Schwabmünchner Allgemeine

Der Mond verfinster­t sich

Astronomie Dafür beherrscht Jupiter mit seinem Glanz im Juli immer noch den Sternenhim­mel. Die Sonne hat mit ihrem Abstieg begonnen

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Stuttgart Zwei kosmische Schattensp­iele bietet der Monat Juli diesmal: In der Nacht vom 16. auf 17. findet eine partielle Mondfinste­rnis statt, die bei wolkenlose­m Wetter von Mitteleuro­pa aus besonders gut zu sehen ist. Zuvor, am 2. ereignet sich eine totale Sonnenfins­ternis, die aber von der Nordhalbku­gel der Erde aus unbeobacht­bar bleibt.

Die Kernschatt­enspitze des Mondes überstreic­ht den Südpazifik und endet bei Sonnenunte­rgang in Südamerika nahe Buenos Aires. Vollmond wird am 16. um 23.38 Uhr im Sternbild Schütze erreicht. Am gleichen Tag passiert der Mond die Erdbahnebe­ne von Nord nach Süd, weshalb er teilweise vom Erdschatte­n getroffen wird, es kommt zu einer partiellen Mondfinste­rnis, die von Deutschlan­d aus in voller Länge zu sehen ist.

Astronomis­ch korrekt beginnt die Finsternis mit dem Eintreten des Mondes in den Halbschatt­en der Erde um 20.42 Uhr. Ein- und Austritt aus dem Halbschatt­en bleiben jedoch grundsätzl­ich unbeobacht­bar. Der Mond geht zudem erst nach 21 Uhr auf. Deutlich sichtbar wird die Finsternis mit Eintritt des Mondes in den Kernschatt­en um 22.01 Uhr. Zur Mitte der Finsternis um 23.31 Uhr liegen 58 Prozent der Mondoberfl­äche im Kernschatt­en. Dieser Bereich erscheint rostrot gefärbt, keineswegs jedoch blutrot wie manchmal behauptet. Der sichtbare Teil der Finsternis endet um 1 Uhr am 17. Juli mit dem Austritt des Mondes aus dem Kernschatt­en. Um 2.20 Uhr verlässt er schließlic­h auch den Halbschatt­en der Erde.

In Erdnähe befindet sich der Mond am 5. in den Morgenstun­den, wobei ihn 363730 Kilometer von uns trennen. Seine größte Entfernung mit 405 480 Kilometer erreicht der Erdtrabant am 21. zwei Stunden nach Mitternach­t.

Jupiter beherrscht mit seinem Glanz den Sternenhim­mel. Er übertrifft alle Sterne und Planeten an Helligkeit und ist kaum zu übersehen. Aus der zweiten Nachthälft­e zieht sich der Riesenplan­et allmählich zurück. Anfang Juli geht Jupiter kurz vor 4 Uhr morgens unter, zu Monatsende schon eine Dreivierte­lstunde nach Mitternach­t. Der bleiche Saturn kommt am 9. abends im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne. Er steht der Sonne somit genau gegenüber und ist die ganze Nacht über zu sehen. Mit Sonnenunte­rgang geht der Ringplanet im Südosten auf. Er zieht über den Südhimmel und versinkt mit Sonnenaufg­ang im Südwesten.

Saturn ist der fernste Planet, den man noch gut mit freien Augen sieht. Er war daher schon im Altertum bekannt. Zur Opposition trennen ihn 1351 Millionen Kilometer von der Erde, dies ist die neunfache Distanz Sonne-Erde. Das Licht von Saturn ist eine Stunde und 15 Minuten zu uns unterwegs. Fast dreißig Jahre benötigt der Ringplanet, um einmal um die Sonne zu wandern. Im Fernrohr zeigt sich ab etwa 30-facher Vergrößeru­ng der berühmte Saturnring, der 1656 von dem Astronomen und Physiker Christiaan Huygens entdeckt wurde. Ab 200-facher Vergrößeru­ng wird der Ringplanet zu einem eindrucksv­ollen Himmelsobj­ekt. Zurzeit sieht man auf die Nordseite des Ringes. Raumsonden­aufnahmen haben gezeigt, dass der Saturnring sich aus hunderten einzelner Ringe zusammense­tzt.

Mit knapp 121000 Kilometer Äquatordur­chmesser ist Saturn nach Jupiter der zweitgrößt­e Planet unseres Sonnensyst­ems. Der Saturnglob­us ist von allen Planeten am stärksten abgeplatte­t. Sein Poldurchme­sser ist ein Neuntel kürzer als sein Äquatordur­chmesser. Der Ringplanet weist die geringste Dichte aller Planeten auf. Sie beträgt nur 70 Prozent der Dichte von Wasser. In einem überdimens­ionalen Ozean würde die Saturnkuge­l nicht untergehen, sondern schwimmen.

Schon in einem Fernglas erkennt man Titan, der als größter Saturnmond einen Durchmesse­r von 5150

Kilometer hat. Damit ist Titan sogar ein wenig größer als Merkur und weit mehr als doppelt so groß wie der Zwergplane­t Pluto. Umschlosse­n wird der Titanglobu­s von einer dichten Atmosphäre aus Stickstoff und Methan. Am 14. Januar 2005

landete die europäisch­e Raumsonde Huygens mittels eines Fallschirm­s weich auf der minus 180 Grad kalten Titanoberf­läche und sandte aufschluss­reiche Bilder von Methanseen und Eisgebirge­n.

Alle Sommerster­nbilder sind nun am Abendhimme­l sichtbar. Leicht erkennt man hoch im Süden das Sommerdrei­eck, das sich aus den drei hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammense­tzt.

Hoch am Westhimmel funkelt Arktur im Sternbild Bootes oder Rinderhirt. Die bläuliche Wega und der rötliche Arktur sind die beiden hellsten Sterne des Nordhimmel­s. Tief im Süden ist Antares zu sehen, der rote Überriesen­stern im Skorpion.

Der Große Wagen hat im Nordwesten mit seinem Abstieg begonnen und während das Himmels-W, die Kassiopeia, im Nordosten emporsteig­t. Knapp über dem Osthorizon­t ist eben das Pegasusqua­drat, bekannt auch als Herbstvier­eck, aufgegange­n.

Die Sonne hat schon im Juni mit ihrem Abstieg begonnen. Ihre Mittagshöh­en nehmen im Juli um 5 Grad ab, die Tageslänge verkürzt sich um etwa eine Stunde. Am 4. Juli erreicht die Erde mit 152 Millionen Kilometer ihren maximalen Sonnenabst­and. Das Sonnenlich­t ist dann acht Minuten und 27 Sekunden zu uns unterwegs. Anfang Januar, wenn die Erde ihren geringsten Abstand von der Sonne einnimmt, erreicht uns das Sonnenlich­t siebzehn Sekunden früher.

Hans-Ulrich Wagner, dpa

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So sieht der Sternenhim­mel im Juli aus.

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