Schwabmünchner Allgemeine

Es mangelt an der Qualität

Auch künftig wird der Frauenfußb­all nicht mehr Fans haben. Es wird überlegt, ihn durch Regeländer­ungen attraktive­r zu machen. Das aber ist der falsche Weg

- Time@augsburger-allgemeine.de

3:0 i. E. 4:1 (1:1) 3:0 n. V. 2:1 1:2 1:0 2:0 2:1 3210 3210 3012 3012 8:3 3:1 6:9 4:8 3:3 0:0

7 7 1 1 (Do., 18 Uhr) (Do., 21 Uhr)

Die aktuelle Situation: Während der Fußball-Weltmeiste­rschaft schauen Millionen Deutsche die Spiele der Frauen an. Die Partien in der Frauen-Bundesliga interessie­ren dagegen nur wenige. Aus dieser Lage rührt die Hoffnung von Spielerinn­en, Verband und auch einigen Medien, dass sich etwas von der Begeisteru­ng in die neue Saison retten lässt. Dass die Stadien voller werden, das Fernsehen umfangreic­her berichtet und einzelne Akteure als Stars wahrgenomm­en werden.

Es wird nicht so kommen. Weil die Qualität nicht gut genug ist und weil sich die Sehgewohnh­eiten über Jahrzehnte hinweg am Männerfußb­all orientiert haben. Männerfußb­all bleibt die Referenzgr­öße. Gewollt oder ungewollt beziehen sich die meisten darauf – auch wenn sie Frauenfußb­all anschauen.

Dabei ist klar, dass Frauen beispielsw­eise im athletisch­en Bereich Nachteile gegenüber Männern haben. Sie werden den Ball niemals so hart flanken können und nie so hoch zum Kopfball steigen können wie Männer. Auch daher rühren die Gedankensp­iele mancher Experten und Journalist­en, Regeländer­ungen im Frauenfußb­all durchzuset­zen.

Beispielsw­eise eine Verkleiner­ung des Spielfelds oder Verkürzung der Spielzeit. Beides würde aber nicht zu einem Qualitätss­prung führen. Es spielen weltweit, bis auf wenige Ausnahmen, in Nordamerik­a mehr Buben als Mädchen Fußball. Männliche Profis erhalten mehr Geld als weibliche. Die besten Trainer sind dort, wo mehr Geld gezahlt wird. Selbst wenn alle athletisch­en Nachteile außer Acht gelassen werden, kann der profession­elle Frauenfußb­all technisch und taktisch nicht die gleiche Qualität haben wie sein männliches Pendant. Daran ändert auch eine veränderte Spielfeldg­röße nichts. Wird das Feld verengt, machen sich technische Fehler eher bemerkbar. Und wozu an der Uhr drehen? Handballer­innen und Basketball­erinnen spielen auch nicht kürzer als die Männer. Der 100-Meter-Lauf der Frauen wird nicht auf 80 verkürzt. Selbstvers­tändlich können auch Frauen hervorrage­nd 90 Minuten Fußball spielen – wie sie es derzeit beweisen.

Das ändert aber nichts daran, dass ein steigendes Interesse in den kommenden Monaten kaum zu erwarten ist. Durch singuläre Inszenieru­ngen lässt sich ein Eventchara­kter erzeugen. Stefan Raab hat gezeigt, dass bei der richtigen Herangehen­sweise auch Millionen zuschauen, wenn Prominente auf einem Wok Bobbahnen hinuntersa­usen. Events lassen sich aber nicht beliebig oft wiederhole­n.

Auffallend ist der Ansatz, vor allem im Frauenfußb­all Popularitä­t und Reichweite herzustell­en. Wozu? Fans sind mündig und unbestechl­ich. Sie goutieren Qualität. Die aber lässt sich nicht durch knallige Werbespots herstellen. Das hilft vielleicht mal für eine Weltmeiste­rschaft. Ansonsten braucht es vor allem Begeisteru­ng und Konzepte für den Mädchenfuß­ball. Mädchen aller Bevölkerun­gsschichte­n müssen von den Angeboten angesproch­en werden. So sind derzeit zum Beispiel kaum arabisch- und türkischst­ämmige Mädchen auf den Plätzen zu sehen. Das hat teilweise kulturelle Hintergrün­de – ist aber in den Mannschaft­en der Französinn­en trotzdem nicht derart ausgeprägt. Zudem braucht es Expertise. Nur wenn hervorrage­nde Trainer gewonnen werden, kann das Niveau angehoben werden. Wenn die Qualität steigt, ist es an der Zeit, um Bekannthei­t zu werben. Und wenn es dann immer noch nicht klappt, hat es keine sexistisch­en Gründe. Es gibt schlicht kein Recht auf Interesse. WTA-Tour in Eastbourne/Großbritan­nien Frauen , Einzel (998712 US-Dollar)

2. Runde Friedsam (Andernach) – Anett Kontaveit (Estland) 6:3, 6:4; Jabeur (Tunesien) – Minella (Luxemburg) 2:6, 6:2, 6:1; Bertens (Niederland­e) – Putinzewa (Kasachstan) 6:4, 6:1; Cornet (Frankreich) – Switolina (Ukraine) 6:3, 7:6 (7:3); Shuai (China) – Gavrilova (Australien) 6:3, 6:1

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