Die Freude über eine Textnachricht
Kurs An drei Abenden bilden Jugendliche interessierte Senioren im Umgang mit Smartphone und Tablet aus
Graben Keine Musik drang an die Ohren der Anwesenden im großen Raum des Jugendzentrums Graben. Hin und wieder war ein Ping im leisen Gemurmel zu hören. Kurz darauf folgte der Freudenruf einer älteren Dame, die erfolgreich eine Nachricht mit dem MessengerDienst WhatsApp an eine Bekannte am Nachbartisch gesendet hatte.
Zufrieden schauten sich Gerda Schwedler von der Initiative Wir daheim in Graben und Sebastian Finkenberger von der Mobilen Kinderund Jugendarbeit Lechfeld an. „Unser Konzept des dreiteiligen Handykurses für Senioren mit Jugendlichen als Lehrern ist voll aufgegangen“, sagte Schwedler und nimmt das Kopfnicken der zwölf betagteren Schüler entgegen. Die Senioren haben bei den Kursteilen von der Routine der Jugendlichen im Umgang mit den für sie alltäglichen technischen Geräten wie Smartphones und Tablets profitiert, stellte Finkenberger fest. „Der praxisorientierte Ablauf durch die Arbeit in Kleingruppen von bis zu vier Senioren eröffnete die Möglichkeit, noch individueller auf die Fragen der Teilnehmer einzugehen. Die Jugendlichen sind die besten Lehrer“, sagte er unter dem Beifall der Anwesenden.
Das Kooperationsmodell, das neben den technischen Inhalten ebenso die Generationen einander näherbrachte, kam bei den Teilnehmern gut an. „Ich habe schon mal einen Kurs gemacht, bei dem der Lehrer vor uns stand und mit bunten Bildern an der Wand sein Programm abspulte. Das war gar nichts. Hier hatten wir Zeit, und die Jugendlichen sind einfach toll auf uns eingegangen“, sagte eine Teilnehmerin, die aus Bobingen angereist war. Mehrere Stimmen aus dem Teilnehmerkreis baten um eine Wiederholung und Vertiefung. Neben den grundlegenden Dingen wie das Einschalten des Smartphones, die Eingabe der PIN, die Einsicht in elementare Bereiche wie der Verwaltung von Einstellungen und Kontakten zeigten die jugendlichen Lehrer an den drei Abenden den Senioren den Umgang mit Textnachrichten, Abläufe beim Versenden von Bildern oder die Benutzung des Internets auf mobilen Geräten. Die 14-jährige Alisa schlüpfte zum ersten Mal in die Rolle eines Lehrers. „Es war ein erleichterndes Gefühl, mal nicht in der Rolle des Schülers zu sein“, sagte sie beim abschließenden Grillfest. Dem stimmte die 13jährige Lisanne zu. „Es hat echt Spaß gemacht, den Menschen etwas beizubringen. Und zu sehen, dass es funktioniert, steigert die Freude noch mehr“, sagte sie.
Martha Denzel hatte den Weg aus Schwabmünchen ins Lechfeld angetreten. „Durch Zufall habe ich von der Aktion gehört und mich sofort angemeldet. Wir Senioren sollten doch auch mit der Zeit gehen“, begründete sie ihre Teilnahme. Sichtlich genoss sie die Ausbildung in den Kleingruppen. „Hier bekomme ich die Sachen nicht nur erklärt, sondern kann auch unter Anleitung intensiv üben“, ergänzte sie und verschickte erfolgreich eine Textnachricht.
Im Zeichen des generationenübergreifenden Charakters endete der letzte Kursteil, auf Einladung der Gemeinde Graben, mit einem gemeinsamen Grillfest am Jugendhaus. Auch dort herrschte reger Austausch, und die Jugendlichen erfuhren durch die Senioren von einer völlig unbekannten Welt: dem Aufwachsen ganz ohne Smartphone.