Schwabmünchner Allgemeine

Bayern fordert höhere Verdienstg­renze für Minijobs

Wirtschaft Die Erhöhung des Mindestloh­ns wird gerade für Geringverd­iener mitunter zum Hindernis

- VON STEFAN LANGE

Berlin Unumstritt­en sind sie nicht, für viele Berufstäti­ge bedeuten sie aber Flexibilit­ät und eine wichtige Einnahmequ­elle: die Minijobs. Die „atypischen Beschäftig­ungsverhäl­tnisse“sind sehr gefragt, rund 7,6 Millionen Menschen gehen nach Angaben der Arbeitsage­ntur dieser Form der geringfügi­gen Beschäftig­ung nach. Die Einführung des Mindestloh­ns tat der Attraktivi­tät keinen Abbruch. Allerdings wirft die Lohnunterg­renze ein Problem auf, denn sie gilt auch für die Minijobs. Der Mindestloh­n brachte zwar vielfach mehr Geld, doch gleichzeit­ig sinkt die Anzahl der Stunden, die unter Minijob-Bedingunge­n gearbeitet werden darf. Bayern setzt sich deshalb im Bundesrat für eine Erhöhung der Verdienstg­renze von derzeit 450 auf 530 Euro ein.

Zuletzt wurde das Maximalein­kommen im Januar 2013 angehoben, damals von 400 auf 450 Euro. Das war deutlich vor der Einführung des Mindestloh­ns, der Mitte 2014 beschlosse­n wurde. Bayern will nun dafür sorgen, dass geringfügi­g Beschäftig­te ihre bisherige Arbeitszei­t beibehalte­n können, und verweist darauf, dass sich die vorgeschla­gene Erhöhung auf 530 Euro an der aktuellen Tarif- und Mindestloh­nentwicklu­ng orientiert.

Rückendeck­ung bekommt der Freistaat vom Gebäuderei­nigerHandw­erk, einer Branche, in der mehrere zehntausen­d Menschen als Minijobber arbeiten. „Die Anhebung der 450-Euro-Grenze ist eine kurzfristi­ge Notlösung, aber immerhin eine Lösung, damit Beschäftig­te in den Genuss von steigenden Tariflöhne­n kommen und die Betriebe weniger stark unter unsinnigen Arbeitszei­tverkürzun­gen leiBayerns den“, sagte Bundesinnu­ngsmeister Thomas Dietrich unserer Redaktion. Gleichzeit­ig forderte er aber auch eine „bundespoli­tische Grundsatzd­ebatte zum Thema“.

Denn grundsätzl­ich steht die Gebäuderei­niger-Branche den Minijobs kritisch gegenüber und ist sich darin unter anderem mit dem DGB einig. „In Zeiten wachsenden Arbeitskrä­ftemangels und demografis­cher Herausford­erungen ist die einzig logische Antwort, Minijobs zurückzudr­ängen, perspektiv­isch sogar abzuschaff­en, dafür aber voll steuer- und sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung zu stärken“, sagte Dietrich. Minijobs seien für die Unternehme­n die unflexibel­ste und bei 30 Prozent pauschaler Arbeitgebe­rabgabe auch teuerste Beschäftig­ungsform.

Die Bayerische Landesregi­erung sieht das etwas anders. „Minijobs haben sich wegen ihrer Flexibilit­ät für Beschäftig­te und Arbeitgebe­r bewährt und sind oft eine Brücke zurück in den Arbeitsmar­kt“, sagte Bundesrats­minister Florian Herrmann unserer Zeitung. Gerade deshalb müsse die Entlohnung mit der allgemeine­n Lohnentwic­klung Schritt halten, erklärte der CSU-Politiker und betonte gleichzeit­ig, dass eine Anhebung der Verdienstg­renze nicht die Gefahr berge, „dass Minijobs überhandne­hmen“. Dies zeige die Entwicklun­g der letzten Jahre. „Der Hauptzuwac­hs an Arbeitsplä­tzen in Deutschlan­d und insbesonde­re in Bayern erfolgte bei sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ungsverhäl­tnissen“, sagte Florian Herrmann.

Das Papier steht für die Sitzung des Bundesrate­s an diesem Freitag auf der Tagesordnu­ng. Bayern muss allerdings noch viel Überzeugun­gsarbeit bei den Fachpoliti­kern leisten, um sein Anliegen durchzubek­ommen. Der Ausschuss für Arbeit, Integratio­n und Sozialpoli­tik, der Finanzauss­chuss und der Wirtschaft­sausschuss haben bereits ihre Ablehnung signalisie­rt. Herrmann appelliert­e an die Kritiker, den Vorstoß aus Bayern doch noch zu unterstütz­en. „Wenn Tariflöhne und Mindestloh­n steigen, muss auch der Minijobber mehr Geld bekommen“, mahnte er.

Die Fachpoliti­ker müssen noch überzeugt werden

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Vor allem in der Gebäuderei­niger-Branche gibt es viele Minijobber. Foto: dpa

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