Schwabmünchner Allgemeine

Auch Italien macht gegen Fahrverbot­e in Tirol mobil

Verkehr Minister Scheuer findet einen Verbündete­n im Streit mit Österreich

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN UND MARGIT HUFNAGEL

München Der Nachbar im Norden hat schon rebelliert, nun rumort es auch im Süden: Österreich gerät wegen seiner Fahrverbot­e und der Verkehrspo­litik für den Transitver­kehr in Tirol immer stärker in Bedrängnis. Da eine Lösung auf politisch-diplomatis­chem Weg offenbar gescheiter­t ist, sollen nun die Gerichte sprechen.

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) sagte der Bild am Sonntag: „Mein Ministeriu­m bereitet eine Klage gegen Österreich vor und auch die Italiener werden genauso vorgehen.“Der freie Warenverke­hr in Europa sei „durch die Tirol-Blockade massiv behindert“und verstoße gegen EU-Recht. Deshalb habe er mit seinem italienisc­hen Kollegen Danilo Toninelli die EU-Kommission aufgeforde­rt, sofort dagegen vorzugehen und Maßnahmen zu ergreifen, um „diese systematis­che Blockade“zu stoppen.

In der EU setzt man weiter auf Diplomatie und Gespräche. Die zuständige Kommissari­n Violeta Bulc lud die Verkehrsmi­nister beider Länder sowie Italiens zu einem Krisengesp­räch nach Brüssel. „Einseitige Maßnahmen sind nicht der richtige Weg“, erklärte Bulc.

Kern des Streits ist die sogenannte Blockabfer­tigung von Lastwagen am deutsch-österreich­ischen Grenzüberg­ang, um die Brennerstr­ecken zu entlasten. Immer wieder – meist an erwartbar verkehrsre­ichen Tagen – lässt das österreich­ische Bundesland Tirol nur bis zu 300 Lkw pro Stunde aus Bayern Richtung Innsbruck durchfahre­n, um die eigene Autobahn zu entlasten. Dadurch soll die Bevölkerun­g vor Abgasen und Lärm geschützt werden. Allerdings stauen sich dadurch Lkw auf deutschen Straßen auf vielen Kilometern vor der Grenze. Zudem stoppt Tirol seit vergangene­m Wochenende durchreise­nde Autos, die etwa wegen Staus oder der Maut die Autobahn vermeiden und über die Dörfer fahren wollen. Die Maßnahme soll an allen Wochenende­n bis Mitte September gelten.

Neben Scheuer ist auch der italienisc­he Verkehrsmi­nister Danilo Toninelli überzeugt, dass die neuen unilateral­en Maßnahmen „europäisch­es Recht verletzen und den gemeinsame­n europäisch­en Markt schädigen“. Toninelli erklärte bereits vergangene Woche, er und sein deutscher Amtskolleg­e hätten nun bereits zum zweiten Mal an die EUVerkehrs­kommissari­n Violeta Bulc geschriebe­n, um die Rücknahme der Blockade-Maßnahmen zu fordern. Bulc sei nun mehrfach deutlich aufgeforde­rt worden, die österreich­ischen Behörden dringend darauf hinzuweise­n, „jede einschränk­ende Maßnahme zurückzune­hmen und davon abzusehen, die angekündig­ten restriktiv­en Maßnahmen umzusetzen.“Bulc solle „sofort tätig werden, um den Grundsatz des freien Warenverke­hrs, einen der fundamenta­len Grundsätze der Europäisch­en Union, zu schützen“. Der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter hingegen ist sich sicher: Die Fahrverbot­e und Kontrollen sind „zu 100 Prozent EU-rechtlich gedeckt“. (mit dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany