So schön und bunt feiert Augsburg
Party Zehntausende feiern beim großen Augsburger Stadtfest – und es gibt viele Gesprächsthemen. Ist ein spektakulärer Stand aus Frachtcontainern wirklich Kunst? Darf man Schlager eigentlich gut finden? Und was soll man trinken bei dieser Hitze?
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Das Wetter
Temperaturen von um die 30 Grad und mehr. So heiß wie in diesem Jahr waren die Augsburger Sommernächte noch nie. Schreckt das die Menschen ab? Nein, im Gegenteil. Die Stadt füllt sich am Abend erstaunlich schnell. Und wem es noch zu heiß ist zum Tanzen, der setzt sich in einen der vielen Liegestühle. Die Top-Tipps zum Ausruhen bei den Sommernächten: Der Garten des Schaezler-Palais in der Maxstraße, wo Klassik-Radio die passenden Klänge zum Entspannen beisteuert. Der Strand rund um den Herkules-Brunnen – mittendrin im Trubel und doch ruhiger. Und der Moritzplatz, wo es eine neue „TikiMeile“mit Hawaii-Gefühl gibt.
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Was trinkt man?
Das Wetter gibt den Trend vor: Bei den Getränken ist Erfrischung gefragt. Cocktails stehen hoch im Kurs. Barkeeper Stefan Schradi mixt am Rathausplatz viel mit Limette und Minze. Viele setzen aber auch auf die Feier-Klassiker: Aperol Spritz, Gin Tonic oder eben Bier. Einige wollen sparen und versorgen in den Geschäften in der Innenstadt. Glasflaschen gibt es hier aber nur bis 17 Uhr. Etwa im Rewe-Supermarkt am Rathausplatz. Ein Schild weist die Kunden darauf hin, dass in der ganzen Festzone Flaschenverbot gilt. Die Sparfüchse steigen da pragmatisch auf Dosenbier um. Richtig viel los ist auch am Stadtwerke-Stand auf dem Kö: Dort gibt es kostenlos eine Spezialität: Augsburger Trinkwasser.
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Ist das Kunst?
Der spektakulärste Stand kommt in diesem Jahr von der Bäckerei Wolf. Vier große Frachtcontainer stehen – wie zufällig übereinandergewürfelt – in der Maximilianstraße. Aus dem unteren Container wird verkauft – etwa Bier, Spritz und Pulled Pork (zerrupftes Schweinefleisch, lecker). Auf je einer Seite der oberen Container sind Projektionen zu sehen. Geschäftsführer Stefan Wolf hatte die Idee, einen Verkaufscontainer bauen zu lassen, der sich leicht transportieren lässt. Zusammen mit dem Architekturbüro Conti wurde daraus dann die ContainerInstallation. Die im Übrigen überhaupt nicht zufällig ist. „Wir mussdas mit einem Statiker genau planen“, sagt Stefan Wolf. Kunstobjekte aus Frachtcontainern gibt es an einigen Orten der Welt – und nun auch in Augsburg. Und wie es bei Kunst sein muss, scheiden sich daran auch die Geister. Wer Passanten fragt, bekommt alles zu hören. Von „beeindruckend“über „sehr mutig“bis „viel zu wuchtig.“Ein Hingucker ist es auf jeden Fall.
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Darf man Schlager toll finden? Am Schlager scheiden sich die Geissich ter. Und speziell jene, die man zur Großstadt-Generation der „Hipster“zählt, wollen mit Schlager eigentlich nichts zu tun haben. Bei einer Augsburger Band sieht es etwas anders aus. „Roberto Bianco & Die Abbrunzati Boys“bedienen alle Klischees des Italo-Schlagers und machen dabei richtig gut Musik. Ist das Ernst gemeint? Unklar. Jedenfalls gibt es eine überzeugte Fan-Gemeinde, die jede Zeile mitsingen kann. Sie werden bestimmt auch an diesem Samstagabend da sein, wenn die Musiker um 23 Uhr am Königsten
platz auftreten. Schlager: Ja oder Nein? Auf dem Rathausplatz ist diese Frage schnell geklärt. Hier tanzen bei der großen Freiluft-Disko Hunderte mit. Egal, was gerade läuft. Zu alten Hits der Münchner Freiheit genauso wie zu „Macarena“.
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Augsburg-Liebe in 3D
Leo Dietz, Szene-Gastronom und CSU-Stadtrat, ist ein Lokalpatriot. Das merkt man auch bei den Sommernächten. Er hat einen fünfminütigen 3-D-Film programmieren lassen, der an die Fassade seines Lokals „Peaches“in der Maximilianstraße projiziert wird. In dem Film kommt alles vor, was für Augsburg steht: der Kasperl aus der Puppenkiste, Bertolt Brecht, der FC Augsburg, die Panther, die großen Feste. Am Anfang zucken manche noch erschrocken zusammen – wenn es aussieht, als ob die Fassade in sich zusammenbrechen würde. Doch angesichts einer sich drehenden goldenen Zirbelnuss wird dann schnell klar: Hier wird Augsburg-Liebe zelebriert. Wer es sehen und mitreden will: Die Show läuft um 22.15, 23 und 23.55 Uhr – damit pünktlich um Mitternacht wieder Schluss ist.
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Der Handy-Crash Ein Gesprächsthema: Die HandyNetze hielten dem Ansturm nicht stand. Weil jeder Fotos und Videos hochladen oder verschicken wollten, ging das Netz zeitweise in die Knie. Zumindest bei der Datenübertragung. Überall das gleiche: Kreiselnde Symbole auf dem Bildschirm, warten. Eigentlich die Gelegenheit, mal wieder ohne Facebook, Instagram & Co. zu feiern. Oder?
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Schöner als München?
Und dann ist da noch die alte Rivalität zwischen Augsburg und der Landeshauptstadt, die natürlich auch auf den Sommernächten ein Thema ist. München hat Tollwood und die Wiesn. Aber solche Sommernächte? „Viel schöner als München“, findet Tatjana, die sich mit ihrer Freundin Julia an den plätschernden Herkules-Brunnen gesetzt hat.
Von den Sommernächten berichten Jörg Heinzle und Elena Winterhalter. Fotos von Bernd Hohlen, Klaus Rainer Krieger, Stefan Puchner und Silvio Wyszengrad.