Schwabmünchner Allgemeine

Härtester der Harten

Ironman Jan Frodeno gewinnt in Frankfurt und bringt sich in die Favoritenr­olle für die WM. Das Frauen–Rennen endet bei tropischen Temperatur­en auf dramatisch­e Weise

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Frankfurt am Main Eisenmann Jan Frodeno hatte nach seinem dritten EM-Triumph ganz weiche Knie. Im Ziel vor dem Frankfurte­r Römer sank der Triathlon-Triumphato­r völlig ausgelaugt zu Boden und konnte auch den innigen Siegerkuss seiner Ehefrau Emma kaum genießen. „Das war eines meiner schönsten Rennen, aber am Ende auch ein wirklich harter Kampf“, sagte der von den Strapazen sichtlich gezeichnet­e Frodeno nach seinem Sieg bei der Ironman-Hitzeschla­cht in der Main-Metropole. „Ich bin happy, aber auch total erschöpft.“

Ein Hitze-Drama gab es beim Frauen-Rennen. Die in Führung liegende Amerikaner­in Sarah True torkelte auf den letzten Kilometern und brach 1000 Meter vor dem Ziel entkräftet zusammen. Sanitäter trugen die 37-Jährige von der Strecke und versorgten sie medizinisc­h. Den Sieg sicherte sich Skye Moench aus den USA, die Darmstädte­rin Daniela Bleymehl gab auf.

Auch Frodeno musste den Temperatur­en von knapp 40 Grad Tribut zollen. Erst bei der Siegerehru­ng, die sein von einer Radpanne und heftigen Magen-Darm-Problemen ausgebrems­ter Rivale Patrick Lange verpasste, konnte der zweimalige Ironman-Weltmeiste­r wieder lächeln. „Dafür lohnt es sich, aufzustehe­n“, sagte der 37-Jährige. In der Zeit von 7:56:02 Stunden verwies Frodeno den dreimalige­n Frankfurt-Sieger Sebastian Kienle um 3:59 Minuten klar auf Rang zwei und untermauer­te mit dem dritten EM-Sieg nach 2015 und 2018 eindrucksv­oll seine Ambitionen auf den WM-Triumph im Oktober auf Hawaii. Franz Löschke machte den Dreifachsi­eg der deutschen Triathlete­n nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 185,5 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen perfekt. Der für die TG Viktoria Augsburg startende Roman Deisenhofe­r wurde Neunter.

Es war der 14. deutsche Erfolg bei der 18. Auflage in Frankfurt, wo Doppel-Weltmeiste­r Lange den erhofften ersten Sieg in seinem Heimrennen deutlich verpasste. Der 32 Jahre alte Hesse quälte sich fast 52 Minuten nach Frodeno, der ihn wie Kienle auf der Laufstreck­e am Mainufer überrundet­e, als Elfter ins Ziel. „Es war nicht mein Tag“, sagte der Weltmeiste­r von 2017 und 2018. „Ich musste von Beginn an kämpfen. Dann kamen auch noch Pech und gesundheit­liche Probleme dazu. Deshalb bin ich ein bisschen stolz, dass ich das Ziel gesehen habe.“Dadurch hat Lange immerhin seinen WM-Startplatz sicher.

Vorjahress­ieger Frodeno, der die WM im Vorjahr wegen einer Stressfrak­tur in der Hüfte verpasst hatte, setzte Lange bei seinem Comeback über die Ironman-Distanz beim Schwimmen sofort unter Druck, und sich als Erster aufs Rad. Langes Rückstand betrug schon 1:37 Minuten. Kienle hielt sich im 25 Grad warmen Wasser für seine Verhältnis­se sehr gut und kassierte nur 2:10 Minuten. Sein Pech: In der Wechselzon­e verletzte sich der 34-Jährige an der Ferse und musste später vor dem Marathon behandelt werden.

Frodeno trat dann auch ordentlich in die Pedale. Kontinuier­lich baute der Weltmeiste­r von 2015 und 2016, der mit Ehefrau Emma und den beiden Kindern Lucca und Sienna in Spanien lebt, seinen Vorsprung vor Lange aus. Der musste auch den exzellente­n Radfahrer Kienle schnell passieren lassen und fuhr zur Hälfte des Radrennens schon rund sechs Minuten hinterher. Nach etwa 110 Kilometern ließ ein platter Vorderreif­en seine Siegträume endgültig platzen.

Zu Beginn des Marathons lag er fast eine halbe Stunde hinter Frodeno. Der hatte auf der Radstrecke eine Schrecksek­unde zu überstehen, als er sich in einer Kurve verbremste und bei einem kurzen Ritt durchs Feld seine Trinkflasc­hen verlor. Dreieinhal­b Kilometer vor dem Wechsel schloss Kienle dann auf, obwohl der Weltmeiste­r von 2014 im Hinterreif­en Luft verlor. In der Wechselzon­e musste sich Kienle einen Splitter aus der blutenden Ferse entfernen lassen.

Trotz der Blessur tauchte er 25 Kilometer vor dem Ziel noch einmal neben Frodeno auf, der sich wenig später aber wieder absetzte und als umjubelter Gewinner das Ziel am Frankfurte­r Römer erreichte. (dpa)

 ??  ?? Jan Frodeno blieb als Einziger aller Starter unter acht Stunden. Er sicherte sich bereits zum dritten Mal den EM-Titel. Das soll aber nicht der letzte Erfolg in diesem Jahr gewesen sein. Auch auf Hawaii will er noch triumphier­en. Foto: Thomas Frey, dpa
Jan Frodeno blieb als Einziger aller Starter unter acht Stunden. Er sicherte sich bereits zum dritten Mal den EM-Titel. Das soll aber nicht der letzte Erfolg in diesem Jahr gewesen sein. Auch auf Hawaii will er noch triumphier­en. Foto: Thomas Frey, dpa

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