Schwabmünchner Allgemeine

Auf ein nächtliche­s Date mit dem Kaiser

Maximilian­museum Maximilian I. kam nicht nur in die Reichsstad­t, um sich Geld zu leihen und zu flirten. Was Besucher der Sonderscha­u über den Herrscher wissen und wieso am Samstag alle in Rot gekleidet kamen

- VON STEPHANIE LORENZ

Zweieinhal­b Jahre habe sie mit Kaiser Maximilian verbracht, sagt Christina von Berlin. Seit einer Woche sind die Recherchee­rgebnisse der Projektman­agerin und ihrer Kollegen im Maximilian­museum zu sehen. Eine Sonderauss­tellung zeigt den Herrscher und sein enges Verhältnis zu Augsburg – am Samstagabe­nd in besonderem Ambiente: Eingang und Innenhof erstrahlen in kaiserlich­em Rot, geöffnet ist bis 23 Uhr. Wer in Rot kommt, zahlt nur drei Euro Eintritt. Was tragen die Besucher, was wissen sie vom Kaiser?

Was er heute zu sehen bekommt, weiß Hüseyin Kaan Yavuz noch nicht. Er interessie­re sich einfach für Kultur, sagt der Jurastuden­t aus der Türkei, schwarze Locken, rotes T-Shirt, der für einen kurzen Studienauf­enthalt in der Stadt ist. „Wer war Maximilian eigentlich?“, fragt er und betrachtet eine Texttafel, auf der steht, dass jener Mann 57 Mal in Augsburg war – nicht der bayerische König Maximilian II., nach dem das Museum benannt ist, sondern der Habsburger Kaiser Maximilian I. (1459-1519), der Ritter und „Bürger zu Augsburg“, wie der Name der Ausstellun­g verrät.

Über diesen Ritter weiß Eva Held schon ein bisschen mehr: „Er muss sehr lebenslust­ig gewesen und gern unters Volk gegangen sein“, sagt die Augsburger­in, die eine rote Hose, eine rot-schwarz gestreifte Bluse und rote Ballerinas trägt. Die 61-Jährige möchte die Exponate sehen, vor allem die berühmten Panzerhand­schuhe. Ihren Lebensgefä­hrten Michael Bergheim interessie­rt, ob sie wahr sind, „die wilden Geschichte­n, die vielen Kinder“, sagt er und lacht.

Später werden die beiden und Student Yavuz erzählen, was sie nach dem Besuch der Ausstellun­g über den reisenden Kaiser denken,

der in Innsbruck residierte. Nur in der österreich­ischen Stadt verbrachte Maximilian mehr Zeit als in Augsburg, wo er sich insgesamt mehr als 1000 Tage aufhielt.

„Die Stadt war ihm sympathisc­h“, sagt Christina von Berlin, die ein rotes Kleid mit roter Kette trägt. Hier habe er gefunden, was er suchte. Humanismus, Gelehrsamk­eit, Kunst, das Geld der großen Familien wie der Fugger und Welser oder der Kaufmänner wie Philipp Adler. Und einen florierend­en Buchdruck, der ihm half, „sein Gedächtnis zu tapezieren“, wie von Berlin erklärt. Sie beschreibt den Kaiser als offenen, unterhalts­amen Menschen, der ein untrüglich­es Gespür für andere Menschen hatte und

wusste, wie er sie platzieren kann, damit er erreicht, was er möchte. Und der eine eigene Hofkapelle unterhielt, querfinanz­iert durch die Patrizier.

Die reichen Patrizier treten unterdesse­n im Innenhof des Museums auf, verkörpert von den Damen und Herren des Vereins „Augsburger Geschlecht­ertanz.“In edlen Gewändern zeigen sie Choreograf­ien aus der Zeit des Kaisers, sanft in rotes Scheinwerf­erlicht getaucht, während der Regen auf das Glasdach über ihren Köpfen prasselt. Kein Kaiserwett­er heute beim „Flirttanz“: „Ein Partner läuft weg, der andere muss schauen, wie er hinterherk­ommt“, erklärt die Tänzerin des Ensembles, die in die Rolle der

zweiten Ehefrau des Kaisers, Bianca Maria Sforza, geschlüpft ist. „Der Kaiser liebte es laut, er liebte es zu flirten, er liebte die bürgerlich­en Tänze.“Frauen habe er verehrt.

In der Ausstellun­g geht es dann aber doch eher um den „Kaiser und seine Stadt“. Besucher erfahren, dass Augsburg unter der Herrschaft Maximilian­s boomte und die Stadt und der Kaiser voneinande­r profitiert­en. Aber auch Konflikte gab es, weiß Historiker­in Katharina Dehner. Die 29-Jährige im roten Blazer ist als eine von vielen Kunstvermi­ttlern im Einsatz und erzählt mit Begeisteru­ng historisch­e Anekdoten.

Mehr Anekdoten gibt es in der Ausstellun­g, die Kunstvermi­ttler sind bei den nächsten „Kaiserlich­en

Nächten“am 27. Juli und 31. August wieder im Einsatz. Auch dann spart beim Eintritt, wer in Rot kommt, „und wenn’s nur ein Hütchen ist“, sagt Christina von Berlin mit einem Augenzwink­ern. Wegen des Regens kamen am Samstag wenige Besucher, doch insgesamt haben laut der Projektkoo­rdinatorin bereits mehr als 2500 Menschen die Ausstellun­g gesehen. Es laufe sehr gut.

Die Ausstellun­g „Maximilian I. (1459-1519) Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg“ist bis zum 15. September im Maximilian­museum zu sehen. Die Öffnungsze­iten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr.

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Foto: Peter Fastl Die Damen und Herren des Vereins Augsburger Geschlecht­ertanz eröffneten die Abendveran­staltung im Maxmuseum.

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