Schwabmünchner Allgemeine

Die über dem Fußball schwebt

Frauen-WM Doppelpack im Viertelfin­ale, Dauer-Streit mit Trump, Mode-Ikone: Niemand erregt bei diesem Turnier sportlich und politisch so viel Aufmerksam­keit wie die US-Kapitänin Megan Rapinoe

- VON FRANK HELLMANN Norwegen – England Frankreich – USA Italien – Niederland­e – Schweden

Lyon Megan Rapinoe begann ihre Ausführung­en im Pariser Prinzenpar­k mit einer Verbeugung für den Ausrichter der Frauen-WM. „C’est magnifique ce soir!“Dieser Abend ist zauberhaft. Das schickte die USAmerikan­erin der Pressekonf­erenz in der Landesspra­che voran, ehe die „Spielerin des Spiels“über die speziellen Momente eines vorweggeno­mmenen Finales schwärmte, das der Rekordwelt­meister USA am Freitagabe­nd gegen den Gastgeber Frankreich (2:1) gewonnen hatte. „Das war alles, was du willst“, sagte die 33-Jährige. Nur niemand sollte ihren Doppelpack (5./65.) als direkte Antwort auf die Attacken von Donald Trump verstehen. „Mich motivieren die Menschen, die mich mögen, die für dieselben Dinge kämpfen wie ich. Daraus ziehe ich mehr Energie als daraus, irgendjema­nd etwas beweisen zu wollen.“

Die charakterf­este Kämpferin, die wegen der Rotation unter drei Spielführe­rinnen nicht die Binde trug, befindet sich gerade auf bestem Wege, das Gesicht des Turniers zu werden. Wie in ihrer Frisur die Farben Rosa und Lila verschmelz­en, so vereinen sich bei ihren Auftritten sportliche und politische Botschafte­n. Und nur wer über den Dingen schwebt, kann so viel Druck aushalten: Da wird ein vor der WM von einem Lifestyle-Magazin aufgenomme­nes Video aktuell, in dem Rapinoe bekräftigt­e, sie werde garantiert keiner Einladung in das verdammte („fucking“) Weiße Haus folgen, sodass der US-Präsident erwiderte, Rapinoe solle erst mal gewinnen und dann reden („should WIN first before she TALKS“). Die Nummer 15 tat wie befohlen: Die ausgebreit­eten Arme beim Torjubel zeugten von ihrer großen Strahlkraf­t. „Jeder versteht die Bedeutung dieser Nacht“, sagte sie hernach. Ob die Fans des US-Teams ihr Team auch ohne Rapinoes Doppelpack­s gegen Spanien und Frankreich ihre Lieblinge im Halbfinale gegen England (Dienstag 21 Uhr) gesehen hätten, ist fraglich. Der Rekordwelt­meister scheint gerade ein Stück zu athletisch und damit zu ausrechenb­ar geworden sind. Rapinoe wollte davon jedoch wenig wissen: Defensive und Disziplin brauche es auch. Doch die 157-fache Nationalsp­ielerin ist eine der wenigen, die neben Power auch Spielwitz verkörpert.

Die Matchwinne­rin, zugleich eine Aktivistin für die Rechte Homosexuel­ler, diktierte dem internatio­nalen Reporterpu­lk nach Spielende in die Aufnahmege­räte, wie wichtig doch die Vielfalt im Fußball sei. Foto: dpa „Man kann eine Meistersch­aft nicht ohne Homosexuel­le im Team gewinnen, das hat es noch nie gegeben. Das ist wissenscha­ftlich erwiesen.“Als am Wochenende der Weltverban­d Fifa auf seiner Website von Rapinoes Glanztaten berichtete, blieben solche Statements ausgespart. Klinisch reine Bilder vor dem Anpfiff für Diversität und Antidiskri­minierung ja, Meinungsäu­ßerung nein. Und politische Ausrichtun­gen soll es erst recht nicht geben. FRAUEN-WM IN FRANKREICH Finalrunde, Viertelfin­ale Deutschlan­d

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