Deutschland im EM-Finale
Fußball U21 erreicht mit einem späten 4:2-Sieg gegen Rumänien das Endspiel in Italien. Große Hitze macht den Mannschaften zu schaffen. Waldschmidt verwandelt Foulelfmeter
Die deutsche U21 (v. l. Mahmoud Dahoud, Maximilian Eggestein, Luca Waldschmidt und Lukas Nmecha) hat mit einem 4:2-Sieg gegen Rumänien das Endspiel der Europameisterschaft in Italien erreicht. Foto: Cezaro De Luca, dpa Bologna Stefan Kuntz reckte beide Fäuste nach oben, seine erschöpften Spieler fielen sich erleichtert in die Arme: Deutschlands NachwuchsFußballer haben sich in einem Hitze-Duell gegen starke Rumänen in ihr zweites EM-Endspiel nacheinander gekämpft und sind damit nur noch einen Schritt von der ersten erfolgreichen Titelverteidigung einer deutschen U21 entfernt. In einer hitzigen und intensiven Partie gewann die DFB-Elf am Donnerstag mit Mühe, aber am Ende dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte verdient in Bologna noch mit 4:2 (1:2) und zog nach 1982, 2009 und 2017 zum vierten Mal ins Endspiel ein. Dort greift die Mannschaft von Trainer Kuntz am Sonntag (20.45 Uhr) nach dem dritten Titel. Gegner sind die Spanier, die England im zweiten Halbfinalspiel mit 4:1 besiegten.
Der Hoffenheimer Nadiem Amiri traf bei seinem ersten Startelfeinsatz im Turnier vor 16211 Zuschauern nach feiner Einzelleistung zur Führung (21. Minute). Das Überraschungsteam Rumänien schlug in der dramatischen Begegnung mit einem von Stürmer George Puscas (27./Foulelfmeter und 44.) zurück. Im zweiten Durchgang verwandelte Top-Torjäger Luca Waldschmidt nach einem Foul an Mahmoud Dahoud einen Elfmeter zum 2:2 (51.) und traf per Freistoß in der 90. Minute zum 3:2 – sein siebter Turniertreffer. In der Nachspielzeit sah der Rumäne Pascanu nach einem Foul am eingewechselten Lukas Nmecha noch die Rote Karte und Amiri setzte – ebenfalls per Freistoß – den Schlusspunkt.
„Ich bin einfach nur überglücklich, dass wir weitergekommen sind“, sagte Amiri. „Ich danke dem Trainer, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat.“Kuntz gab das Lob an seine Mannschaft zurück. „Ich kann nur den Hut vor meinen Jungs ziehen: Das haben sie ganz klasse gemacht“, sagte er im ZDF zur zweiten Halbzeit. Waldschmidt erklärte: „Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir ein anderes Gesicht zeigen müssen.“
Bei Temperaturen um die 40 Grad zeigte die deutsche Mannschaft zu Beginn nur über die rechte Seite Offensiv-Vorstöße. Auf der Gegenseite kamen die Rumänen vor allem über Standards von Ianis Hagi, Sohn des früheren Weltstars Gheorghe Hagi, vor das deutsche Tor. Aufgrund der großen Hitze bat Schiedsrichter Orel Grinfeld die Teams nach einer guten Viertelstunde zur ersten Kühl- und Trinkpause. Die tat den Deutschen gut: Der Ball rollte gerade wieder, da schnappte ihn sich Amiri, lief von der Mittellinie bis zur Strafraumgrenze und traf zum 1:0.
Die Führung hielt jedoch nicht lange. Timo Baumgartl foulte Hagi im Strafraum und nach Ansicht der Videobilder entschied der israelische Unparteiische zu Recht auf Strafstoß – bereits der vierte gegen den deutschen Nachwuchs im vierten Spiel. Puscas trat an und überwand Keeper Alexander Nübel. Der Ausgleich gab Rumänien Auftrieb. Sie erhöhten den Druck. Nach einem unnötigen deutschen Ballverlust im Mittelfeld schalteten die Rumänen schnell um, fanden Puscas und der 23-Jährige köpfte aus kurzer Distanz platziert ins Netz. Und Puscas wirbelte weiter: In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs geDoppelpack lang ihm fast sein dritter Treffer, doch Nübel bewahrte Deutschland vor dem wohl vorzeitigen K. o. – mit einem Wahnsinns-Reflex.
Beim deutschen Ausgleich nach dem Seitenwechsel halfen die Rumänen kräftig mit: Hagi riss Dahoud im Sechzehner um und Waldschmidt verwandelte sicher zum 2:2. Der deutsche Nachwuchs spielte nun stärker, kam zu weiteren Chancen und belohnte sich mit der viel umjubelten Entscheidung durch Waldschmidt und Amiri. (dpa)
Deutschland Nübel (Schalke) – Klostermann (Leipzig), Tah (Leverkusen), Baumgartl (VfB Stuttgart), Mittelstädt (Hertha BSC) – Neuhaus (Gladbach – 79. Nmecha (Preston North End)), M. Eggestein – Bremen – 88. Maier (Hertha BSC)), Dahoud (Dortmund – 90.+3 R. Koch (SC Freiburg)) – Öztunali (FSV Mainz 05), L. Waldschmidt (SC Freiburg), Amiri (1899 Hoffenheim)
Rumänien Radu – Manea, Nedelcearu, Pascanu, Stefan – Man, Baluta, Cicaldau (69. Ciobanu), Ivan (55. Coman) – Hagi, Puscas (87. Petre)
Tore 1:0 Amiri (21.), 1:1 Puscas (26./FE), 1:2 Puscas (44.), 2:2 Waldschmidt (51./FE), 3:2 Waldschmidt (90.), 4:2 Amiri (90.+4) Zuschauer 16 211