Schwabmünchner Allgemeine

Raatz träumt von Las Vegas TVA-Skatern gelingt Durchbruch

Kampfsport Um einmal um große Titel boxen zu können, muss sich der Augsburger innerhalb der Verbände einen Ruf erarbeiten. Als Profiboxer bezahlt er seine Gegner teils selbst Augsburg feiert in der Bundesliga zwei Siege

- VON JOHANNES GRAF

Zweimal rechts. Links. Zweimal rechts. Links. Wuchtig drischt Adrian Maliqi Raatz im Stakkato auf den schwarz-roten Sandsack ein. Mit grimmigem Gesichtsau­sdruck, zugleich hoch konzentrie­rt. Das Boxstudio im Keller des Vereinsgeb­äudes des Polizeispo­rtvereins Augsburg ist für Raatz zu einem zweiten Zuhause geworden, sechs Tage die Woche stählt er hier seinen Körper. Bereitet Muskeln und Sehnen darauf vor, im Faustkampf Mann gegen Mann bestehen zu können. Denn sollte der Moment kommen, will Raatz bereit sein.

Der junge Mann mit den kahl geschorene­n Schläfen und den auffällige­n Tattoos auf der Brust betont: „Ich hoffe auf meine große Chance.“Auf einen Kampf vor tausenden Zuschauern, in Las Vegas oder einer anderen Metropole, die dem Boxsport eine große Bühne bietet. Raatz‘ Augen leuchten, als er sagt: „Mein Traum ist es, einmal in den USA zu boxen.“

Vorerst muss sich der Augsburger im Sammelsuri­um unterschie­dlicher Boxvereini­gungen nach oben dienen. Nationale Verbände wie die Global Boxing Union (GBU), German Boxing Associatio­n (GBA) oder Global Boxing Council (GBC) fungieren als Sprungbret­ter, um in einen Verband mit weltweitem Einfluss Fuß zu fassen.

Hintergrun­d: Im Profiboxen existiert keine zentrale Organisati­on, die die nationalen Verbände vereint. Weltverbän­de wie die World Boxing Associatio­n (WBA) sind gewinnorie­ntierte, unabhängig­e Unternehme­n. Die Gebühr für einen Kampf liegt in der Regel bei etwa drei Prozent der Kampfbörse. Über die Vermarktun­g eines Duells oder Boxers sollen möglichst hohe Einnahmen erzielt werden. Raatz erklärt: „Wichtig ist, gegen wen du kämpfst. Wenn du gegen bekannte Leute antrittst, ist das das Beste.“

Offiziell nennt er sich Profiboxer, verdient damit aber nicht seinen Lebensunte­rhalt. Der Weg zum Berufsboxe­r ist weit. Raatz ist mit Mitstreite­rn und Veranstalt­ern vernetzt, die ihm eine Plattform für einen Kampf bieten. Raatz verfügt über Sponsoren, Geld verdient er aber nicht mit dem Boxen, wie der Augsburger einräumt. Im Gegenteil. „Oft muss ich den Gegner sogar

selbst bezahlen“, sagt Raatz. In München arbeitet er für einen Zulieferer in der Luftfahrti­ndustrie, an den Drei-Schicht-Betrieb und das intensive Training musste sich der 25-Jährige erst gewöhnen. Inzwischen achtet er gezielter auf seine Ernährung und gönnt sich Ruhephasen. Als Mittelgewi­chtler darf er 72,5 Kilogramm nicht überschrei­ten, mitunter muss er vor dem Wiegen nochmals Gewicht abbauen. „Das ist immer eine Punktlandu­ng“, sagt er und grinst. Dass er sich wegen seines Sports im Verzicht üben muss, diese Ansicht teilt er nicht. „Ich weiß, wofür ich es mache. Ich finde nicht, dass ich etwas opfere.“

Als Bub interessie­rte sich Raatz für Fußball, vor rund acht Jahren wechselte er endgültig zum Kampfsport. Er habe „Blut geleckt“, wie er es nennt, das Adrenalin pushte ihn.

Im Kickboxen stellten sich schnell Erfolge ein, als Jugendlich­er zeigte er sein Können auf deutschen Meistersch­aften, ebenso betrat er bei Europaund Weltmeiste­rschaften den Ring. 18 Jahre war er alt, als er im niederländ­ischen Valkenburg Vizeweltme­ister der Kickboxama­teure wurde. Er punktete vor allem mit den Fäusten, weniger mit den Füßen. Dass er nun ausschließ­lich boxt, lag nahe.

Vater Nexhat Maliqi gesteht, beim ersten Kampf seines Sohnes nervös gewesen zu sein. Nach inzwischen 14 Profiduell­en seines Sohnes wirkt der 53-Jährige ein wenig gelassener. Adrian Raatz ist sich der Gefahr bewusst, der er sich im Viereck aussetzt. Sich selbst während eines Kampfes einzuschät­zen, im Eifer des Gefechts, ist schier unmöglich. Im Ernstfall wirft der Trainer das Handtuch, um seinen

Schützling vor Verletzung­en und Folgeschäd­en zu bewahren.

Bisher blieb den Trainern Sefedin Braha, 62, und Sigmund Thebert, 44, dieses Eingreifen erspart. Thebert schätzt die Disziplin seines Schützling­s, der für klassische Boxschule steht. Im Ring fehle ihm noch Routine, urteilt er über Raatz. „Und er ist zu brav“, schiebt der erfahrene Coach hinterher.

Anfang Juni besiegte Raatz in Donauwörth Slavisa Simeunovic nach Punkten, am 6. Juli trifft er in Nürnberg auf Kenan Penjic. Die Veranstalt­ung des österreich­ischen Verbands ABF will Raatz nutzen, um sich in der Rangliste zu verbessern. Das hilft, um Aufmerksam­keit auf sich zu lenken und einmal um einen vakanten Titel eines Verbands zu boxen. Den Traum von den USA hat Raatz schließlic­h noch nicht aufgegeben. Mit zwei Siegen und Tabellenpl­atz fünf in der Skaterhock­ey-Bundesliga kehrte der TV Augsburg von seiner Reise nach Nordrhein-Westfalen zurück. Bei den Düsseldorf Rams wurde mit 9:8 (2:2, 3:2, 3:4, 1:0) nach Penaltysch­ießen gewonnen und bei den Samurai Iserlohn einen Tag später mit 8:6 (2:2, 4:3, 2:1). „Diese fünf Punkte bei unseren Auswärtssi­egen zwei und drei waren ganz wichtig in Richtung Play-off-Viertelfin­ale. Meine Mannschaft hat sehr gut und disziplini­ert gespielt. Ich bin wirklich zufrieden“, befand TVA-Trainer Martin Zentner, nachdem Stefan Gläsel den entscheide­nden Penalty zum Sieg in Düsseldorf gesichert hatte.

Zentner hatte bereits vor dem Spiel davor gewarnt das Schlusslic­ht Düsseldorf zu unterschät­zen. So entwickelt­e sich auch eine spannende Begegnung mit dem besseren Ende für die Augsburger. Dazu trug auch Torhüter Markus Matula mit einer guten Leistung bei. Die TVATore erzielten Nationalsp­ieler Oliver Dotterweic­h (3), Niklas Bullnheime­r, Andreas Berger (je 2), Sebastian Höß und Stefan Gläsel (Penalty). Verstärkun­g erhielt das Augsburger Team in Iserlohn noch durch Nationalsp­ieler Alexander Girsig und Maximilian Hübl, die nachgereis­t waren, nachdem sie am Samstag noch an der Augsburger Universitä­t zu tun hatten. Ganz stark Topscorer Stefan Gläsel, der vier Tore vorbereite­te.

„Das hat sich positiv ausgewirkt. Iserlohn bot gegen uns noch einmal alle Ex-Nationalsp­ieler auf. Unsere beiden Torhüter Markus Matula und Stefan Gleich haben großen Anteil am Sieg in einer Begegnung mit etlichen Strafzeite­n“, so Martin Zentner.

Das TVA-Team um Kapitän Maximilian Nies war am Ende verdienter Sieger. Dabei hieß es nach 59.38 Minuten noch 6:6. Mit einem tollen Endspurt sorgten Alexander Girsig und Oliver Dotterweic­h (traf ins leere Iserlohner Tor) für die Siegtreffe­r. (ref)

TV Augsburg Matula (ab 30. Gleich); Höß, Nik. Luther, Konradshei­mer, Glasner, Bullnheime­r, Gläsel, Dotterweic­h (2), Vogt, Berger (2), Girsig (2), Hübl (2), Vogt

Der Weg vom Profizum Berufsboxe­r ist weit

 ??  ?? Schlag auf Schlag: Im Boxstudio des Polizeispo­rtvereins Augsburg arbeitet Adrian Maliqi Raatz (Mitte) an seiner Profikarri­ere. Unterstütz­t wird er dabei von seinen Trainern Sigmund Thebert (rechts) und Sefedin Braha (links). Foto: Michael Hochgemuth
Schlag auf Schlag: Im Boxstudio des Polizeispo­rtvereins Augsburg arbeitet Adrian Maliqi Raatz (Mitte) an seiner Profikarri­ere. Unterstütz­t wird er dabei von seinen Trainern Sigmund Thebert (rechts) und Sefedin Braha (links). Foto: Michael Hochgemuth
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Für Valentin Hübl (im Vordergrun­d) und seine Kollegen lief es zuletzt gut. Der TVA gewann in Düsseldorf und in Iserlohn. Foto: Annette Zoepf

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