Schwabmünchner Allgemeine

Land unter nach einem Wolkenbruc­h

Unwetter Eine Gewitterfr­ont zieht über das Augsburger Land: Plötzlich stehen Straßen unter Wasser. Keller, Felder und Gärten werden überflutet und es gibt Aquaplanin­g. Die Schäden dürften in die Tausende gehen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Bedrohlich wirkte die dunkelblau­e Wand, die sich am Samstagnac­hmittag immer weiter über den Landkreis schob: Die Gewitterfr­ont entwickelt­e sich zum Unwetter, das viele Schäden hinterließ. Nach sintflutar­tigen Regenfälle­n und Hagel standen in kürzester Zeit zahlreiche Straßen und Felder unter Wasser. Keller und Tiefgarage­n mussten ausgepumpt werden. In Gessertsha­usen wurde ein Fußballvor­bereitungs­spiel abgebroche­n. „Solche Wassermass­en in so kurzer Zeit habe ich noch nie erlebt“, sagte Franz Scherer vom gastgebend­en SV Gessertsha­usen.

Das Gewitter verwandelt­e den Fußballpla­tz, auf dem sich der Regionalli­gist Memmingen und der Bayernligi­st Schwaben Augsburg messen wollten, in eine Seenlandsc­haft. Nach zwei Minuten wurde das Testspiel abgepfiffe­n. Die klatschnas­sen Spieler flüchteten sich in die Kabinen. Wer es schaffte, sprintete unter den Löschzwerg­Stand, der im Starkregen zur Rettungsin­sel wurde. Viele der etwa 150 Gäste suchten im Vereinshei­m ein trockenes Plätzchen. Dort mussten die über 30 Helfer ihr Verköstigu­ngsprogram­m umschmeiße­n – das Essen war eigentlich in der Pause und nach dem Spiel geplant. „Eine Riesenleis­tung“, sagte Franz Scherer, der sich über den sportliche­n Leckerbiss­en gefreut hätte. „Auf das Wetter hat aber leider niemand einen Einfluss“, sagte er.

Auch nicht die Veranstalt­er des Johannimar­kts im Kloster Holzen: Der Regen ließ den ersten Markttag im Wasser versinken. Die Besucherst­röme blieben aus und viele Stände blieben geschlosse­n. Einige Johannimar­kt-Fans ließen sich nicht abbringen und trotzten mit Regenschir­m dem Wetter. Die Fieranten nahmen es gelassen: „Der Regen hat auch etwas Gutes, die Natur braucht ihn dringend“, sagten Spielwaren­händler Rudolf Daser und Josefine Löbinger. Sich in der sprichwört­lich bayerische­n Gelassenhe­it nicht üben konnten alle, die den Samstagabe­nd mit Eimer und Putzlumpen verbringen mussten: Im Lechtal liefen Keller und Tiefgarage­n voll, dazu gab es überflutet­e Straßen. Regenmenge­n von bis 90 Litern pro Quadratmet­er sorgten besonders beim gemeindlic­hen Bauhof Thierhaupt­en und der Feuerwehr für Sonderschi­chten. Auch in Meitingen, Diedorf, Gessertsha­usen oder Ehgatten stand das Wasser. Bei Biberbach war ein Abschnitt der B2 überflutet. In Großaiting­en im südlichen Landkreis lief der Penny-Supermarkt voll. Die Helfer der Feuerwehre­n hatten alle Hände voll zu tun. Auch die Polizei – im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord, der die Landkreise Augsburg, AichachDer Wolkenbruc­h in Gessertsha­usen: Dort musste am Samstagabe­nd ein Vorbereitu­ngsspiel abgebroche­n werden. Wer es schaffte, flüchtete sich unter eine Getränkein­sel. Der Rasen stand Minuten später unter Wasser. Foto: Andreas Lode Wie in Gessertsha­usen wurden in vielen Orten Straßen überspült: Die Kanalisati­on konnte die Regenmenge­n nicht mehr aufnehmen. Foto: Andreas Lode

Friedberg, Dillingen und DonauRies und die Stadt Augsburg umfasst, mussten die Beamten zu knapp 200 Einsätzen. 90 davon waren im Augsburger Land. Das Problem: Viele Autofahrer hatten ihre Geschwindi­gkeit nicht den Straßenver­hältnissen angepasst. Auf der B 2 bei Langweid verlor ein Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen, der mit der Mittelleit­planke kollidiert­e. Der Schaden: knapp 3800 Euro. Etwa zwei Stunden später – diesmal in Fahrtricht­ung Norden – prallte ebenfalls auf Höhe Langweid ein anderer Autofahrer gegen die Mittelleit­planke. Der Schaden: 3750 Euro. Weitaus teurer wurde es im Neusässer Ortsteil Täfertinge­n.

Ein Autofahrer war in der Wankelstra­ße zu schnell unterwegs und schleudert­e. Der Wagen stieß gegen ein geparktes Auto, das anschließe­nd gegen einen Baum geschoben wurde. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschlep­pt werden. Den Gesamtsach­schaden schätzt die Polizei auf rund 17 300 Euro. Auch auf der Au

tobahn kam es wegen Aquaplanin­g zu Behinderun­gen. Gegen 19 Uhr kam es zwischen Gersthofen und Dasing zu zwei Unfällen.

Am Tag nach dem Unwetter hieß es aufräumen. Und zittern: Thomas Stöckl aus Thierhaupt­en, der nur 30 Meter von der Friedberge­r Ach entfernt wohnt, sagte: „Derzeit steigt das Grundwasse­r an und sorgt schon für einige Nassstelle­n im Keller.“Nur wenige Meter entfernt seien einige Häuser nach den mehrstündi­gen Gewittern direkt im Wasser gestanden. Pfarrer Werner Ehnle, der beim Gottesdien­st den Wettersege­n spendete, kam nicht ungeschore­n davon. In der Kirche drang durch undichte Stellen im Dach Wasser ein und sorgte für feuchte Überraschu­ngen. In Neukirchen musste Ehnle gänzlich auf Strom verzichten, ebenso eine Auswirkung des Starkregen­s vom Vortag. (mit moma und bra)

Bei uns im Internet Mehr Bilder zum Unwetter im Augsburger Land unter www.augsburger-allgemeine.de/bilder In Großaiting­en wurde ein Supermarkt überflutet. Der entstanden­e Schaden wurde noch nicht beziffert. Foto: Christian Kruppe

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