensemble „BeckerPsalter“und das Orchester „Musica Obligata“eine spannungsvolle Aufführung.
Antonio Rosetti, gebürtig in Böhmen, beschritt zahlreiche Stationen in seiner Laufbahn. Dazu gehörte auch sein Wirken in der OettingenWallerstein’schen Hofkapelle. Dass er zu seiner Zeit ein beliebter und viel gespielter Komponist war, dem das gewiss nicht unkritische VaterSohn-Paar Mozart Achtung zollte, konnte man jetzt beim Erlebnis seiner Messe D-Dur nachvollziehen.
Wie Rosetti die Hauptteile Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus bis zum abschließenden Agnus Dei mit kantatenhaften Elementen und sängerischen Solo-Rollen umspielt und überraschende Wendungen einbaut, ist von bilderreicher Anschaulichkeit. Befördert wird dies von einer geradezu spielerischen Lust der Instrumentation, in der besonders eine farbstarke Holz- und BlechbläserPalette eine große Rolle spielt.
Die auf historischen Instrumenten musizierende „Musica obligata“bot einen ausdrucksstark getuschten Streicher-Klang. Das von Andreas Becker gegründete Vokalensemble „BeckerPsalter“, ein Doppelquartett Sopran/Alt/Tenor/Bass mit den Solisten Christiane Zeman, Elisabeth Lottner, Christoph Teichner und Florian Schmid, realisierte mit beweglicher Souveränität das solistisch-chorische Wechselspiel von melodisch-frommer Sanftheit bis zur teils fast kecken Koloratur.
Was nach der Pause folgte, zeigte Leopold Mozart als jemanden, der sich mit einem effektvollen Antonio Rosetti auf Augenhöhe befand, ein aufschlussreiches Erlebnis. Drei geistliche Werke demonstrierten dies eindrucksvoll. Die Litanei G-Dur durchläuft Stationen, die durch ihre klare Formensprache einen durchsichtigen Klang hervorbringt. Pomp und Intimität sind in Balance. Doch alles andere als trockenes Handwerk hört man, vielmehr feine Stimmungen. Das gilt auch für sein Offertorium „Beata es virgo Maria“sowie „Dixit Dominus und Magnificat“. Andreas Becker disponierte Solisten, Orchester, Vokalensemble wie auch den vorzüglichen Kammerchor der Universität mit überlegener Souveränität. Starker und verdienter Applaus.