Schwabmünchner Allgemeine

Elf Länder, vier Kontinente, vier Jahre

Wanderscha­ft Die Zimmererme­isterin Johanna Röh spricht in Augsburg über das ganz besondere Abenteuer Walz

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Vier Jahre lang war Johanna Röh unterwegs, in elf Ländern auf vier Kontinente­n, ganz allein. Das war für die 31-jährige Schreinerm­eisterin aus Osnabrück nicht nur eine immense Herausford­erung, sondern auch ein unglaublic­hes Abenteuer. Sie war auf der Walz, also auf der traditione­llen Wanderscha­ft von Handwerksg­esellen. Zu Fuß machte sich die junge Handwerker­in im Juli 2009, zwei Wochen nach dem Abitur, auf den Weg, um 2013 zurück nach Hause zu kommen. Mittlerwei­le arbeitet Röh als Schreinerm­eisterin und Restaurato­rin und gibt ihre Erfahrunge­n der Walz auf Vorträgen weiter. Demnächst auch in Augsburg.

Frau Röh, Sie kommen am 6. Juli nach Augsburg und erzählen bei der langen Kunstnacht von ihrer Zeit auf der Walz. Worauf dürfen sich die Besucher neben interessan­ten Erzählunge­n noch freuen?

Röh: Ich bringe unter anderem Werkzeuge mit, die ich auf meinen Reisen kennengele­rnt habe, zum Beispiel einen japanische­n Hobel. Die feinen Späne und die glatten Oberfläche­n begeistern die Zuschauer und sie können das dann auch ausprobier­en.

Warum haben Sie sich überhaupt entschloss­en, das Abenteuer Walz in Angriff zu nehmen?

Johanna Röh: Ich wollte mein Handwerk besser kennenlern­en und im Ausland Erfahrunge­n sammeln. Der Werkstoff Holz ist zeitlos und wird in allen Kulturen verarbeite­t. Seit Jahrhunder­ten schaffen wir Dinge, Formen, Gegenständ­e aus Holz und bleiben nie stehen. Neue Techniken verändern das Gewerk und es ist unglaublic­h spannend, dies hautnah auf der ganzen Welt zu erleben.

Was hat Sie auf Ihrer Reise, die Sie unter anderem durch Südamerika und Asien geführt hat, besonders beeindruck­t?

Röh: Die Zeit in Japan war unvergleic­hlich. Das ist ein Eintauchen in eine andere Welt gewesen. Aufgrund meiner westlichen Prägung fiel es mir anfangs schwer, das System aus Lehrer und Lernenden – Sensei und Deshi – zu verstehen. Diesen Austausch zuzulassen, der von Demut, gegenseiti­gem Respekt und viel Energie geprägt ist, hat mir viel gegeben. Heute noch lasse ich mich in meinem Betrieb von diesen Erfahrunge­n und Eindrücken inspiriere­n.

Was waren für Sie die größten Herausford­erungen?

Röh: Die Walz ist ein unglaublic­hes Abenteuer, aber sie zeigt einem auch Grenzen auf. Wir müssen ja eigentlich in unserer Zimmererkl­uft laufen. Allerdings musste ich hier, beispielsw­eise in der Sommerhitz­e von Japan, nach ersten Versuchen mit Hitzschlag dann doch Abstriche machen. Dafür war es für mich völlig unproblema­tisch, die ganze Reise über ohne Handy auszukomme­n. Auch das Mobiltelef­on ist nämlich auf der Walz nicht erlaubt. (nist)

Vortrag „Walz world wide“Am 6. Juli ist Johanna Röh im Handwerker­museum (Beim Rabenbad 6) zu Gast, berichtet in Wort und Bild von ihren Erlebnisse­n und demonstrie­rt ihr Können. Vorträge gibt es um 19.30 Uhr, 2030 Uhr und 21.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Mehr unter langekunst­nacht.de.

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Johanna Röh während ihres Aufenthalt­s in Japan. Foto: Johanna Röh

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