Schwabmünchner Allgemeine

Hitzefrei? Wie Schulen mit dem heißen Wetter umgehen

Bildung In der Stadt gibt es Hitzefrei nur noch höchst selten. Woran das liegt und welche anderen Lösungen Schulleite­r gegen die Hitze haben

- VON ANIKA ZIDAR

Was waren das aufregende Sommertage: Schon am Morgen bahnte sich mit ungewöhnli­ch milder Luft an, worauf Schüler seit Wochen gehofft hatten. Mit der aufkommend­en Hitze steigerte sich am Vormittag auch die Ungeduld. Und spätestens bei der Durchsage über den SchulLauts­precher gab es kein Halten mehr. Hitzefrei war für Schüler einfach großartig! Selbst wenn es nur eine Schulstund­e weniger war. Und auch, wenn am Nachmittag noch Hausaufgab­en zu bearbeiten waren.

In den vergangene­n Jahren jedoch ist Hitzefrei an den Schulen in der Region immer seltener geworden. An fehlender Sommerhitz­e kann das nicht liegen: Der deutsche 2018 war der zweitheiße­ste seit Beginn der regelmäßig­en Messungen. Und auch in diesem Jahr haben wir es gerade mit der ersten Hitzewelle zu tun. Für die Region Augsburg prognostiz­ieren Meteorolog­en in dieser Woche Höchsttemp­eraturen von bis zu 34 Grad.

Doch auch die sommerlich­sten Wettervorh­ersagen geben Schülern in der Region nur wenig Hoffnung auf Hitzefrei. Eine gesetzlich­e Regelung für oder gegen Hitzefrei gibt es nicht, auch keine Temperatur­grenze, ab welcher Schüler ein früheres Unterricht­sende einfordern können. Im Gegenteil: Das Schulamt Augsburg hat zu Wochenbegi­nn in einem Schreiben an Grundund Mittelschu­len sogar die dringende Empfehlung ausgegeben, möglichst keinen Unterricht ausfallen zu lassen. Für Gymnasien und Realschule­n gilt seitens des Kultusmini­steriums ähnliches.

Doch wie ist die Situation an den Schulen selbst? Schließlic­h entscheide­n Schulleite­r für ihre Schule immer individuel­l, ob es Hitzefrei gibt. Am Augsburger Holbein-Gymnasium gebe es derzeit kaum Anlass für Hitzefrei, sagt Uwe Barfknecht, Mitglied der Schulleitu­ng. „Die Mauern unseres Schulhause­s sind so dick, dass die Wärme gar nicht so sehr ins Klassenzim­mer kommt.“Falls die Hitze anhält und doch bis ins Schulhaus zieht, müsse man die Situation noch einmal neu abwägen.

Ob ein Schulleite­r Hitzefrei gibt, muss er immer im Einzelfall entscheide­n. Dabei spielen gleich mehSommer rere Faktoren in die Entscheidu­ng hinein. Zum einen berücksich­tigt er die Klimaverhä­ltnisse in den Klassenzim­mern, muss aber auch sicherstel­len, dass die Schüler bei früherem Unterricht­sende wieder sicher nach Hause kommen und dort auch von Eltern oder anderen Sorgeberec­htigten betreut werden können.

Grundsätzl­ich bemühen sich die Schulleite­r in Augsburg mittlerwei­le verstärkt um Alternativ­en zum Unterricht­sausfall. Um die gesundheit­lichen Folgen der Hitze in Grenzen zu halten, organisier­en manche Schulen auch Wasserspen­der. Der werde von den Schülern an der Kapellen-Mittelschu­le in Oberhausen sehr gut angenommen, sagt Konrektor Elmar Reichhart. „Unser Schulgebäu­de ist schon etwas älter und nicht mehr so gut isoliert. Wenn es im Klassenzim­mer zu heiß wird, wechseln wir in andere Räume oder in den Schulgarte­n. Und wenn der Lehrplan dafür Zeit lässt, machen wir im Sommer auch Ausflüge.“

Eine andere Ursache für immer weniger Hitzefrei ist die mittlerwei­le häufig angebotene Ganztagesb­etreuung. Weil immer mehr Eltern berufstäti­g sind, liegt die Aufsichtsp­flicht auch am Nachmittag bei den Schulen. Daran ändern auch hohe Temperatur­en nichts. Thomas Fink, Schulleite­r an der FriedrichE­bert-Mittelschu­le in Göggingen, sagt: „Hitzefrei wird hier auch zu einer Gerechtigk­eitsfrage.“

Und noch ein anderes Argument spricht in dieser und nächster Woche gegen Hitzefrei: An den Mittelund Realschule­n finden jetzt die Abschlussp­rüfungen statt. Und auch hier geht es Schulleite­r Fink um Gerechtigk­eit: „In den Prüfungsze­iträumen gibt es grundsätzl­ich kein Hitzefrei. Wir lassen nicht die einen in der Prüfung schwitzen, während andere schon am Badesee liegen.“

Doch gibt es vielleicht nach den Prüfungen noch Hoffnung auf Hitzefrei? Schließlic­h tragen Schulleite­r die Gesamtvera­ntwortung für die Schule und müssen das Wohlbefind­en der Schüler sicherstel­len. Damit haben Direktoren durchaus die Möglichkei­t, den Unterricht an Tagen mit besonders heißen Temperatur­en vorzeitig zu beenden. Aber dann muss es nach den Prüfungswo­chen auch erst einmal wieder so heiß werden.

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