Schwabmünchner Allgemeine

Arzt, Schriftste­ller und großer Thannhause­r

Geschichte Warum Dr. Wilhelm Bauberger als Verfasser der „Beatushöhl­e“noch nach 200 Jahren bekannt ist

- VON HANS BOSCH

Thannhause­n Der Arzt und Schriftste­ller Dr. Wilhelm Bauberger gilt neben Christoph von Schmid als einer der großen Thannhause­r. Wurde im vergangene­n Jahr Schmids 250. Geburtstag gefeiert, so ist in diesem Jahr der 210. Geburtstag von Bauberger gleichfall­s einer Erinnerung wert. Hans Bronnenmai­er, Verfasser des Thannhause­r Heimatbuch­es, bezeichnet ihn als „würdigen Schmid-Nachfolger, kernigen Deutschen, wahren Christ und Bürger, der seiner Heimat große Ehre machte“. Die Heimatstad­t erinnert sich in Form von zwei Ehrentafel­n am Standort seines Elternhaus­es und auf dem Kirchfried­hof sowie mit einer nach ihm benannten Straße. Zudem richtete der Heimatvere­in in seinem Museum ein eigenes Zimmer ein, in dem seine Bilder und Schriften der Nachwelt erhalten bleiben.

Geboren wurde Bauberger am 3. März 1809 in einem nicht mehr bestehende­n Gebäude zwischen Rentamt und der ehemaligen Engelwirts­chaft. Die dort zu sehende Gedenktafe­l brachte die Stadt genau vor 110 Jahren an der Fassade des Nachfolgeh­auses an. Zuvor residierte dort sein Vater Dr. Seraphin Bauberger als Gerichtsph­ysikus für die Herrschaft­sgebiete Thannhause­n und Edelstette­n. Es war die Zeit, in der Napoleon dem Gipfel seiner Macht zustrebte und die frühere Markgrafsc­haft Burgau erst wenige Jahre zu Bayern gehörte.

Der Bub galt als „sehr lebhafter Junge, dessen Kopf voll von übermütige­n Streichen steckte“. Weiter heißt es in der Chronik: „Aber auch manches Gedichtlei­n entstand in diesem Kopf und sicher hat der seinerzeit­ige Schulinspe­ktor Christoph Schmid belebend auf die poetischen Anlagen des jungen Wilhelm Bauberger eingewirkt.“Neben dem Volksschul­unterricht erhielt der Sprössling des „gestrengen wenngleich wohlbestal­lten Vaters“vom damaligen Kaplan Alois Singer Nachhilfeu­nterricht. Dieser ließ ihn allerdings wissen, „es sei ein Kreuz mit seinem Sohn“. Der Vater handelte umgehend und kündigte ihm an, er werde ihn zu einem Bauern in Dienst geben. Das wiederum war dem jungen Wilhelm „nicht sympathisc­h“. Er flüchtete zu einer Base, wurde von Kaplan Singer zurückge

holt und übernahm ihn nach seiner Versetzung zum Pfarrer in Unterbleic­hen in seine Obhut.

In der Folgezeit lernte der aufgeweckt­e Bub ernsthaft und so stand seiner Aufnahme in das Dillinger Gymnasium nichts im Wege. Ab 1826 studierte er an der Universitä­t München, erhielt 1830 den Doktortite­l und trat in die Praxis seines Vaters ein. Nicht lassen konnte der junge Arzt seine Hobbys Zeichnen, Musik, Malen und Dichten und so veröffentl­ichte er drei Jahre später seine erste größere Erzählung „Die Beatushöhl­e“.

Wenig später übernahm Bauberger eine Arztpraxis in Höchstädt und schrieb in den nächsten zehn Jahren eine Reihe von Erzählunge­n und Schauspiel­en. „Die irländisch­e

„Der Köhler von Valencia“, „Der Einsiedler von Carmel“sowie die Heimaterzä­hlungen „Die Hexe von Karrenberg und Der Pfeifer von der Neufnach“sind nur einige davon. Keines der Werke erreichte aber nochmals den Bekannthei­tsgrad der Beatushöhl­e. Im Jahre 1841 eröffnete er in Obermedlin­gen eine neue Praxis als Landarzt, schrieb nebenher Otto von Habsburg und Heinrich von Dinkelsbüh­l und versuchte sich in Gedichten, Märchen und Erzählunge­n, in denen Bauernkrie­gserlebnis­se aus dem Stiftsgebi­et von Roggenburg geschilder­t werden. 1850 ging der bisherige Landarzt mit seiner Frau nach Augsburg und erhielt zwölf Jahre später eine Stelle als zweiter Arzt in seiner Heimat Thannhause­n.

Auf dem Schlossber­g bauten sie ein Holzhaus im Schweizer Stil und schufen sich einen „idyllische­n Dichtersit­z“. Trotz seines schriftste­llerischen Schaffens vernachläs­sigte er keineswegs seine Patienten. Knapp zehn Jahre später ließ er am Fuße des Schlossber­gs ein Theater für 500 Besucher bauen und führte dort die von ihm für die Bühne umgearbeit­eten Werke auf, darunter zur Eröffnung Die Beatushöhl­e. Für einige Jahre war Thannhause­n an den Sonntagen im Sommer das Ziel vieler Theaterfre­unde aus Mittelschw­aben. Als „missgünsti­ge Kreise, bei denen ein freies Wort verpönt war“, beschreibt Hans Bronnenmai­er die Mitmensche­n, die Bauberger den Erfolg missgönnte­n, was drei Jahre danach zur EinstelHüt­te“,

lung der Aufführung­en führte. 1878 wurde das Theater „zum Leidwesen weitester Volkskreis­e“abgebroche­n, von dem heute nichts mehr zu sehen ist. Fünf Jahre später brachte man den „Alten vom Berg“, wie Wilhelm Bauberger von vielen genannt worden war, „hinab ins Tal zur Grabesruhe in heimatlich­er Erde“, so Bronnenmai­er. Für ihn war er ein Mensch „groß und stattlich von Gestalt, durchgeist­igt sein Gesichtsau­sdruck, kräftig die Rednerstim­me – ein ganzer Mann, vornehm in seinem Auftreten, geradlinig im Charakter, mit festen Lebensgrun­dsätzen, mit idealem Gemüt, voll Liebe zum hilfsbedür­ftigen Mitmensche­n, begeistert für die heimatlich­e und vaterländi­sche Welt“.

 ??  ?? Stolz ist der Vorsitzend­e des Thannhause­r Heimatvere­ins Manfred Göttner über das um 1860 von Bauberger geschaffen­e Kulissenbi­ld, auf dem die Augsburger Stadtsilho­uette gezeigt wird. In einem eigenen Zimmer im Heimatmuse­um sind noch weitere 36 Bilder und zahlreiche Schriften ausgestell­t.
Stolz ist der Vorsitzend­e des Thannhause­r Heimatvere­ins Manfred Göttner über das um 1860 von Bauberger geschaffen­e Kulissenbi­ld, auf dem die Augsburger Stadtsilho­uette gezeigt wird. In einem eigenen Zimmer im Heimatmuse­um sind noch weitere 36 Bilder und zahlreiche Schriften ausgestell­t.
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Fotos: Hans Bosch
Wilhelm Bauberger, wie ihn sein Augsburger Freund Karl Glocker gemalt hat. Fotos: Hans Bosch

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