Schwabmünchner Allgemeine

Ein Leben für die Natur

Silberdist­el Wilhelm Rochau lagen Tiere schon als Bürgermeis­ter am Herzen. Im Ruhestand hat er eine Umweltstat­ion aufgebaut. Sein Engagement brachte ihm jedoch nicht nur Freunde

- VON ANDREAS SCHOPF

Bächingen Vielleicht war es die Kindheit auf dem Bauernhof. Die Schafe, Kühe, Schweine, Hühner und Gänse auf dem heimischen Anwesen. Der Vater, der sich als Schäfer Geld dazuverdie­nte. So könnte Wilhelm Rochau die Nähe zur Natur erfahren haben, die ihn bis heute nicht loslässt. „Tiere und Pflanzen lagen mir schon immer am Herzen“, sagt der heute 80-Jährige mit freundlich­en Augen und leicht württember­gischem Dialekt.

Für seine Herzensang­elegenheit engagiert er sich in besonderem Maße, auch gegen Widerständ­e. Er baute die Umweltstat­ion „Mooseum“in Bächingen an der Brenz (Kreis Dillingen) auf, zeigt Kindern und Erwachsene­n seit mehr als zehn Jahren die Vielfalt der heimischen Natur. Unserer Zeitung ist dies die Silberdist­el wert, eine Auszeichnu­ng für außergewöh­nliches ehrenamtli­ches Engagement.

Schon früher, als Bürgermeis­ter der Gemeinde nahe der badenwürtt­embergisch­en Grenze, legte Rochau Wert auf umweltpoli­tische Aspekte. Von 1970 bis 2002 leitete er die Geschicke Bächingens. In dieser Zeit schaffte er es unter anderem, den Storch, den es zuvor in der Region nicht mehr gab, wieder anzulocken. Dazu ließ er einen vertrockne­ten Flussarm der Brenz ausbaggern, woraufhin es wieder mehr Frösche und Insekten im Wasser und damit Nahrung für den Storch gab. Rochau ließ als Bürgermeis­ter in einer wochenlang­en Aktion tausende Bäume und Hecken pflanzen. Und er setzte sich dafür ein, dass Laub auf öffentlich­en Flächen liegen bleiben kann und Nahrung und Unterschlu­pf für Bodenlebew­esen bietet. Das hat so manchem Bürger nicht gefallen. „Die Leute haben sich über vieles aufgeregt“, erinnert sich Rochau. Doch er blieb standhaft – und warb immer wieder um Verständni­s für die Bedürfniss­e der Tier- und Pflanzenwe­lt.

Erst gesundheit­liche Probleme sorgten dafür, dass Rochau sich aus dem Bürgermeis­teramt zurückzieh­en musste. 2001 litt er an einer schweren Gehirnhaut­entzündung. Eine Not-OP rettete ihm das Leben. Zur Wahl ließ er sich nicht mehr aufstellen. Wenige Jahre später folgte der nächste Schicksals­schlag, Prostatakr­ebs. Auch ihn besiegte Rochau. So konnte er die ganze Kraft in sein Herzenspro­jekt stecken: ein Natur-Informatio­nshaus in seinem Heimatort.

Platz dafür schuf er in der ehemaligen Scheune und den alten Stallungen des ortsansäss­igen Schlosses, die er sanieren ließ. Die Einrichtun­g, die 2003 eröffnete, lief zunächst schleppend an und musste 2006 wieder schließen. Doch Rochau kämpfte für den Erhalt und gründete einen Fördervere­in, dem er selbst bis vor wenigen Monaten vorstand. 2008 wurde die Einrichtun­g als Umweltstat­ion anerkannt und wiedereröf­fnet. Seitdem kommen Schulklass­en aus Dillingen, Augsburg, Ulm, Nördlingen oder Donauwörth nach Bächingen, um sich über heimische Arten zu informiere­n – und wie man sie schützen kann.

Rochau und seine Mitarbeite­r halten Vorträge und Workshops oder führen durch den Garten der Anlage mit eigenem Tümpel, wo Besucher Tiere und Pflanzen aus nächster Nähe kennenlern­en können. In Exkursione­n wird Teilnehmer­n gezeigt, wie sich die heimische Natur zum Teil verändert hat. Wo früher Grünland Lebensräum­e lieferte, wachsen heute nicht selten Monokultur­en. Ein Umstand, der ihm schon so manche Diskussion mit Landwirten eingebrach­t hat. Doch der aktuelle, grüne Zeitgeist hilft auch Rochau. Stieß er früher mit seiner Arbeit zum Teil auf blankes Unverständ­nis bei den Bauern, kann er diese mittlerwei­le mit ins Boot holen. Rochaus Initiative für mehr Blühstreif­en folgen in seiner Heimatregi­on bereits 20 Landwirte.

„Das wäre früher undenkbar gewesen“, sagt der umtriebige 80-Jährige, der neben seinem Engagement für die Umwelt leidenscha­ftlich gerne singt und unter anderem beim Roten Kreuz und in der Verkehrswa­cht aktiv ist. Auch politisch engagiert er sich nach wie vor in seiner Partei, der CSU. Warum nicht die Grünen? „Das habe ich schon oft überlegt“, sagt Rochau. „Aber auch in der CSU braucht es Menschen mit grünem Daumen.“

„Auch in der CSU braucht es Menschen mit grünem Daumen.“

 ??  ?? Die grüne Farbe ist Programm: Wilhelm Rochau setzt sich sein Leben lang für die Natur ein. In seinem Heimatort Bächingen an der Brenz (Landkreis Dillingen) hat er eine Umweltstat­ion aufgebaut. Für sein Engagement erhält er die Silberdist­el unserer Zeitung. Foto: Andreas Schopf
Die grüne Farbe ist Programm: Wilhelm Rochau setzt sich sein Leben lang für die Natur ein. In seinem Heimatort Bächingen an der Brenz (Landkreis Dillingen) hat er eine Umweltstat­ion aufgebaut. Für sein Engagement erhält er die Silberdist­el unserer Zeitung. Foto: Andreas Schopf

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