Himmelshäuser und Wolkenschlösser
Hütten Zwei eindrucksvolle und zugleich informative Bildbände zu den Sehnsuchtsorten in den Alpen
warnt der Deutsche Alpenverein noch vor Schnee in den Alpen, aber spätestens ab Pfingsten ist Wanderzeit in den Bergen. Da wächst auch die Lust auf eine Hütteneinkehr. Die Auswahl ist groß, der Charakter der Hütten höchst unterschiedlich – von modernen, umweltfreundlichen Passivhäusern bis zu traditionsreichen Schutzhäusern mit Matratzenlager. Wir haben zwei Bildbände herausgesucht, die sich mit diesen Sehnsuchtsorten in den Alpen beschäftigen.
Die einen sind nur mit einem schweißtreibenden Anstieg zu erreichen, die anderen auf breiten Feldwegen. Manche mögen’s eng und kuschelig, andere punkten mit spektakulären Ausblicken oder mit üppiger Hüttenjause. Es gibt familienfreundliche Hütten und solche, in denen sich vor allem Alpinisten wohlfühlen. Wer sich da zurecht finden will, freut sich über Tipps von erfahrenen Bergfreunden. Bernd Rischel ist so jemand. Der bekannte Bergfotograf hat Hunderte von Touren hinter sich und kennt Eine der vielen Hüttenimpressionen aus Sissi Pärschs „Unsere schönsten Hütten“. Weitere Fotos daraus und aus „Hütten2“finden Sie auf der folgenden Seite oben.
sich aus in der Welt der Berge. Seine Liebe zu den Bergen teilen der Alpinjournalist Frank Eberhard aus Memmingen und die Freie Journalistin Sandra Freudenberg, die am liebsten Reportagen aus den Alpen schreibt. Nun hat das Trio Hütten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien auf- und ausgesucht, die als „neue Sehnsuchtsorte in den Alpen“taugen. Allein schon beim Durchblättern der 240 Seiten schlägt jedes Wanderherz höher.
Die Beschreibungen der einzelnen Hütten nehmen die Leser mit auf die Wanderung, die großformatigen Fotos machen Lust, gleich „im Frühtau zu Berge“zu ziehen und die ausführlichen Infos helfen beim Planen.
Gleich drei Hütten umfasst die Ötztaler Runde, die sich „gut von der ganzen Familie bewältigen“lässt – alle drei mindestens eine Einkehr wert, wie die Autoren meinen. „Großes Kino“ist die Aussicht von der abgelegenen kleinen Wiwannihütte im Schweizer Wallis, wo sich Kletterer gerne treffen. Hoch über dem Gardasee thront das Rifugio Altissimo Damiano Chiesa, das auch per Mountainbike erreichbar ist. Viel gewagt hat man beim Neubau der Schwarzsteinhütte im Ahrntal, der wie ein Monolith in die Landschaft ragt. Und dann wäre da noch das Soiernhaus, ein Lieblingsziel des legendären „Kini“. Mindestens acht Gänge wünschte seine Majestät dort oben zu speisen, die Gäste heute sind bescheidener und freuen sich über die regionale Hüttenküche.
Hütten sind besondere Orte. Und auch oft Anziehungspunkt für außergewöhnliche Menschen. Christian Krüger etwa, den vor allem die Einsamkeit der Nossberger Hütte auf 2488 Metern am Rande des österreichischen Nationalparks hohe Tauern reizt. Seine Gäste überrascht er mit kulinarischen Extravaganzen wie einem Chili con Carne mit Zartbitterschokolade verfeinert. Der gelernte Koch holt aus seiner 15 Quadratmeter großen Küche alles heZwar raus. „Unsere schönsten Hütten“heißt der Bildband, in dem die Münchner Autorin Sissi Pärsch solche Geschichten erzählt.
Viele Hütten werden kurz in Wort und Bild vorgestellt, andere ausführlich wie die Nossberger Hütte oder die Tegernseer Hütte in Oberbayern. Oder auch die Weilheimerhütte – Hüttenwirt Christian Weiermann ist ein gefragter Bergund Sportfotograf.
In den Allgäuer Alpen hat Pärch das Prinz Luitpold-Haus und das neue Waltenberger Haus ausgewählt. Steine des alten wurden in die neue Terrasse integriert, um die Wehmut der Bergsteiger zu lindern, die noch immer dem alten Haus nachtrauern – und der Hüttenromantik ganz ohne Remmidemmi. (mai/li)
Sissi Pärsch: Unsere schönsten Hütten. Bergwelten, 256 S., 28 ¤
Bernd Ritschel, Frank Eberhard, Sandra Freudenberg. Hütten² – Neue Sehnsuchtsorte in den Alpen. National Geographic,240 S., 49,99 ¤