Die Experten Marc Tüngler und Florian Tautz im Gespräch
Marc Tüngler vertritt die Interessen der Einzelaktionäre in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex und ist Hauptgeschäftsführer der „Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.“(DSW). Der Börsenexperte referiert am Donnerstag, 4. Juli, beim DSW-Anlegerforum in der Augsburger Aktienbank (AAB). Florian Tautz leitet das BeratungsCenter der AAB. Wir haben beide zum Gespräch getroffen.
Große, renommierte Aktiengesellschaften wie BAYER, VW oder Deutsche Bank spüren aktuell Gegenwind auf den Hauptversammlungen. Ist das ein beängstigender Trend, der Aktionäre skeptisch machen sollte? Marc Tüngler: Nein, ganz im Gegenteil. Aktionäre merken daran, dass sie wirklich Miteigentümer mit Machtbefugnissen sind, die auch auf Hauptversammlungen ernst genommen werden. Die DSW als Aktionärsvertreter macht ihren Einfluss entsprechend geltend, dass Vorstände nicht gegenteilige Interessen verfolgen.
Zu Ihren Vortragsveranstaltungen kommen häufig auch ältere Personen. Sind Wertpapiere überhaupt etwas für die Generation 60+? Florian Tautz: Die Art der Vorsorge und des Vermögensaufbaus hängt nicht vom Alter ab, sondern von der persönlichen Situation und Risikoeinschätzung. Natürlich sollte die Aktienquote bei einem 80-Jährigen anders sein als bei einem 40-Jährigen. Wer aber mit 70 Weltreisen plant oder seine Freizeit auf dem Golfplatz verbringt, der geht davon aus, noch länger zu leben, und kann auch von den Vorteilen von Wertpapieren profitieren – nicht ohne dabei auch die Risiken im Auge zu behalten.
Das Börsengeschehen wird zunehmend technischer und hektischer. Muss ich als interessierter Anleger das alles verstehen? Tautz: Grundsätzlich sollte man nichts kaufen, was man nicht versteht. Das trifft nicht nur auf Bankprodukte zu. Das bedeutet aber nicht, dass man jedes technische Feature im Orderprozess auch selbst nutzen muss und täglich am Börsengeschehen teilnimmt. Auch dafür gibt es qualifizierte Bankberater.
Wenn unser aktueller Finanzminister verkündet, all seine Ersparnisse auf dem Sparbuch zu parken, was erwidern Sie? Tüngler: Diese Aussage ist erschreckend und traurig zugleich und zeigt, wie schwer sich die Aktienkultur historisch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der „Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.“(DSW)
in Deutschland tut. Nachgewiesenermaßen verliert man als Anleger auf dem Sparbuch durch Inflation mehr Geld als an Zinsen zufließt. Jeder Fachmann empfiehlt Sachwertanlagen zum Vermögensaufbau, das heißt Immobilien, Rohstoffe und Wertpapiere. Geld allein vermehrt sich nicht. Herr Scholz braucht dringend gute Beratung.
Wertpapiere zum Vermögensaufbau schrecken immer noch viele Bürger ab. In anderen Ländern ist die Aktienquote deutlich höher.
Tüngler: Das Unternehmertum ist in anderen Ländern generell ausgeprägter. Auch das Standing von Unternehmern und Selbstständigen. Unternehmensbeteiligungen oder Gehalt Die Augsburger Aktienbank lädt regelmäßig zu Informationsveranstaltungen ein. Am Donnerstag, 4. Juli, findet das 15. DSW-Anlegerforum statt. Fotos: Thomas H. Roßmann (2) Florian Tautz leitet das BeratungsCenter der Augsburger Aktienbank. Foto: Barbara Gandenheimer
in Form von Aktien sind bei uns eher eine Beigabe zum Fixgehalt. Die Risikoaufgeschlossenheit ist beispielsweise in angelsächsischen oder nordischen Ländern viel ausgeprägter. Ich wüsste auch nicht, in welchem Schulfach Vermögensaufbau ein Thema wäre.
Die schwankenden Kurse sind nicht der Deutschen Geschmack? Tautz: Urlauber verweigern sich auch nicht einem schwankenden Kreuzfahrtschiff. Entscheidend ist doch, ob die Reise insgesamt interessant ist. Die gefühlte Wahrnehmung ist für Anleger oft anders als die Realität. Frank Lehmann, der kürzlich auf einer unserer Veranstaltungen als Referent zu Gast war, brachte das auf den Punkt: „Wer täglich auf seine Aktienkurse schaut, Informationen und Perspektiven aus der Welt der Aktien bietet das beliebte DSW-Anlegerforum in der Augsburger Aktienbank. Auch diesmal ist wieder ein interessantes börsennotiertes Unternehmen beim Anlegerforum zu Gast: Mit der 1&1 Drillisch AG stellt sich einer der großen netzunabhängigen Telekommunikationsanbieter in Deutschland vor, der seinen Kunden ein umfassendes Portfolio an Dienstleistungen und Produkten aus den Bereichen Breitband und Mobilfunk bietet. Oliver Keil, Head of Investor Relations, wird Spannendes dazu berichten.
wird Höllenqualen und vielleicht einen Herzinfarkt erleiden. Wer ein risikoausgewogenes Depot laufen lässt, schläft besser und erzielt nachweislich eine bessere Performance.“
Tüngler: Viele Anleger machen den Fehler, punktuell zu investieren und durch hektische Käufe und Verkäufe das Gegenteil von dem zu erzielen, was sie eigentlich möchten: interessante Renditen, die höher sind als der Wertverlust bei klassischen Anlagen wie Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld. Generell sollte man beim Wertpapierkauf jedoch immer auch die Risiken im Blick behalten, zum Beispiel das Liquiditätsrisiko, das dann besteht, wenn Wertpapiere aufgrund mangelnder Marktliquidität nur unterbewertet Oliver Keil von der 1&1 Drillisch AG. Foto: 1&1 Drillisch AG
Wissenswertes aus erster Hand gibt es außerdem von Marc Tüngler, der im Namen der Mitglieder der „Deutschen verkauft werden können.
Sollte man als Anleger auf allen Kontinenten investieren? Auch die DSW ist ja nur auf Hauptversammlungen in Deutschland präsent, oder?
Tüngler: In erster Linie sind wir in Deutschland auf rund 700 Hauptversammlungen pro Jahr persönlich präsent. In Kooperation mit Better Finance bieten wir im Rahmen des EuroVote-Projekts auch die Stimmrechtsvertretung auf den Hauptversammlungen der großen europäischen AGs an. Eine internationale Ausrichtung kann man auch durch deutsche Unternehmen erzielen, die auf internationalen Märkten aktiv sind. Oder in weltweite Fonds investieren. Grundsätzlich ist jede Art von Streuung sinnvoll, sei es zeitlich, geografisch oder branchenspezifisch.
Trump, Brexit, Naturkatastrophen scheinen den Börsen in Frankfurt und New York nichts auszumachen. Täuscht dieser Eindruck?
Tautz: Die Börsen reagieren natürlich auf externe Einflüsse. Jedoch handeln Unternehmen nachhaltiger, langfristiger und weniger hektisch als die Politik weltweit. Große, weltweit tätige, börsennotierte Firmen agieren nicht in Hinblick auf Wahlperioden, sondern Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.“(DSW) Aktiengesellschaften in Deutschland kritisch beobachtet. Thema seines Vortrags ist „Ideen und Tipps zum Anlegen in stürmischen Zeiten“.
Das DSW-Anlegerforum findet am Donnerstag, 4. Juli, statt. Statt Eintritt wird um eine Spende von fünf Euro für eine karitative Augsburger Einrichtung gebeten. Tickets gibt es ausschließlich unter www.aab-vor-ort.de/dsw. Zum Kauf einer Eintrittskarte einfach den Code „DSW2019“eingeben. Der Eintritt ist nur mit gültigem Ticket möglich. pm auf langfristige Wertsteigerung. Es wechseln zwar zuweilen die Vorstände, aber Unternehmen wirtschaften grundsätzlich effizienter als Staatsbetriebe.
Tüngler: An den Börsen werden diverse Szenarien gegeneinander abgewogen und Entwicklungen vorweggenommen. So sind zum Beispiel Strafzölle für manche Unternehmen hinderlich – für andere eröffnen sich damit neue Chancen.
Viele technische Innovationen wie autonomes Fahren, intelligente Logistik oder Telemedizin gründen auf einer perfekten 5G-Internetversorgung. Deutschland hinkt da vielen nordischen oder auch afrikanischen Staaten hinterher. Verliert „made in Germany“an Glanz?
Tüngler: Die Gefahr besteht. Die Voraussetzungen für Innovationen sind in Deutschland nicht die besten. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die Stärken der deutschen Wirtschaft gewisse Defizite kompensieren können.
Tautz: Zu unserem nächsten DSW-Anlegerforum kommt ein Vertreter von der 1&1 Drillisch AG – dieses Unternehmen hat aktuell Teile der neuen 5G-Lizenzen erworben. Am 4. Juli werden wir erfahren, wie sich die MilliardenInvestition rechnen wird. pm Donnerstag, 4. Juli, 18.30 Uhr
im BeratungsCenter der Augsburger Aktienbank Halderstraße 21
ab 18 Uhr
Statt Eintritt wird um eine Spende von fünf Euro für eine karitative Augsburger Einrichtung gebeten.
www.aab-vor-ort.de/dsw Zugangs-Code: DSW2019