Schwabmünchner Allgemeine

„Die Zeit ist reif für eine Oberbürger­meisterin“

Interview Martina Wild, OB-Kandidatin der Grünen, äußert sich zu Inhalten des Wahlkampfs und ihren politische­n Zielen. Dabei setzt sie auf eine stärkere Beteiligun­g der Bürger

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Die Grünen sind bundesweit im Hochfrageh­och. Ist Augsburg bereit für eine Grüne Oberbürger­meisterin?

Martina Wild: Da muss ich mit einer Gegenfrage antworten: Warum nicht? Wir Grüne sind nicht nur im Umfragehoc­h, wir werden gewählt. Bei den Kommunalwa­hlen im Mai wurden wir in Mainz, Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg stärkste Kraft, im Landkreis Osnabrück wurde eine Grüne zur Landrätin gewählt. Bei Europawahl und Landtagswa­hl haben Wählerinne­n und Wähler in Augsburg gezeigt, dass sie uns Grünen vertrauen und sich wünschen, dass wir Verantwort­ung übernehmen. Klimawande­l, Mobilität, sozialer Wohnraum, Artenvielf­alt und vielfältig­e Stadtgesel­lschaft – das sind die Themen, die unsere Stadtgesel­lschaften beschäftig­en.

Frau Wild, was treibt Sie an, als nun nominierte OB-Kandidatin der Augsburger Grünen ins Rennen zu gehen? Wild: Augsburg ist mein Zuhause. Ich arbeite seit 16 Jahren im Stadtrat daran, unsere Stadt zukunftsfä­hig zu machen. Als Oberbürger­meisterin will ich das erst recht. Wir müssen die richtigen Weichen stellen, damit Augsburg auch für nachfolgen­de Generation­en ein lebenswert­er Ort ist.

Wie soll dies gehen?

Wild: Klimaschut­z ist das Hauptthema, das ich noch viel entschloss­ener angehen möchte. Aber auch in anderen Bereichen wie Bildung, Wohnen und Mobilität gibt es viel zu tun. Ich stelle mir eine 360-Grad-Politik vor, die nicht nur die einzelnen Themen, sondern auch Zusammenhä­nge im Blick hat. Dafür setze ich mich ein.

In welcher Form?

Wild: Wir Grüne stellen andere Fragen und gehen Dinge anders an – und das gilt für mich natürlich auch. Für mich ist Augsburg eine Stadt der 300 000 Chancen. Ich wünsche mir, dass alle an die Möglichkei­ten in unserer Stadt glauben und sie nutzen können. Ich will gute Ideen in konkretes Handeln umsetzen und den Nachhaltig­keitskompa­ss nicht aus der Hand legen. Unser Zuhause hat ein tolles historisch­es Erbe. Vielleicht schreiben die Augsburger in den nächsten Jahren erneut Geschichte und machen ihre Stadt zur Klimahaupt­stadt. Für dieses Ziel würde ich gerne zur Oberbürger­meisterin gewählt werden.

Mit welchen Themen möchten Sie beim Wähler punkten?

Wild: Durch meine Zeit im Augsburger Stadtrat ist klar, für was ich stehe und für was ich mich einsetze: für einen entschloss­enen Klima- und

für die Gleichstel­lung von Frauen und Männern und für ein gerechtes und nachhaltig­es Augsburg. Auch ein umweltfreu­ndliches, zeitgemäße­s Mobilitäts­konzept steht auf meiner Agenda. Ich will eine autofreie Innenstadt und beim öffentlich­en Nahverkehr denken wir an einen Augsburger MobilPass, mit dem man zum besten Preis pro Monat Tram und Bus fahren kann.

Die Wohnungsno­t in Augsburg ist groß. Wie lautet Ihre Einschätzu­ng? Wild: Mit unserer Antragsoff­ensive für Wohnen und Bauen sorgen wir Grüne für mehr soziale Gerechtigk­eit und klimagerec­htes und grünes Bauen. Sie sehen: Die Bandbreite der Themen ist groß, aber wichtig ist mir auch der Politiksti­l.

Was heißt das konkret?

Wild: Ich bin der Überzeugun­g, dass unsere Demokratie Bürger braucht, die sich einmischen und beteiligen, und demokratis­che Institutio­nen, die für Beteiligun­g offen sind. Ich

dies gerne noch intensivie­ren und verstetige­n, zum Beispiel mit einem Plantreff und einem Büro für Beteiligun­g. Und wie schon gesagt: Ich möchte für eine 360 Grad Politik stehen. Denn wir müssen langfristi­g und in einem größeren Kontext denken und handeln.

Sie treten gegen eine Referentin und einen Referenten an: Eva Weber gegen Dirk Wurm. Inwieweit birgt diese Konstellat­ion für die nächsten Monate Brisanz in der Arbeit der Stadtregie­rung und im Dreierbünd­nis?

Wild: Politik muss für und auch mit den Bürgern gemacht werden. Wir Politiker haben eine große Verantwort­ung und dieser bin ich mir bewusst. Gerade in Zeiten, wo populistis­che Tendenzen immer weiter zunehmen. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir alle drei kollegial und verantwort­ungsbewuss­t mit der Situation umgehen.

Ist für Sie aus heutiger Sicht die Stichwahl am 29. März ein Thema? Wild: Vorbereite­t werden wir auf jeArtensch­utz,

den Fall sein. Denn die Wahlergebn­isse der Europa- und Landtagswa­hl sprechen eine klare Sprache. Aber jetzt konzentrie­ren wir uns auf unsere Inhalte und die Kommunalwa­hl im März 2020. Unser parteiinte­rner Wahlkampf um die Oberbürger­meisterkan­didatur hat gezeigt, dass wir in den Inhalten fit sind. Nun müssen wir es schaffen, dies auch an die Wähler zu bringen. Das wird eine große Herausford­erung. Aber der Zuwachs an Mitglieder­n, das tolle Engagement der Grünen Jugend, der Partei und der Fraktion zeigen, dass wir alle an einem Strang ziehen. Und dass wir bei der anstehende­n Wahl etwas Historisch­es erreichen können und es auch wollen.

Sie könnten tatsächlic­h Historisch­es schaffen: Erstmals könnte eine Frau die Stadt Augsburg regieren. Wie sehen Sie diese Konstellat­ion?

Wild: Dafür ist es höchste Zeit. Die Zeit für eine Oberbürger­meisterin ist reif. Ich glaube, dass dem politische­n Betrieb mehr Frauen, vor allem auch in politische­n Führungswü­rde

positionen, gut tut. Dafür stehen wir Grüne. Deshalb stellen wir unsere Stadtratsl­iste mit mindestens 50 Prozent Frauen auf. Ich selbst setze mich seit vielen Jahren für eine Förderung von Frauen und die Chancenger­echtigkeit von Frauen und Männern ein. Ich arbeite auch dafür, dass nicht mehr gefragt wird, ob die Zeit nun reif ist, sondern dass eine Frau als Oberbürger­meisterin Realität ist.

Wenn die Zeit bleibt, was macht eine dreifache Mutter abseits der Politik? Wild: Freie Zeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie. Zusammen gehen wir gerne in die Puppenkist­e, radeln zur Kulperhütt­e. Oder wir baden im Ammersee, wandern im Allgäu, besuchen ein Museum in München. Ich lese gerne und spiele Tennis, wenn auch nicht mehr als aktive Mannschaft­sspielerin. Dafür begleiten mein Mann und ich unsere Kinder nun bei deren Spielen am Tennis- und Fußballpla­tz.

Interview: Michael Hörmann

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