Vinzenz Hartl überzeugt im Eiskanal
Kanuslalom Zwei Podestplätze bringen dem 18-jährigen Fahrer des gastgebenden Augsburger Kajak Vereins Platz zwei in der Gesamtwertung beim internationalen ECA-Cup. Dennoch hatte er in dieser Saison andere Ziele
Die jungen Kanuten waren zu beneiden. Bei Außentemperaturen von über 36 Grad Celsius im Schatten waren sie am Augsburger Eiskanal diejenigen, die sich stets eine kleine Abkühlung gönnen konnten. Da gab es dank vorgeschriebener Schwimmweste schon manchen Sprung ins kühle Nass. Allerdings nur auf der Jugendstrecke, denn der Olympiakurs am Eiskanal war den Wettkampffahrern aus 18 Nationen vorbehalten. Der Augsburger Kajak Verein (AKV) führte dort das fünfte Rennwochenende des Internationalen ECA Junior Slalom Cups aus, eine Rennserie für junge europäische Kanuslalom-Talente. Fast 400 Fahrten durch den Eiskanal gab es an den beiden Tagen zu beobachten.
Zuschauer verweilten allerdings hauptsächlich auf ihrem Weg zum Kuhsee für einige Zeit auf den Rasentribünen. „Eigentlich ist das Wetter zu schön. Die Leute sind alle beim Baden. Aber besser so als Regen“, gewann Organisationsleiterin Helga Scheppach, die an beiden Renntagen auch das Aushängen der 20 Wettkampftore verantwortete, der Hitze noch etwas Positives ab.
Für das beste Ergebnis für den gastgebenden AKV sorgte Kajakfahrer Vinzenz Hartl, der an beiden Renntagen Platz zwei in der Altersklasse Kajak-Einer U18 männlich eroberte. Durch diese Erfolge sicherte sich der 18-jährige Friedberger auch Platz zwei in der Gesamtwertung. Der Sieger vom Sonntag, der Tscheche Samuel Rouca, hatte am Vortag Platz drei erreicht. Doch weil sein Sieg mehr zählte als die beiden zweiten Plätze von Hartl, gab es für den AKV-Kanuten schließlich auch im Gesamtklassement Rang zwei.
Auf seiner Heimstrecke hatte Hartl zwei hervorragende Läufe gezeigt. „Die Strecke war gut gesteckt und flüssig zu fahren“, war Hartl schon am Samstag zufrieden. Am Sonntag im Finale, das er als Fünfter der Qualifikation erreicht hatte, nahm er sich vor, noch eine Schippe draufzulegen. „Da ist noch mehr drin. Ich gehe voll auf Angriff.“Gesagt, getan. Weil er diesmal auch Torstabberührungen vermied, musste er sich nur dem schnellen Samuel Rouca geschlagen geben.
Obwohl Hartl wie viele andere Augsburger Fahrer auch aus Termingründen nur in Augsburg startet, hält er die ECA-Serie für eine optimale Chance, dem Paddelnach
wuchs internationale Erfahrung zu bieten. „Da wird auf tollen und schweren Strecken gefahren“, so Hartl. Trotzdem blickt der AKVKanute mit ein wenig Wehmut auf seine Nationalmannschaftskollegen, die gerade bei der Europameisterschaft weilen. „Ein Platz in der Nationalmannschaft wäre in diesem Jahr mein Ziel gewesen, doch leider hat es ganz knapp nicht geklappt“, sagt Hartl. Die nationale Ausscheidung Ende April kam für ihn auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Ein paar Wochen, bevor für ihn das Abitur an der Augsburger Fachoberschule losging. Verbunden mit dem täglichen Wassertraining und seinem Einsatz für die Handballteams in Aichach und Friedberg „war es schon ein bisschen stressig“, räumt Hartl ein.
Das soll in der nächsten Saison besser werden. Hartl absolviert sein Bundesfreiwilligen-Jahr im Dienste des Bayerischen Kanu Verbands am Eiskanal – und will im nächsten Jahr erneut den Platz in der Nationalmannschaft angreifen. Die Spitzen
platzierungen im ECA Cup geben ihm Hoffnung. „Zudem kann ich wahrscheinlich auch ein bisschen mehr trainieren“, so Hartl.
Ebenfalls Plätze auf dem Podest gab es für die beiden Schwaben-Kanuten Philipp Süß und Vivika Diedam. Süß fuhr im Canadier-Einer U18 am Samstag auf Rang zwei, am Sonntag auf Rang drei, seine Vereinskameradin Diedam gewann das Sonntagsrennen im Kajak-Einer U16 weiblich. „Bei der Fahrzeit hatte ich schon ein gutes Gefühl, allerdings hatte ich zwei Torstabberührungen und wusste deshalb nicht, ob es reicht“, so die glückliche Diedam.
Zwei Jahre fällt der ECA-Cup in Augsburg aufgrund der Modernisierung der Olympiaanlage nun aus. Danach will AKV-Vorsitzende Melanie Martin das sportliche Highlight unbedingt wieder nach Augsburg holen. „Ich werde alles daransetzen, dass die europäische Jugend im Jahr 2022 hier wieder fahren kann. Bis zum Juni oder Juli sollte ja alles fertig sein, wenn die Kanuslalom-WM im September startet.“