Schwabmünchner Allgemeine

Ab jetzt unten ohne!

Windeln sind eine tolle Erfindung. Sie loszuwerde­n ist aber nicht ohne – für Kinder und Eltern. Ein Werkstattb­ericht

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der Geburt überstande­n hat, in eine normale Wegwerfwin­del gepackt. Aber kaum ist man zu Hause, ist man allein. Allein mit der Frage, wie man die unaufhörli­ch neu produziert­en Ausscheidu­ngen wieder loswird.

Abhalten sagen die einen. Das heißt, keine Windel, aber so bald das Kind nur mit dem Mundwinkel zuckt, wird es schnell über die Toilette gehalten, um sein Geschäft zu verrichten.

Ganz schlecht für die Entwicklun­g, sagen die anderen. Und schwören stattdesse­n auf Stoffwinde­ln, weil die viel besser seien für Haut, Gesundheit und Umwelt … Klingt komplizier­t, ist aber noch gar nichts im Vergleich zu dem, was später kommt.

Richtig spannend wird es, wenn die Kinder anfangen zu entscheide­n. Denn irgendwann will man nicht mehr wickeln – und das Kind nicht mehr gewickelt werden. Und dann beginnt das Wundern. Denn die Verkettung von Reiz und Handlung – ich muss mal, ich geh auf die Toilette – ist eben nicht so einfach zu erlernen und beherrsche­n. Und als Elternteil es ist nicht immer leicht, die Mühe anzuerkenn­en, die das kostet. Vor allem dann, wenn gerade die dritte Hose binnen einer Stunde nass geworden ist – und man vor jedem Unfall noch gesagt hat: „Geh bitte auf die Toilette, ich glaube, du musst mal.“Die Antwort: natürlich „Nein!!“Wenn man es sich doch schon so lange verdrückt hat, muss das doch auch noch länger gehen …

Die Lernkurve geht, trotz vieler Ausschläge, insgesamt nach oben. Kind eins ist jetzt drei Jahre und wir versuchen es auch nachts unten ohne. Und wechseln dann um vier Uhr die Laken. Nicht groß darüber nachdenken. Bei Kind zwei wird sicher alles leichter. In schwachen Momenten fragen wir uns allerdings: Wäre der Systemwech­sel anders herum nicht leichter? Windeln für alle?

Matthias Zimmermann,

39, hat einen Sohn und eine Tochter, und ist baff, wie viele Windeln da noch anfallen werden.

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Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle. Nächste Woche: „Radlerlebe­n“– Ansichten und Geschichte­n eines Radfahrers.

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