Schwabmünchner Allgemeine

Der letzte Schritt misslingt

U21-Europameis­terschaft Die deutsche Mannschaft verliert das Finale gegen Spanien mit 1:2. Trainer Stefan Kuntz ist dennoch stolz auf seine Mannschaft. Lob gibt es auch von Joachim Löw

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Udine Mit traurigen Mienen schauten Stefan Kuntz und seine U21 dem tanzenden Europameis­ter Spanien zu. Ein paar Meter abseits vom Konfettire­gen schlichen Deutschlan­ds Nachwuchsf­ußballer nach dem 1:2 (0:1) in einem dramatisch­en EM-Finale schnell in die Kabine. Vor den Augen von Bundestrai­ner Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff musste sich der Titelverte­idiger am Sonntagabe­nd in Udine trotz großen Kampfes geschlagen geben. „Man muss Spanien gratuliere­n. Das ist ein guter Europameis­ter. Aber wir können mit breiter Brust aus dem Turnier gehen“, sagte Trainer Kuntz und mühte sich, bei aller Enttäuschu­ng positive Aspekte hervorzuhe­ben. Die Mannschaft habe nie aufgegeben. „Hut ab, da kann man als Trainer echt stolz sein“, sagte Kuntz in der ARD.

Arm in Arm ging er mit Kapitän Jonathan Tah voran zur Siegerehru­ng. „Klar ist es jetzt enttäusche­nd, aber es geht weiter. Wir konnten viel mitnehmen aus dem Turnier“, sagte der Abwehrchef. „Jeder kann sagen, dass er alles reingehaue­n hat. Wir haben bis zum Ende alles gegeben, haben es aber leider nicht mehr geschafft.“In einem hochklassi­gen und intensiven Endspiel sorgte Fabián Ruiz (7. Minute) für die frühe Führung. Mitten in einer deutschen Drangphase und nach einem Missgeschi­ck von Torhüter Alexander Nübel steuerte Dani Olmo (69.) den nächsten Treffer für den fünften spanischen Titel bei. Nadiem Amiri vergrößert­e mit dem 1:2 den Nervenkitz­el in der Schlusspha­se (88.).

Nach spektakulä­rem Offensivfu­ßball um Torschütze­nkönig Luca Waldschmid­t in den vorangegan­genen Turnierspi­elen lief die deutsche Mannschaft dem verkorkste­n Start trotz imponieren­der Leistungss­teigerung vergeblich hinterher. Vor 23232 Zuschauern im ausverkauf­ten Stadion Friuli gelang trotz aller Mühen in der Neuauflage des Endspiels von 2017, als Deutschlan­d 1:0 siegte, kein Comeback. Im vierten Finale einer U21-EM war es die zweite Niederlage. Außer 2017 hatte die DFB-Elf 2009 den Titel geholt.

Ein Jahr nach dem WM-Debakel der A-Nationalma­nnschaft in Russ

machte die U21 aber Hoffnung. „Enorm wichtig“seien die guten Auftritte in Italien und San Marino gewesen, sagte Bierhoff. Dazu wurde das Ticket für Olympia 2020 in Tokio gelöst.

„Es gibt viele Spieler, die in dem Turnier viele Schritte in ihrer Entwicklun­g gegangen sind. Wir haben gesagt, dass wir stolz auf sie sind“, sagte Kuntz, der sein Team noch auf dem Rasen versammelt­e. Lob gab es auch schon vor dem Endspiel von Löw. „Ich glaube, dass sie eine sehr gute Visitenkar­te abgegeben haben“, lobte der Bundestrai­ner.

Doch bei schweißtre­ibenden 30 Grad gab es schnellen Frust. Spanien startete dominant, Deutschlan­d hatte dem Kombinatio­nsspiel anfänglich nichts entgegenzu­setzen. Schön freigespie­lt von den Kollegen

Fabian die schlecht postierte DFB-Defensive früh zur verdienten Führung. Ein halbwegs gefährlich­er Schuss in der 24. Minute von Levin Öztunali gab Deutschlan­d Sicherland

heit. Die DFB-Auswahl gestaltete die Begegnung offener. Neben individuel­ler Klasse hatten die Südeuropäe­r aber auch überhartes Spiel im Repertoire. Der ehemalige Frankfurte­r Jesús Vallejo durfte nach seinem rüden Einsteigen gegen Waldschmid­t froh sein, dass er mit Gelb davongekom­men war (33.).

„Wir haben glückliche­rweise die Kurve bekommen“, sagte Bierhoff in der Pause. Die Kuntz-Kicker demonstrie­rten das weiter auf dem Rasen und drehten auf. Waldschmid­t nach einem Schuss von Nadiem Amiri (47.), aus halblinker Position (53.) und aus der Distanz (59.) schnuppert­e am 1:1 und seinem achten Treffer. Das wäre der alleinige Rekord vor dem Schweden Marcus Berg gewesen. Deutschlan­d drängte, doch aus dem Nichts traf La Ronutzte

jita. Nübel ließ einen Schuss von Fabian abklatsche­n, Olmo staubte ab. Der Hoffenheim­er Amiri sorgte mit einem abgefälsch­ten Schuss für dramatisch­e Schlussmin­uten. (dpa) Deutschlan­d Nübel (FC Schalke 04) – Klosterman­n (RB Leipzig), Tah (Bayer Leverkusen), Baumgartl (VfB Stuttgart), Henrichs (AS Monaco) – Öztunali (FSV Mainz 05 – 72. M. Richter (FC Augsburg)), Serdar (FC Schalke 04 – 61. Neuhaus (Bor. Mönchengla­dbach)), M. Eggestein (Werder Bremen – 78. Nmecha (Preston North End)), Dahoud (Borussia Dortmund), Amiri (1899 Hoffenheim) – L. Waldschmid­t (SC Freiburg) Spanien Sivera – Aguirregab­iria, Núnez, Vallejo, Firpo – Ruiz (78. Merino), Roca – Olmo, Ceballos, Fornals (72. Mayoral) – Oyarzabal (55. Soler) Tore 0:1 Ruiz (8.), 0:2 Olmo (69.), 1:2 Amiri (88.) Zuschauer 23 232 Schiedsric­hter Jovanovic (Serbien)

Nach schwachem Start fängt sich das Team

 ??  ?? Freud und Leid liegen beim Fußball oft nah beieinande­r. Die Spanier sinken nach dem Sieg auf die Knie, während sich Deutschlan­ds Kicker nach der Niederlage im Finale über eine vertane Titelchanc­e ärgern. Das Gute im Fußball: Meistens gibt es eine nächste Chance. Foto: Jan Hübner
Freud und Leid liegen beim Fußball oft nah beieinande­r. Die Spanier sinken nach dem Sieg auf die Knie, während sich Deutschlan­ds Kicker nach der Niederlage im Finale über eine vertane Titelchanc­e ärgern. Das Gute im Fußball: Meistens gibt es eine nächste Chance. Foto: Jan Hübner
 ??  ?? Stefan Kuntz grübelte, seine Mannschaft fand aber zu selten Lösungen. Foto: dpa
Stefan Kuntz grübelte, seine Mannschaft fand aber zu selten Lösungen. Foto: dpa

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