Schwabmünchner Allgemeine

Bischofsmü­tze und Bilder vom Dachboden

Auktion Für den Erhalt des Seniorenhe­ims in Dinkelsche­rben wurden sakrale Gegenständ­e vom Speicher des Spitals verkauft. Welche Stücke aus der Vergangenh­eit da aufgetauch­t sind

- VON TOBIAS KARRER

Dinkelsche­rben Elisabeth und Michael Vogele haben schon ein paar Schätze gefunden. Einen Stoffhasen, eine Figur des Christkind­s in der Krippe, ein Heiligenbi­ld und ein größeres Gemälde hat sich das Ehepaar aus Grünenbain­dt bei Dinkelsche­rben gekauft.

Über das Bild freut sich Michael Vogele besonders. Es zeigt eine Landkapell­e mit einem kleinen Friedhof, im Hintergrun­d ist ein Bauernhaus zu sehen. „Alleine der Rahmen sieht schon hochwertig aus“, betont Vogele. Das Bild ist signiert von Kunstmaler Hans Metzger im Jahr 1918. Ein Sterbebild­chen auf der Rückseite gibt Aufschluss über den Maler, der 1957 in München starb. Der Käufer sagt: „Vielleicht mache ich mich ja auch mal auf die Suche nach der Kapelle.“

In der Lagerhalle der Firma Guggenmoos in Dinkelsche­rben, die der Fördervere­in Bündnis Hospital zur Ausstellun­gshalle umfunktion­iert hat, sind noch mehr derartige Schätze zu finden. Am vergangene­n Samstag soll es vor allem um sakrale Gegenständ­e gehen. Unzählige Kruzifixe liegen deshalb säuberlich aufgereiht auf einem Tisch, jedem Besucher fallen auch die großformat­igen Gemälde mit religiösen Motiven auf, darunter mehrere Darstellun­gen des letzten Abendmahle­s. An der Wand stehen außerdem mehrere unterschie­dlich große Heiligenst­atuen und in einer Nische etwas weiter hinten ein paar alte Kirchenbän­ke.

In mühevoller Arbeit haben die ehrenamtli­chen Helfer des Bündnis Hospital die ganzen Gegenständ­e aus dem Dachboden des Seniorenhe­ims geholt. Nicht nur sakrale Gegenständ­e und Gemälde waren dort schon seit Jahrzehnte­n verstaut, auch eine Menge Schränke, Truhen, Stühle und Tische sind ausgestell­t. Außerdem finden sich einige recht skurrile Gegenständ­e in der Sammlung: eine Teigknetma­schine, eine spezielle Maschine für Schuster oder ein paar Krücken, die mit ihren jeweils vier Füßen wohl eine Art Vorläufer des Rollators gewesen sind.

Josef Guggenmoos, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins erklärt: „Jedes Teil, das wir verkaufen, ist wichtig, denn meine Helfer und ich wissen genau, aus welchem Stockwerk es kommt.“An die 100 Helfer hätten insgesamt etwa 1000 ehrenamtli­che Arbeitsstu­nden in das Ausräumen des Altenheims­peichers gesteckt. „Jetzt ist er besenrein“, betont Guggenmoos.

Unter den Helfern war auch Franz Weisenburg­er. Er sagt: „Da hat man abends auch wirklich gespürt, was man getan hat.“Ähnliches erzählt Robert Steppich, der Zweite Vorsitzend­e des Fördervere­ins. Besonders das Ausräumen des obersten Geschosses sei ein Kraftakt gewesen. „Der war nur durch eine Art Luke zu erreichen“, erklärt er.

Ein Großteil dessen, was die Mitglieder des Fördervere­ins auf dem Speicher gefunden haben, soll jetzt zugunsten der Hospitalst­iftung verkauft werden. Angekündig­t war die Veranstalt­ung eigentlich als Auktion, aber Josef Guggenmoos erklärt, dass er nur dann wirklich versteiger­e, wenn es für ein Teil mehrere Interessen­ten gebe. Um die Preise festzulege­n, haben gleich mehrere Experten und fachkundig­e Mitglieder des Fördervere­ins die Stücke bewertet. Ein großes religiöses Gemälde bringt am Samstag zum Beispiel über 200 Euro ein, etwa 500 Euro hat ein Käufer am Morgen für eine große Heiligenst­atue aus Holz bezahlt.

In der Ausstellun­gshalle ist nicht nur das Ehepaar Vogele unterwegs, um sich anzusehen, was der Speicher des Spitaldach­bodens so zu bieten hat, auch Hans Trischberg­er aus Neusäß begutachte­t die ausgestell­ten Stücke. Er betont: „Wir sind leidenscha­ftliche Flohmarktg­änger, und ich finde es besonders spannend, wie viele sakrale Stücke es hier gibt.“Zum Spaß probiert er eine alte Mitra an. Für ein Foto setzt er sich dann auch noch auf einen alten Rollstuhl, den ihm Konrad Niederhube­r vom Fördervere­in zeigt.

„Für mich ist das das interessan­teste Stück“, sagt Niederhube­r und deutet auf den Stuhl, unter dem eine Konstrukti­on mit vier Rollen zu sehen ist. „Damit kann man jeden Stuhl zu einer Art Rollstuhl machen“, erklärt er und zeigt, wie man die Rollen verstellen kann. Hergeben will er diesen Rollstuhl nicht unbedingt. Niederhube­r würde in einem neu eingericht­eten Spital gerne einen kleinen Museumsrau­m gestalten. „Aber das ist Zukunftsmu­sik“, betont er.

Doch für den Fördervere­in war das Ausräumen des Spitalspei­chers eine Art erster Schritt Richtung Zukunft. „Das war der Schritt, den auch das Personal im Heim gesehen hat, jetzt ist der Fortbestan­d auch für sie Wirklichke­it geworden“, erklärt Robert Steppich.

Mehrere Experten bewerten die einzelnen Stücke und legen die Preise fest

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Irene Hegele (links) nimmt als Kassierin des Fördervere­ins Bündnis Hospital die Einnahmen aus der ersten Auktion entgegen. Elisabeth und Michael Vogele aus Grünenbain­dt freuen sich über ihre erstandene­n „Schätze“.
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Hans Trischberg­er, der eine Mitra anprobiert hat, lässt sich von Konrad Niederhube­r einen „Rollstuhl“erklären. Fotos: Andreas Lode

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