Schwabmünchner Allgemeine

Wird für das Stahlwerk Wald gerodet?

Industrie Die Erweiterun­gspläne des Unternehme­ns in Meitingen, das 350 neue Arbeitsplä­tze schaffen will, sorgen für heftige Proteste. Der Grund: Der Konzern will dafür ein Drittel des Lohwaldes fällen

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Meitingen In den Lech-Stahlwerke­n (LSW) in Meitingen rollt der Rubel. Das soll nach dem Wunsch der Geschäftsl­eitung auch so bleiben. Aus diesem Grund will das Unternehme­n, das mit rund 900 Mitarbeite­rn am Standort Meitingen zu den größten Arbeitgebe­rn der Region zählt, weiter wachsen.

Die Verantwort­lichen des Stahlwerke­s haben für die Erweiterun­g den Lohwald ins Auge gefasst. Das ist ein geschützte­r Bannwald, der in Richtung Langweid an das Stahlwerk anschließt. Er befindet sich bereits zum großen Teil im Besitz des Stahlwerks­unternehme­rs Max Aicher. Doch die Pläne stoßen auf Protest. Zwei Bürgerinit­iativen, Bund Naturschut­z und die Grünen haben sich bereits klar gegen das Projekt in seiner jetzigen Form gestellt. Anwohner fürchten Lärm und Dreck. Sie wollen dem Stahlwerk kein weiteres Stück Natur opfern.

Wie verhärtet die Fronten mittlerwei­le sind, zeigte sich bei einer Veranstalt­ung in dieser Woche. Die Vertreter der Max-Aicher-Unternehme­nsgruppe stellten die Erweiterun­gspläne öffentlich vor. Dabei gerieten die Vertreter des Unternehme­ns und die Bürgerinit­iativen hart aneinander.

Hintergrun­d: Der Lohwald ist laut Auskunft des Forstrevie­rs Thierhaupt­en 42 Hektar groß. Die Verantwort­lichen des Stahlwerks wollen mehr als ein Drittel davon roden lassen und dort neue Hallen und Gebäude bauen. Auf einer Fläche von 17,6 Hektar – das entspricht der Größe von 25 Fußballfel­dern – sollen Anlagen zur Herstellun­g oder Einschmelz­ung von Stahl, zur Stahlvered­elung oder für das Recycling entstehen. Rund 70000 Tonnen Reststoffe müssten nicht mehr deponiert werden, sondern könnten zum Beispiel zu Farbpigmen­ten oder Dünger verwertet werden, so die LSW-Vertreter. Fakt ist: Einige Areale des Lohwaldes dürfen bei der Erweiterun­g nicht angetastet werden, da es dort geschützte Tiere wie beispielsw­eise eine Schmetterl­ingsart mit dem Namen Wald-Wiesenvöge­lchen gibt.

Der Lohwald ist aber auch ein Bannwald. Ein solcher muss deshalb laut Gesetz „in seiner Flächensub­stanz“erhalten bleiben. Laut Auskunft des Landratsam­tes könnte nur dann eine Rodungserl­aubnis erteilt werden, „wenn sichergest­ellt ist, dass angrenzend an den vorhandene­n Bannwald ein Wald neu begründet wird.“Dieser muss in seiner Größe und Funktion annähernd gleich sein. Die Verantwort­lichen des Stahlwerks haben ein 14 Hektar großes Areal in der Nähe als Ausgleichs­fläche vorgeschla­gen, zu dem noch ein 3,5 Hektar großer Streifen gehört.

Klaus Krüger von der AicherGrup­pe geht davon aus, dass durch die Erweiterun­g rund 350 neue Stellen geschaffen werden können. Derzeit arbeiten laut eigenen Angaben des Unternehme­ns für die Max-Aicher-Gruppe am Standort Meitingen insgesamt rund 900 Menschen, 800 davon im Stahlwerk.

Krüger erklärte jüngst, dass die Erweiterun­g nötig sei, um der Konkurrenz aus Asien und Europa Paroli bieten zu können. Dafür müsse die Möglichkei­t geschaffen werden, den Stahl weiterzuve­rarbeiten und zu veredeln.

Doch es gibt noch einige offene Baustellen – wie beispielsw­eise die Lärmproble­matik. Wie Meitingens Bürgermeis­ter Michael Higl auf Anfrage erklärt, hält das Stahlwerk derzeit die gesetzlich vorgeschri­ebenen Werte in Richtung Zollsiedlu­ng – einer Wohnbebauu­ng – nicht ein. Die Anwohner dort befürchten, dass durch die Stahlwerk-Erweiterun­g der Lärm noch größer werden könnte. Maria Brettschne­ider, die Vorsitzend­e der Aktionsgem­einschaft zum Erhalt der Lebensqual­ität im Raum Meitingen, erklärte, dass die Anwohner das Gefühl haben, dass die Grenze der Belastbark­eit erreicht ist.

In der Informatio­nsveransta­ltung im Bürgersaal in Meitingen in dieser Woche zeigte sich auch, dass einige Bürger Zweifel an den vorgelegte­n Gutachten zum Artenschut­z haben. Die Grünen haben angekündig­t, es überprüfen zu lassen.

Wie geht es nun weiter? Die Marktgemei­nde Meitingen sammelt derzeit Anregungen und Stellungna­hmen zu dem Projekt. Im September soll sich der Gemeindera­t wieder damit befassen – weitere Runden würden folgen, sagte Bürgermeis­ter Higl. Er unterstric­h, dass sich die Kommunalpo­litiker erst eine Meinung bilden müssen und dafür auch die Experten der Fachbehörd­en anhören wollen.

Das Stahlwerk kann die Lärmwerte nicht einhalten

900 Menschen arbeiten am Standort Meitingen

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Lech-Stahlwerke in Meitingen wollen weiter wachsen. Die Erweiterun­g ist im Lohwald (im Bild links) geplant. Dafür soll mehr als ein Drittel des Waldes gerodet und bebaut werden.
Foto: Marcus Merk Die Lech-Stahlwerke in Meitingen wollen weiter wachsen. Die Erweiterun­g ist im Lohwald (im Bild links) geplant. Dafür soll mehr als ein Drittel des Waldes gerodet und bebaut werden.

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