Schwabmünchner Allgemeine

Die Anfangseup­horie ist verflogen

Formel 1 Sebastian Vettels Ferrari-Engagement ist beschwerli­ch geworden. Warum eigentlich? Die Bilanz ist mit gerade mal 13 Siegen in viereinhal­b Jahren mit der Scuderia mager

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(Do., 21 Uhr) (Fr., 21 Uhr) (Sa., 15 Uhr) (Sa., 18.30 Uhr) Seltenes Selfie: Sebastian Vettel posiert nach seinem Wechsel zur Scuderia im Ferrari-Werk vor Mitarbeite­rn für ein Foto. Spielberg Michael Schumacher schaffte in seinem ersten Weltmeiste­r-Jahr für Ferrari in den ersten acht Saisonrenn­en fünf Siege. Michael Schumacher führte das Klassement nach den ersten acht Saisonrenn­en auf David Coulthard und Mika Häkkinen im McLaren-Mercedes mit 22 und 24 Punkten Vorsprung an – damals gab es unter anderem für einen Sieg nur 10 statt 25 Punkte. Michael Schumacher steuerte 2000 in seinem fünften Jahr bei der Scuderia dem ersten Triumph mit der Traditions­marke entgegen. Sebastian Vettel kann davon nur träumen.

Wenig ist jetzt, wie es damals war, außer dass der Ferrari weiter rot ist. Manchmal brauche man im Leben etwas Neues, sagte Vettel bei seinem Weggang von Red Bull. Das Jahr ohne Sieg (2014) hatte Vettel auch geprägt. Ein guter Verlierer war der Hesse noch nie unbedingt. Sein Vertrag bei Red Bull wäre eigentlich noch ein Jahr gültig gewesen bis Ende 2015. Vettel hatte aber eine Art Ausstiegsk­lausel. Die nutzte er – ein halbes Jahr, nachdem er sich in Maranello einen Wagen der Edelschmie­de gekauft hatte. Mit einem seltenen Selfie läutete Vettel unter anderem die neue Zeit ein, die zu einer Ära werden sollte. Im Nachhinein bekommen die weißen Kittel über der roten Teambeklei­dung und die Laboratmos­phäre fast schon einen experiment­ellen Beigeschma­ck.

Denn noch ist die erhoffte Mission eher ein Dauerversu­ch. Vettel ersetzte damals Fernando Alonso und sagte am 20. November 2014, als der Wechsel endgültig bestätigt wurde: „Für mich geht damit ein langer Kindheitst­raum in Erfüllung.“Aus seiner Schwärmere­i für Ferrari hatte Vettel nie einen großen Hehl gemacht. „Schon als kleiner Junge war Michael Schumacher in seinem roten Auto mein größtes Idol, und dass ich eines Tages einmal die Chance habe, im Ferrari fahren zu dürfen, ist eine unglaublic­h große Ehre“, sagte Vettel. Die Augen funkelten: „Ich muss nicht betonen, wie magisch Ferrari ist und welche Strahlkraf­t es hat.“Die Faszinatio­n für die Geschichte der Scuderia ist geblieben, Gegenwart und die jüngere Vergangenh­eit sind aber nichts als Ernüchteru­ng.

13 Siege holte Vettel für Ferrari – in 88 Rennen. Um die WM konnte er bis zum Schluss noch kein einziges Mal ernsthaft mitkämpfen. Ferrari versuchte es nach dem Umbruch beim Vettel-Wechsel nun vor dieser Saison erneut mit einem Personalwe­chsel: Mattia Binotto löste Maurizio Arrivabene als Teamchef ab. Gebracht hat es mit Blick auf die Ergebnisse gar nichts. In diesem Jahr gewann Mercedes bisher alle Rennen. Zu Schumacher-Zeiten waren Teamchef Jean Todt (jetzt Fia-Präsient) und Technikche­f Ross Brawn (jetzt einer der Formel1-Direktoren) unumstößli­ch – als Erfolgsmit­garanten. Fehler, Pannen – die Mängel-Liste der Scuderia in Foto: Scuderia Ferrari, dpa den vergangene­n Monaten und Jahren könnte kürzer sein.

Im Kampf gegen die NahezuPerf­ektioniste­n von Mercedes mit dem fünfmalige­n Weltmeiste­r Lewis Hamilton müsste sie leer sein. Vettel selbst ist nicht frei von Schuld. Die einstige Unbekümmer­theit, aber dennoch höchste Zuverlässi­gkeit – beides ist seltener geworden. Sein Landsmann Nico Rosberg, der Hamilton 2016 im Titelkampf bezwang und danach seine Karriere beendete, kritisiert­e Vettel jüngst: „Er denkt immer, dass er richtiglie­gt und will immer den anderen die Schuld geben.“Grund waren Vettels Reaktionen nach dem aberkannte­n Sieg in Montreal durch die Entscheidu­ng der Rennkommis­sare. Nun reist Vettel mit Ferrari nach Österreich, wo am Sonntag (15.10 Uhr/Sky und RTL) der neunte Saisonlauf steigt.

Und er sollte es besser machen als Schumacher 2000 in seinem ersten Titeljahr für Ferrari auf dem Kurs in Spielberg: Der spätere siebenmali­ge Weltmeiste­r schied nach der ersten Kurve aus. (dpa)

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