Schwabmünchner Allgemeine

Mit den Scheuneman­ns läuft es rund

Motorsport Vater Erich und Sohn Tim engagieren sich seit Jahren für das Speedwayfa­hren beim AMC Haunstette­n. Am Wochenende wartet auf die beiden eine besondere Herausford­erung

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Wenn Erich Scheuneman­n über seine Anfänge beim AMC Haunstette­n erzählt, schwelgt er in Erinnerung­en. Er deutet mit dem Finger auf die Zuschauert­ribüne und erzählt davon, wie er als Zwölfjähri­ger während der Motorsport­rennen Flaschen gesammelt hat. „20 Pfenning hab’ ich bekommen. Die haben für einen Bollen Eis gereicht“, sagt Scheuneman­n und lacht über sich selbst. Später stieg er aufs Motorrad ohne Gänge und Bremsen und drehte bei Speedway-Rennen Runden, im April 1970 fand die Premiere auf der sandigen Bahn im Süden Augsburgs statt. Motorsport in diesem Oval, das hat eine lange Tradition.

Inzwischen ist Scheuneman­n 61 Jahre alt, nicht mehr aktiver Fahrer, sondern Funktionär und Rennleiter. Als Vorsitzend­er lenkt er die Geschicke des Vereins, sorgt dafür, dass alles im Wortsinn rund läuft. Wobei Scheuneman­n verstärkt seinen 26-jährigen Sohn Tim einbindet. Vater und Sohn agieren als eingespiel­tes Team, die beiden arbeiten nicht nur im Verein zusammen, sondern auch im eigenen Malerbetri­eb. „Es gibt immer mal Punkte, über die wir diskutiere­n“, sagt Erich Scheuneman­n. Der Filius nickt und wirft mit einem Grinsen ein: „In der Regel einigen wir uns aber.“

Letztlich ist Scheuneman­n Senior verdammt stolz auf seinen Sohn, wie er bekennt. Tim Scheuneman­ns Werdegang ähnelt dem seines Vaters. Als Aktiver hat er jahrelang auf sich aufmerksam gemacht, im Seitenwage­n bildet er mit Markus Brandhofer ein erfolgreic­hes Duo. Nun interessie­rt auch Tim Scheuneman­n sich verstärkt für das Organisier­en und Koordinier­en. Am letzten Juni-Wochenende sorgt er sich nicht darum, dass seine Rennmaschi­ne intakt ist, sondern dass die Rahmenbedi­ngungen passen.

Der AMC Haunstette­n hat sich für die Austragung des EM-Halbfinale­s im Seitenwage­nfahren beworben – und den Zuschlag erhalten. Für den Klub bedeutet dies neben Bekannthei­t und Renommee in der Szene vor allem Arbeit und finanziell­en Aufwand. Tim Scheuneman­n rechnet mit einem Budget von rund 40 000 Euro. Allein für eine spezielle Luftkissen­bande, die der Verband aus Sicherheit­saspekten vorschreib­t, muss der Veranstalt­er 7500 Euro aufbringen.

Sponsoreng­elder und Zuschauere­innahmen sollen ausreichen­d Gelder in die Kasse spülen, am Samstagabe­nd erhofft sich der Verein zusätzlich­e Einnahmen durch eine After Race Party. Das Catering musste der AMC notgedrung­en abgeben, weil 85 Leute während des Wochenende­s mit anderen Aufgaben ausreichen­d beschäftig­t sind.

Wie viele Besucher letztlich das Treiben auf der Bahn verfolgen werden, hängt vom Wetter ab. Erich Scheuneman­n hat die Wetterprog­nose schon öfters im Netz abgerufen – auch wenn diese noch wenig aussagekrä­ftig ist. In Ländern wie Dänemark oder Polen finden Rennen vor bis zu 50000 Zuschauern statt. Tim Scheuneman­n setzt auf die reisewilli­ge Fanszene, er rechnet mit vielen Campern, die ein Motorsport­wochenende im Süden Deutschlan­ds verbringen wollen.

Um den Einzug ins Finale fahren 14 Gespanne aus Deutschlan­d, England, Estland, Dänemark, Frankreich, Niederland­e und der Schweiz (Sonntag, ab 13.30 Uhr). Bereits für das Finale am 18. August in den Niederland­en qualifizie­rt ist Tim Scheuneman­n selbst, als amtierende­r deutscher Vizemeiste­r. Seine Konzentrat­ion gilt daher diesmal vollends der Organisati­on und dem reibungslo­sen Ablauf.

Erstmals fungiert Tim Scheuneman­n als Rennleiter einer internatio­nalen Veranstalt­ung, seine Prüfung dafür hat er erfolgreic­h abgelegt. Um den Anforderun­gen gewachsen zu sein, hat er zusätzlich einen Sprachkurs besucht. Gutes Englisch ist Voraussetz­ung für höhere Aufgaben. Scheuneman­n verspürt Vorfreude, hat aber auch Respekt. „Ich bin aufgeregte­r und angespannt­er als vor Rennen“, gesteht der 26-Jährige. „Das ist eine große Herausford­erung.“Johannes Graf

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Sie haben das Sagen: Sohn Tim (links) und Vater Erich Scheuneman­n sind Rennleiter beim Speedway-Wochenende in Haunstette­n. Foto: Hochgemuth

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