Ruinen aus den Fluten
Forscher entdecken alten Palast im Irak
Tübingen/Erbil Die lange Dürre im Nordirak hat deutschen und kurdischen Archäologen den Fund eines rund 3400 Jahre alten Palastes am Ost-Ufer des Tigris ermöglicht. Die seltenen Überreste aus altorientalischer Zeit traten im vergangenen Herbst zum Vorschein, als der Wasserspiegel des Mossul-Stausees sank. Der Palast stammt nach Angaben der Universität Tübingen aus der Zeit des Mittani-Reiches. Dieses herrschte Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus über weite Teile Nordmesopotamiens und Syriens. Die Archäologen gruben nach der Entdeckung gegen die Zeit. Sie konnten an der Fundstelle nur dreieinhalb Wochen arbeiten. Mittlerweile ist der Palast wegen Ende der Trockenheit wieder komplett unter Wasser verschwunden. „Wir haben so schnell gegraben, wie wir konnten“, sagte die leitende Archäologin Ivana Puljiz von der Uni Tübingen.
Das mindestens 2000 Quadratmeter große Gebäude besteht aus dicken Mauern aus Lehmziegeln, von denen einige mehr als zwei Meter hoch sind. Es seien auch Wandmalereien mit leuchtenden Rot- und Blautönen entdeckt worden, sagte Puljiz. Da solche nur sehr selten erhalten worden seien, handele es sich um eine „archäologische Sensation“. Zudem wurden zehn Keilschriftentexte entdeckt. Der Inhalt einer Tafel deute darauf hin, dass der Fundort Kemune sehr wahrscheinlich die alte Stadt Zachiku gewesen sei.
Die Entdeckung gibt Forschern die Möglichkeit, das Mittani-Reich besser zu verstehen. Die Fundregion gehört zu den kurdischen Autonomiegebieten im Norden des Iraks. Der zuständige kurdische Archäologe Hassan Ahmed Kasim erklärte, es handele sich um eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen in der Region in den vergangenen Jahrzehnten. Der Fundort Kemune war bereits vor acht Jahren bei einem Niedrigwasserstand entdeckt worden. (dpa) Der aufgetauchte Palast von Kemune. Foto: Uni Tübingen/eScience/dpa