Starkregen
Regen besteht aus Wasser und ist eine häufige und natürliche Wettererscheinung.“Diese wuchtige Definition, die den Vorteil hat, im Grundsatz wahr und korrekt zu sein, finden wir im deutschen „Wetterlexikon“. Sie ist eine so notwendige wie beruhigende Einordnung – allerdings auch außerordentlich grob vereinfachend.
Erst wer bereit ist, sich in die Materie hineinzuarbeiten, erfährt – meist trockenen Leibs –, dass Regen nicht gleich Regen ist. Es gibt unter anderem den Steigungsregen, den Konvektionsregen, den Frontregen, den Sprühregen, den Platzregen, den Landregen, den Eisregen. Nicht zu vergessen den sauren Regen. Blättern Sie ruhig ein wenig, lesen und forschen Sie, Sie werden verblüfft sein. Lesen bildet.
Auch gibt es den Starkregen. Er hat jüngerdings eine ganz erstaunlich steile Karriere hingelegt. Kaum noch eine Wettervorhersage im Radio, die nicht – statt eines schlichten Regens – einen Starkregen androht. Das mag gewiss einiges mit dem Klimawandel zu tun haben; das erwächst gewisslich aber auch im Wunsch auf sprachlich machtvolle Donnerschläge. Bei meinem Regengott: Wie armselig klingt doch einfach nur „Regen“– aber wie stark klingt doch „Starkregen“! Der dramatische Starkregen von oben ist gleichsam das Pendant zum siebenprozentigen Starkbier unten. Und nicht ohne ist auch der Starkstrom.
Der Deutsche Wetterdienst, dem das Wort Wolkenbruch sowohl im Singular wie im Plural verlustig gegangen zu sein scheint, hat sich andererseits durch Lektüre gezielt weitergebildet. Indem er sich die kraftvolle, derbe Sprache eines Martin Luther oder auch der Barockdichter aneignete.
Mit dem Starkregen verfällt er gewissermaßen ins Starkdeutsche.