Viel Applaus für Jesus Christ Superstar
Theater Nach der Premiere auf der Freilichtbühne bekommen vor allem Regie und Bühnenbild reichlich Lob. Beim fast nackten Kaiphas im Pool scheiden sich allerdings die Geister
Ein lauer Sommerabend, die wunderbare Kulisse am Roten Tor und die Premiere von „Jesus Christ Superstar“– was will man mehr. Bis auf wenige Restplätze ist die Freilichtbühne ausverkauft, und dem Schlussapplaus nach zu urteilen sind die Zuschauer begeistert. Schon 2006/2007 stand das Webber-Musical auf dem Programm, damals kamen 62000 Besucher in zwei Spielzeiten und jubelten Thomas Peters (Jesus) und Andy Kuntz (Judas) zu. Letzterer hat sich einige Tage Auszeit in Füssen gegönnt und kommt zur Premiere am Samstag ans Rote Tor. Er lobt: „Eine großartige Regiearbeit von Cusch Jung“, so der 56-jährige Sänger, der im Herbst mit „American Idiot“und der Musik von Green Day im Münchner Prinzregententheater zu erleben ist. Er findet die Stimmen der Hauptdarsteller in der Fuggerstadt gut, vor allem nach der Pause habe sich die Wirkung des Stückes voll entfaltet. Für das Schlussbild, als das große Leuchtkreuz langsam nach oben fährt, empfindet er sogar Bewunderung. „Fast jeder andere Regisseur hätte diesen Knaller wegen des Effekts schon früher gebracht.“Aber gerade das mache die große Wirkung aus. Alles paletti? „Die Übersetzung ins Deutsche ist für mich grenzwertig.“
Gute Stimmen? Nein, widerspricht Erwin Hammer, ehemaliger technischer Direktor des Theaters, der mit seinem Enkel Michael Kisch (26) gekommen ist. „Die Hauptakteure waren in der Aufführung von 2006/2007 besser“, so der 83-Jährige. Davon abgesehen hätte er gerne wieder große italienische Opern auf dem Areal. Sein Enkel ist nachsichtiger. Zwar findet er Jesus (Markus Neugebauer) und Judas (David-Michael Johnson) eher schwach, dafür hat ihn Maria Magdalena (Sidonie Smith) entschädigt, sie sei wunderbar.
Fritz Schwarzbäcker und Ehefrau Marion sagen: „Wir finden es nett.“Manchmal sind ihnen einige Szene wie die des leicht bekleideten Kaiphas (Christopher Ryan) im Pool zu slapstickartig und erinnern sie mehr an die Monty Pythons als an ein Musical, das die Leidensgeschichte von
Jesus erzählt. Volles Lob aber für die Technik und das Bühnenbild, das habe ihnen besser gefallen als bei der Aufführung 2006/2007, die der damalige Intendant Ulrich Peters inszeniert hat. Was Schwarzbäcker ärgert, ist die Tatsache, dass es keine Konzerte mehr von Haindling, Hubert von Goisern oder anderen Künstlern am Roten Tor gibt. „Auf der einen Seite bewerben wir uns für das Weltkulturerbe, auf der anderen Seite ist man so kleingeistig.“
Marlies Lechner ist mit Manuela Marquart und Sabine Romano ans Rote Tor gekommen. Ihr Fazit: „Man hat oft das Gefühl, dass sich Sänger und Chor gegen das Orchester durchsetzen müssen. Allerdings ist sich das Trio in einem Punkt einig: „Uns hat es alles in allem doch sehr berührt.“
Wie auch Judith Winkler-Koch. Sie ist mit Mann und ihren beiden Söhnen aus Lauingen angereist. Bei dem Auftritt von Kaiphas im Planschbecken mit knapp bekleideten Girls scheiden sich die Geister.
Judith Winkler-Koch hat sie nicht gefallen, ihre Buben sind begeistert. Vor allem nach der Pause findet die Aufführung volle Zustimmung. Nicht so die Parksituation vor dem Gelände. „Wir sind herumgeirrt, da sollte man dringend nachbessern“, fordern die Lauinger.
Die nächste Vorstellung von Jesus Christ Superstar steht am Dienstag, 2. Juli, 20.30 Uhr, auf der Freilichtbühne auf dem Spielplan. Am 27. und 28. Juli gibt es ein Wiedersehen mit Chris Murray (Herz aus Gold), der dann den Judas singt. Am Donnerstag, 18. Juli und am Samstag, 27. Juli, bietet das Theater Vorstellungen für Blinde und sehbehinderte Menschen mit Audiodeskription an. Die Mitnahme von Führhunden ist dabei möglich. Um Reservierung beim Besucherservice wird gebeten.
Karten für alle Vorstellungen bis 28. Juli gibt es beim Besucherservice am Rathausplatz, Telefon 0821/3244900 oder unter staatstheater-augsburg.de/ Karten.