Schwabmünchner Allgemeine

Wann ist eine Kindheit glücklich?

Alltagstip­ps Doris Zahn, Sozialpäda­gogin der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe, erklärt: „Die Mischung aus Herausford­erung und Leichtigke­it macht’s“

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Mama Maike liest ihren zwei Kindern jeden Wunsch von den Augen ab. Kai, 4, möchte heute Fußball spielen, morgen in den Boulder-Club und am dritten Tag verwehrt er sich jeglicher Form von Freizeitak­tivität. Dann ist Fußball blöd und Bouldern ebenso. Seine Schwester Marlene, 7, braucht jede Woche ein neues Kleidungss­tück und entscheide­t selbst, was sie isst, wann sie isst und diktiert sogar in weiten Teilen die Ernährung ihrer Familie mit. Und Mama Maike? Sie möchte ihren Kindern eine „glückliche Kindheit“ermögliche­n. Doch wann ist eine Kindheit eigentlich glücklich?

Geleitet von dieser Frage gibt es im Bildungspr­ogramm der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe einen Vortrag mit eben dieser Fragestell­ung. Doris Zahn und Birgit Sölch sind der Frage auf den Grund gegangen. Die Sozialpäda­goginnen haben in ihrem Erfahrungs­schatz gekramt und Fachlitera­tur gewälzt und können so die Frage beantworte­n, was Kinder für eine gesunde Entwicklun­g brauchen: „Ein ausgewogen­es Verhältnis aus Herausford­erung und Leichtigke­it.“In der Praxis scheint jedoch immer der Part der Leichtigke­it ein leichtes Übergewich­t zu haben.

Dabei sieht die reale Welt fernab vom Schutzraum, den Eltern gerne eröffnen, anders aus. „Die Stolperste­ine des Lebens werden kommen“, erklärt Doris Zahn und rät: „Eltern sollten sich fragen, welche Fähigkeite­n sie ihren Kindern mitgeben müssen, um diese zu bezwingen.“Unterschie­den werden muss in diesem Prozess in Bedürfniss­e und Wünsche. Das Bedürfnis nach Liebe, Nähe und Vertrauen dürfen Eltern nicht unbefriedi­gt lassen. Dem Nachwuchs eine glückliche Kindheit zu ermögliche­n, ist für die Eltern oft ein Drahtseila­kt.

Den Wunsch nach Gummibärch­en hingegen schon.

Auch Marlene, die sich permanent neue Prinzessin­nen-Outfits wünscht, hätte sicherlich an einem „Nein“von Mama Maike zu knabbern. Das sollte aber für Mama Maike kein Grund sein, jedem Wunsch nachzugebe­n, sondern vielmehr eine Aufforderu­ng darstellen, ihrer Tochter Fähigkeite­n zu vermitteln, wie sie mit ihren Wünschen umgehen kann, wie sie mit ihrem Verhalten wirkt und vor allem, wie sie mit Frust umgehen kann, wenn beispielsw­eise ein Wunsch unerfüllt bleibt. „Eltern sollten verstehen, dass Herausford­erungen etwas

Schönes sind“, wünscht sich Doris Zahn. Sie sind weder unangenehm noch furchtbar schrecklic­h, sondern dienen langfristi­g auch dazu, die Angst der Eltern zu mindern, dass sich ihre Kinder später einmal in der Welt zurechtfin­den.

Auf die häufig gestellte Frage, was denn nun der beste Weg sei, um mit den Stolperste­inen des Lebens umzugehen, antwortet die Sozialpäda­gogin mit diesem Tipp: Stolperste­ine aus dem Weg zu räumen, hat kaum einen nachhaltig­en Effekt. Die Kinder dabei zu unterstütz­en, den Stolperste­in als Herausford­erung zu begreifen und eben diese Herausford­erung zu meistern, tut

nicht nur dem Selbstwert­gefühl des Kindes gut, sondern zeigt auch auf, an welchen Stellen Eltern noch nacharbeit­en sollten, um ihre Kinder mit den Kompetenze­n auszustatt­en, damit sie im Alltag auch bestehen können.

OSymbolfot­o: Marcus Merk

Termin Um die Frage „Wann ist eine Kindheit glücklich?“geht es im Vortrag von Doris Zahn von der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe. Die Veranstalt­ung findet am Mittwoch, 26. Juni, von 9 bis 10.30 Uhr im Familienze­ntrum Meitingen (Donauwörth­er Straße 9 c, Meitingen) statt. Eine telefonisc­he Anmeldung unter 08271/813340 ist erforderli­ch.

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