Rettet das Tierheim Augsburg das Tierheim Derching?
Vereine Die Einrichtung an der Lechleite ist geschlossen. Sie könnte eventuell den Träger wechseln
Derching Seit April ist das Tierheim Lechleite auf Anordnung des Veterinäramtes geschlossen – und wird es wohl noch eine ganze Weile bleiben. Sowohl Mitglieder des Trägervereins als auch Anwalt Bernhard Hannemann, der momentan als Ansprechpartner für Medien fungiert, brachten zuletzt aber ins Gespräch, die Einrichtung an einen anderen Betreiber zu übergeben, um den Fortbestand zu sichern.
Voraussetzung für eine Erteilung der Betriebserlaubnis ist laut dem Veterinäramt Aichach-Friedberg, dass es eine qualifizierte Leitung und einen neuen Vorsitzenden gibt. Die langjährige Vorsitzende und Leiterin Gerlinde Bitzl war wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechtskräftig verurteilt worden. Binnen kurzer Zeit gingen zwei Leiterinnen bzw. wurden gekündigt; ein Gerichtsverfahren ist deswegen noch anhängig.
Mitgliedern und auch dem verbleibenden Vorstand stellt sich nun offenbar die Frage, ob der Verein, der angeblich mehrere hundert Mitglieder, doch keinen professionellen Geschäftsführer hat, die Einrichtung überhaupt weiter führen kann bzw. soll. Als möglichen künftigen Betreiber brachte Rechtsanwalt Hannemann im Gespräch mit unserer Redaktion den Tierschutzverein Augsburg und Umgebung ins Gespräch. Dessen Vorsitzender Heinz Paula sagt dazu: „Das Tierheim Lechleite ist durchdacht erbaut worden, hat enormes Potenzial und muss unbedingt für die Region erhalten bleiben – für den Tierschutz und für die Kommunen.“
Der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung sei in Kontakt mit dem Tierheim Lechleite, um Unterstützung anzubieten. Allerdings sind laut Paula in diesem Zusammenhang viele Fragen zu klären. „Wir freuen uns, dass der Verein eine konstruktive Lösung sucht und bitten um eine baldige Entscheidung.“Man sei aufgeschlossen, eine Lösung für die Region zu finden. Details einer solchen möglichen LöDerching sung – zum Beispiel ob dies ein Kauf oder eine Anpachtung sein könnte – möchte Paula im Moment nicht nennen. Dazu sei es zu früh.
Der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung mit über 1200 Mitgliedern betreibt neben seinem Stammhaus an der Augsburger
Holzbachstraße in Königsbrunn seit 2013 Gut Morhard, Gnadenhof und Begegnungszentrum in einem. Er gilt als solide, erfahren und finanziell gut aufgestellt. Geschäftsführerin ist Sabina Gassner.
Im Moment befindet sich der Verein gegen Tierversuche und Tierquälerei, der das Tierheim in betreibt, in einer Findungsphase. Der verbleibende Vorstand will sich unserer Redaktion gegenüber nicht äußern – man brauche Zeit. Hannemann verweist auf die Jahreshauptversammlung im Dezember. Doch es mehren sich die Stimmen von Mitgliedern, die zeitnah eine außerordentliche Versammlung fordern, damit die Mitglieder informiert werden und der Verein wieder handlungsfähig wird. Entsprechende Vorstöße würden abgebügelt, sagt ein Vereinsmitglied, das ungenannt bleiben möchte. Grund: Das Mitglied befürchtet, dass es aufgrund der Kritik zu einem Vereinsausschlussverfahren kommen könnte, wie es gegen andere schon laufe.
Kritisiert wird von mehreren Mitgliedern, dass sie, vorgeblich aus Datenschutzgründen, keine Adressliste bekämen, um andere zu kontaktieren. Das sei aber nötig, um von Mitgliederseite eine außerordentliche Versammlung durchzusetzen, wenn sich der Vorstand weigert. Weitere Kritikpunkte: fehlende Transparenz – es sei per Satzung nicht einmal eine Kassenprüfung vorgeschrieben – und eine überalterte Vorstandschaft. „Es braucht frischen Wind und Leute, die sich auskennen“, fordert das Mitglied.
Auch für die Kommunen im Landkreis Aichach-Friedberg hat die Schließung Folgen. So hat Friedberg eine vertragliche Vereinbarung mit dem Tierheim Lechleite zur Aufnahme aller Fundtiere im Stadtgebiet. Bauhof oder Feuerwehr konnten Tiere dort rund um die Uhr abgeben, so Pressesprecher Frank Büschel.
In der Regel handelte es sich um zehn bis 15 Tiere pro Jahr – diese werden nun ins Augsburger Tierheim gebracht und einzeln abgerechnet. Eine vertragliche Regelung sei in Vorbereitung. Während die Feuerwehr früher Tiere direkt ins Heim bringen konnte, sei dies nachts nun nur über die Berufsfeuerwehr Augsburg möglich. „Für uns wäre es natürlich schade, sollte das Tierheim dauerhaft schließen“, so die Stadt Friedberg.
„Das Tierheim Lechleite muss unbedingt für die Region erhalten bleiben.“Heinz Paula, Vorsitzender des Tierschutzvereins Augsburg